Die Flüchtlingsthematik sorgt für heftige Diskussionen, sei
es in den Medien, in den sozialen Netzwerken oder am Stammtisch.
Immer
mehr, auch unterschwellig hasserfüllte, Informationen werden gestreut,
um Stimmung zu machen. Eines ist klar, wenn man jemanden hasst, muss zuerst
die eigene Seele verletzt worden sein. Ist man selbst voller Gift, kann
man dann andere damit bewerfen. Ein Mensch voller Angst trägt oft viel
Hass in sich. Ein Mensch, der voller Angst ist, ist oft auch voller Wut. Angst
und Wut sind in Zeiten wie diesen mehr als genügend vorhanden. Die Orientierungslosigkeit
in der Politik hat unter anderem hierfür den Nährboden aufbereitet.
Steigende
Arbeitslosenzahlen, ein Mittelstand, der unter Abstiegsängsten leidet,
Gemeinden und Bürgermeister, die sich ungehört und alleine gelassen
fühlen mit der komplexen Flüchtlingsthematik u.v.m. Wir müssen
den Flüchtlingen unmissverständlich klarmachen, dass Freiheit auch
bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie die Verantwortung nicht
für sich selbst übernehmen, werden sie niemals stark werden, niemals
unabhängig, werden sie trotz in Freiheit zu sein niemals die Freiheit kosten
können. Deswegen wäre es wichtig, von Anfang an gerade die Frauen
zu stärken und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, damit Sprache und
Werte erlernt werden können. Der Grad der Freiheit wird an der Stellung
der Frau in der Gesellschaft gemessen. In den Gesellschaften, aus denen die
meisten Flüchtlinge kommen, ist es um den Stellenwert der Frau nicht gut
bestellt. Es gibt kein "Kismet" (Schicksal), wie vieles von Muslimen
immer umschrieben wird, sodass etwas als Schicksal oder Bestimmung hingenommen
werden muss. Wir müssen ihnen klarmachen, dass sie damit versuchen, die
Verantwortung auf etwas zu übertragen, was nicht existiert. Ob die Freiheit,
die sie nun haben, sie zu Höherem führt, werden wir erst in einigen
Jahrzehnten messen können.
Was jetzt schon bei einigen Flüchtlingen
ersichtlich ist: dass sie Freiheit mit Verantwortungslosigkeit und Zügellosigkeit
verwechseln. Genauso verantwortungslos ist es, alle Flüchtlinge über
einen Kamm zu scheren und Stimmung in die eine oder andere Richtung zu verstärken.
Freiheit kann nicht durch religiöse oder politische Autoritäten, wie
in vielen islamischen Ländern, erzwungen werden. Leute, die Angst machen,
haben selber viel Angst. Was wir brauchen ist Mut. Mut voller Angst zu sein,
aber sich nicht von ihr beherrschen zu lassen. Wir benötigen einen kühlen
Kopf, um uns so unaufgeregt wie möglich den gesellschaftlichen Herausforderungen
stellen zu können. Zur Erkenntnis, dass Agieren besser als Reagieren ist
und dass Angst fesselt, Freiheit aber Flügel verleiht, müssen zu allererst
unsere Politiker kommen!
Efgani Dönmez ist ehemaliger Bundesrat der Grünen.
Angst lässt sich nicht wegreden, sie lässt sich auch nicht einreden,
aber bereits vorhandene Angst kann verstärkt werden. Denn Menschen,
denen irgendwelche Umstände und Zustände Angst und Sorgen bereiten,
fühlen sich angenommen und unterstützt, wenn jemand ihre Ängste
und Sorgen teilt, sie fühlen sich zurückgestoßen, wenn ihre
Ängste und Sorgen nicht akzeptiert werden. Darum wirken als "Aufklärung"
gemeinte Anti-Angst-Argumente überwiegend angstverstärkend.
Die
im Sommer und Herbst 2015 losgebrochene Flüchtlingswelle über die
Balkanroute hat bei über 80 % der Bevölkerung deutlich Angst und Besorgnis
hervorgerufen. Die aktiven Vertreter einer Willkommenskultur sind eine kleine
Minderheit, die als Aufnötiger von neuen Belastungen, ja Bedrohungen wahrgenommen
werden, was dann zum Sinneseindruck führt: "ich soll allen helfen,
aber mir hilft keiner".
Menschen, die Angst haben, fühlen
sich missachtet und herabgesetzt, was ihre Ablehnung weiter verstärkt.
Aber die völlig weltfremde Klasse der "Gutmenschen" kann das
nicht einmal wahrnehmen, geschweige nachvollziehen. Den Strache und seine FPÖ
wird's freuen und die Gutmenschen können sich in ihrer Naivität und
ihrer sich selbst bestätigenden wunderbar guten Wunderwelt die wirkliche
Welt nicht mehr erklären.