Gerade jetzt häufen sich Verunglimpfungen der Freidenker und Gottlosen. Den
Gipfel bildet eine TV-Serie mit dem Titel "Gottlos - warum Menschen
töten" (siehe RTL 2 diskriminiert Gottlose).
Damit wird suggeriert, dass Gottlosigkeit zum Töten anderer Menschen
führt - als ob es nicht eher anders herum wäre. "Religion - warum
Menschen töten" wäre ein realistischer Titel.
In einem weiteren wissenbloggt-Artikel („Welt“ und SLpB diskriminieren Gottlose)
kann man die Religion als "Ressource ethischer Maßstäbe und Haltungen"
dargestellt sehen, Gottlosigkeit schaffe eine Distanz zur "Ordnung der
Bundesrepublik". Um die Beispiele vollständig zu machen, sei noch eine
christlich-linkspolitische Wallung erwähnt (Politische Kirchenliebe auch links hinten). Demnach verdankt man es Christen und Kirchen, dass es in Deutschland ethische und moralische Wertmaßstäbe gibt.
Ach so? Wer das glaubt, der ist mit dem wb-Artikel Leitkultur weitgehend unbekannt
nicht vertraut, oder zumindest nicht mit unserer tatsächlichen
Leitkultur. Was das Christentum für die geleistet hat, sieht man in dem
Bild oben – 1000 Jahre Stagnation. Erst als die chrisliche Leitkultur
des finsteren Mittelalters durch die moderne Leitkultur von
Wissenschaft, Technik und Menschenrecht abgelöst wurde, ging es wieder
aufwärts – wie die Texte rechts und unten eindrucksvoll klarmachen.
Damit nähert sich die Argumentation der Frage Duett oder Duell. Wie hängen Religion und Menschlichkeit wirklich zusammen?
Wenn ein wb-Eigenzitat erlaubt ist (aus Religion richtet schweren Schaden an): Gott,
Himmel, unsterbliche Seele, ewiges Leben usw. existieren nur in der
Vorstellung der Gläubigen. Das sind Phantasieprodukte, nichts als
religiöses Märchengut und vorwissenschaftliche Irrtümer. In der Realwelt
gibt es sowas nicht.
In Wirklichkeit ist Religion das Ergebnis menschlicher Kreativität.
Leute haben sich das ausgedacht, um andere Leute zu
instrumentalisieren, denen man einreden kann, es gäbe einen "Gott" und
"göttliche" Gesetze usw. Die "göttlichen" Regeln sind ein
menschengemachtes Diktat, das mit Höllenangst und Indoktrinierung unters
Volk gebracht wird, eine undemokratische und intransparente
Willkürausübung.
Wie kann die Religion dann Menschlichkeit beanspruchen, wenn über den
Menschenrechten der Gott mit seinen Gottesrechten steht? Zu den
göttlichen Gaben gehört ja eine mehr oder weniger strikte Versklavung
der Menschen, die vor ihm das Knie beugen und ihn als "Herr" titulieren
sollen. Was für eine Ressource von ethischen Wertmaßstäben ist denn das,
wenn nicht eine menschenverachtende?
Wer Gottesrechte über Menschenrechte stellt, betreibt Menschenverachtung und -erniedrigung. Bedauerlich,
dass diese Kunde bei vielen Religiösen immer noch nicht angekommen ist.
Doch in der religiösen Einflußsphäre liegen die Werte Wahrheit und
Vernunft darnieder. Es ändert nichts daran, wenn auch gute und schöne
Werte tradiert werden. Der Religion kann ja kein Urheberrecht dafür
eingeräumt werden, denn diese Werte kannten schon die alten Griechen.
Die Religion hat allenfalls dazu beigetragen, gewisse Werte
hochzuhalten, von denen die meisten inzwischen als patriachalisch
abgelehnt werden.
Das
betrifft den ganzen Komplex um die Exklusivrechte beim Begatten – da
zeigen sich Parallelen zu den Großaffen und den Löwen, die bis zum
Kindsmord an den Nachkommen anderer Männchen gehen. Diese Facette ist
von der Religion ausgelassen worden, aber das begründet noch längst
keinen Anspruch als humane Autorität.
Wer die Humanität wirklich vertritt, das sind die geschmähten
Gottlosen, wenn sie Humanisten sind. Humanismus kommt ohne
Himmelsversprechungen und Höllendrohungen aus. Beim Humanismus ist kein
eingebildeter Gott das Maß der Dinge, sondern der Mensch. Wer
menschengemäße ethische Ressourcen sucht, der wende sich an DIE HUMANISTEN.
Unter diesem Link sind die ausgearbeiteten Standpunkte zusammengefasst,
die das Fundament der Partei der Humanisten bilden sollten (die aber
inzwischen von einer Kurzform ersetzt wurden).
Wer eine Zusammenfassung der Gründe lesen mag, aus denen sich der
Überlebenskampf der christlichen Religion speist, ist mit dem wb-Artikel
Gott: Schnuller für Erwachsene gut bedient (incl. der ergänzenden Kommentare).
Und das Fazit? Das Duett Religion & Menschlichkeit hat so viele
Misstöne, dass es zu einem Duell wird. Religiöse haben kein legitimes
Recht, sich über Gottlose zu erheben. Dass es trotzdem geschieht, ist
ignorant, anmaßend und menschenverachtend.
Weiterer humoristischer Link: Gott von der Rolle