Bei wissenbloggt wird sich regelmäßig über die Ungleichheit aufgeregt, zuletzt vor einer Woche in Je reich, desto arm.
Da ging es um einen Oxfam-Bericht, nach dem die 62 reichsten Menschen
genauso viel besitzen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Jetzt berichteten die deutschen Medien über die deutsche Umverteilung
von unten nach oben (Bild: geralt, pixabay).
Demnach hat sich die Kluft zwischen arm und reich über die Jahre hinweg
deutlich vertieft. Die reichsten 10% der Deutschen besitzen mehr als
die Hälfte des gesamten Vermögens, die ärmsten 50% der Bevölkerung
verfügen dagegen über immer weniger Vermögen.
So steht es am 25.1. in ZEIT ONLINE. Soziale Ungleichheit : Vermögen in Deutschland sind immer ungleicher verteilt: In
Deutschland wächst die Kluft zwischen arm und reich. Laut einem
Medienbericht verfügen zehn Prozent der Haushalte über mehr als die
Hälfte des Vermögens im Land.
In der Version der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom selben Tag heißt es Vermögensverteilung – Kluft zwischen Reich und Arm größer als vor 20 Jahren: Mehr
als die Hälfte der Deutschen hat vor allem Schulden, die reichsten zehn
Prozent bauen ihren Anteil am Gesamtvermögen aus. Schon erklingt der
Ruf nach einer Vermögenssteuer wieder.
Die Süddeutsche Zeitung macht wieder am selben Tag daraus Soziale Ungleichheit – Deutschlands Arme werden immer ärmer.
Die Aussagen beziehen sich auf eine neue Einkommens- und
Verbraucherstichprobe des Statistischen Bundesamtes, die das
Bundesarbeitsministerium in den 5. Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung einfließen lassen will, der dies Jahr veröffentlicht
werden soll.
Die Daten werden seit 1998 erhoben, damals hatten die reichsten 10% nur
45% des Vermögens und die unteren 50% noch 3% (d.h. da gleichen sich
Guthaben und Schulden fast aus). 2008 lag der obere Wert bei 53%, 2013
bei 52% und der untere bei 1%, aber jetzt geht es nur noch in die
falsche Richtung.
Die Zahlen sind sogar untertrieben, denn es gibt Lücken bei der
statistischen Erfassung von Kapitaleinkommen wie Zinsen, Dividenden oder
Spekulationsgewinnen. An der europäischen Steuerflucht-Billion hat
Deutschland dafür den größten Anteil, und um das Maß vollzumachen, ist
der Anteil der Grund- und Immobilienbesitzer bei der deutschen
Bevölkerung im Vergleich zum Euro-Raum eher niedrig.
Und: Das Bundesarbeitsministerium wies am Montag in Berlin auf die
"begrenzte" Aussagekraft der Daten hin, unter anderem, weil "die
reichsten Haushalte nicht erfasst werden". Milliardäre und Millionäre
nehmen kaum an Umfragen teil.
Man darf füglich davon ausgehen, dass die reichsten 10% mehr als 60%
des Vermögens besitzen, wie andere Werte lauten. Interessant ist dabei,
dass die Staatsschulden nie in die Rechnung eingehen, obwohl die auch
auf den Bürgern lasten. Wenn die eingerechnet werden, haben die unteren
50% längst weniger als 0% Anteil am Vermögen, während es nach oben hin
wenig Unterschied macht. Und da brüstet sich unser Finanzminister mit 12
Mrd., die zufälligerweise noch nicht ausgegeben wurden?
Das war das Dümmste, was er machen konnte. Dann das weckt
Begehrlichkeiten, und am Ende werden die 12 Mrd. wahrscheinlich mehrmals
ausgegeben. In den USA wird das seit Jahren so gemacht.
Bei HaushaltsSteuerung.de kann man unter Schuldenuhr zur Staatsverschuldung der USA
eine Tabelle sehen, neben der sogar die griechischen Zahlen verblassen.
Die Staatsschulden der USA wachsen und gedeihen in ganz anderen
Maßstäben – Staatsschuld und Zunahme sind in Billionen Dollar, die
Einwohner in Millionen:
Die Zahlen zeigen die Bevölkerungsexplosion der USA mit 1% Zunahme pro
Jahr und die noch schnellere Schuldenexplosion. Die sagenhaften Schulden
von 18,9 Billionen Dollar bedeuten über 100% BIP und das 8-fache der
deutschen Schuldenlast (mit deutschen 80% BIP). Atemberaubend ist vor
allem die Zunahme der Schuldenlast von jährlich 15% in 2008-2010 und nun
immer noch fast 5%.
Das heißt, der US-Haushalt ist noch mehr schuldenfinanziert als der deutsche. In US-Bundeshaushalt: Einnahmen, Ausgaben und Überschüsse/Defizite
sieht man die auseinanderklaffende Kurve zwischen Staatseinnahmen und
-ausgaben, die auf noch schlechtere Zahlen für die Zukunft hindeuten.
Die Staatsschulden sind nicht nur die zweite Armmachfront, weil sie die
Armen viel mehr belasten als die Reichen, die ja nicht auf staatliche
Leistungen angewiesen sind. Sie bedeuten zugleich Systemrisiken, die bei
Zero Hedge gewohnt knallig als "Wahrheitsbombe" bezeichnet werden: The Ultimate "Truth Bomb" – The East Knows The West Is Bankrupt (24.1.).
Nach dieser Verschwörungstheorie warten Russland und China bloß auf den
Zusammenbruch des Westens. Der westliche Bankrott stehe bevor, weil
alle Reserven aufgebraucht seien und das Finanzsystem im roten Bereich
laufe, während die Realwirtschaft schrumpfe. Die Zeit sei reif für die
Finanzattacke auf alles Amerikanische.
Man muss nicht gleich in solche Hysterie verfallen, aber die Zeichen
stimmen sehr bedenklich. Das hat alles miteinander zu tun. Der Reichtum
der einen, die Armut der anderen und die notleidenden Staatskassen. Und
die Risiken, die durch hohe Staatsausgaben geschaffen werden, ohne dass
entsprechende Steuern erhoben werden.
Darin sind die USA derzeit noch einen Schritt weiter als Deutschland.
Aber was die USA mit ihren Kriegsausgaben schaffen, bringt Deutschland
auch anders zuwege. Unser Land ist enorme Verpflichtungen eingegangen
durch die Eurorettung und die Asylantenhilfe, und das dürfte sich bald
in neuen Staatsschulden niederschlagen.
Und selbstverständlich werden die Lasten nur der Allgemeinheit incl.
den 50% Besitzlosen aufgebürdet und nicht den reichen Systemprofiteuren.
Und selbstverständlich wird die Steuer Arbeitseinkommen weiter mit 42%
belasten und Kapitaleinkommen mit 25%. Und die Vermögenssteuer wird
selbstverständlich nicht wieder eingeführt, na danke aber auch.
Nachtrag 27.1.: Ein Bick in den US-Staatshaushalt
zeigt die Probleme – zweitgrößter Etatpunkt ist die "Verteidigung" mit
517 Mrd. Dollar, und die Zinsen liegen bei 249 Mrd. Dollar pro Jahr. Die
Staatsanleihen werden von der US-Notenbank Fed, von China, Japan und
US-Fonds gehalten, siehe Haushaltskrise: Der größte Gläubiger der USA sitzt in Washington
(Werte von 2013). Wie nun auch in der Eurozone wird ein großer Teil der
Staatsanleihen durch Gelddrucken der Zentralbank übernommen. Hier wie
da eine unsolide Finanzierung, der keine realen Werte gegenüberstehen –
noch eine Belastung der Allgemeinheit. Noch mehr Belastung kommt dann,
wenn die Zinsen aus dem homöopathischen Bereich herauskommen. Dann
könnten bei den USA auch 500 Mrd. Zinsen fällig werden. Die Zahlen von Deutschland
sind kaum besser, auch da ist der Militäretat die Nummer 2 (!) und die
Zinsen für die Staatsschuld Nummer 3 mit knapp 25 Mrd. Euro. Bei
doppelten Zinsen würde das im Lauf der Zeit auf 50 Mrd. hochgehen.
Eine Menge anderes Material bei wb zum Thema Ungleichheit:
Megatrend Ungleichheit
Gegen die Armut
Ungleich gleich unwirtschaftlich
Ungerechtigkeit und Ungleichheit
Triumph der Ungleichheit
Versteckte Inflation
>>>>>Sehr
ungleich<<<<<
2014: Jahr der Ungleichheit