Vor 25 Jahren tobte ein furchtbarer Bruderkrieg vor unserer Haustüre.
Das Resultat von blindem Nationalismus, gepaart mit politischer Unfähigkeit
bescherte über hunderttausend Tote und noch mehr Flüchtlinge im ehemaligen
Jugoslawien.
Die EU glaubte das Problem durch Wegschauen lösen zu
können. 25 Jahre später schaut die EU nicht nur weg, sondern ist Teil
des Problems. Sie wäre aber gleichzeitig auch Teil der Lösung in der
Flüchtlingsfrage.
Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden,
dass es sich bei all den Konflikten, sei es in Syrien, Afghanistan, Nordafrika,
usw. um Krisen handelt. Krisen sind kurzfristig, meist regional begrenzt. Was
wir gegenwärtig an Klimaveränderungen, Ressourcenkonflikten und Terrorismus
erleben, sind mittlerweile Realitäten, auf die einzelne Länder noch
weniger Antworten haben werden als eine geeinte, starke EU. Die Werte der Aufklärung
wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit kann man am ehesten leben, wenn
man sich nicht von der Angst leiten lässt.
Wenn man mit sich selbst
im Einklang ist, dann ist man dies meist auch mit den Mitmenschen. Wenn man
sich selbst nicht mag, kann man kaum andere Menschen mögen. Wenn wir an
einem geeinten, starken Europa arbeiten wollen, müssen wir ständig
an uns selbst arbeiten. Wenn wir weniger Bürokratie und Fremdbestimmung
wollen, setzt dies Eigenverantwortung voraus und weniger Abhängigkeit von
sogenannten Verbündeten. Die USA sind Verbündete von Saudi Arabien,
der Türkei und der EU. Der Obmann der Österreichisch-Türkischen
Kulturgemeinde (TKG), Birol Kilic, brachte die Anschläge von Istanbul mit
folgender Aussage auf den Punkt: "Terrorismus ist eine internationale,
kannibalistisch sich vermehrende Pest, wovon jedes Land betroffen sein kann.
Niemand kann sagen: Es geht uns nichts an. Kannibalistisch deswegen, weil dieser
Terror auch diejenigen treffen wird, die hier im In- und Ausland diesen Terror
als Brandstifter vorbereiten, unterstützen und dann als Feuerlöscher
auftreten."
Vor der europäischen Haustüre haben sich Saudi
Arabien und die Türkei auf dem Balkan mit ihren Netzwerken und Milliarden
breitgemacht. Besonders durch die starke materielle und finanzielle Präsenz
der Saudis wird jene salafistische Strömung des Islams gesellschaftsfähig
gemacht, die den Nährboden für Terrorismus aufbereitet. Durch Perspektivenlosigkeit
und fehlenden Zukunftschancen werden gerade junge Menschen in die Hände
von Extremisten getrieben. Die EU macht dieselben Fehler wie vor 25 Jahren,
sie schaut auf dem Balkan weg. Was Angst macht, ist der Umstand, dass sich die
Geschichte, wiederholen könnte, weil mehr von der Angst Getriebene in den
Entscheidungsgremien agieren, als vom Leben Getragene.