Ringelspielwort zum Sonntag

Heute einmal nicht nur die kronenzeitungsliche kardinale Sonntagspredigt mit Gegenpredigt auf der atheistischen "Wort zum Sonntag"-Seite, sondern auch aus einem anderen Blatte ein "Wort zum Sonntag" nebst atheistischen Kommentaren.

Am 23.7.2016 waren in den OÖNachrichten von Pfarrer Stephan Prügl die folgenden sonntäglichen Worte zu lesen:

Um Hilfe beten
Zu allen Zeiten wussten sich Menschen in ein größeres Ganzes hineingehoben, das sie als das göttliche Geheimnis verehrten und an das sie sich betend und bittend wenden durften. Unser Gott, an den wir als Christen glauben, begegnet uns als dreifach Einer, der seinen Geschöpfen ein ursprüngliches "Woher" bedeutet, sie zu einem sinnerfüllten "Wohin" begleitet und ihnen ein auf Liebe bedachtes "Wozu" ins Herz legt. Echtes Beten und Bitten lebt von der Gewissheit, dass unser väterlicher und mütterlicher Gott weiß, was uns nottut und wir brauchen. Dessen dürfen wir uns hoffnungsvoll bewusst sein. Hier schon beginnt die Erfüllung der Bitten, weil das Vertrauen auf Gott, Menschen und uns selber gestärkt und aufgebaut wird. Damit lässt sich haltgebend leben.
1. Atheistischer Kommentar: Das funktioniert also vollautomatisch: Wer von seinem Gott überzeugt ist, egal ob ein- oder dreifaltig, der ist auch davon überzeugt, dass ihm das Gebet Halt im Leben gibt. Warum ist er überzeugt? Weil er von seinem Gott überzeugt ist. Also ein ganz einfacher Zirkelschluss, das ist so, weil ich daran glaube, dass es so ist und ich glaube, dass es so ist, weil es so ist, denn ich glaube daran.

Weitere Prügl-Worte: Im Bittgebet will es nicht nur um uns selber gehen, sondern auch um die anderen, deren Nöte, Sorgen und Schreie wir vor Gott hinbringen. So können wir sie auf deren Wegen begleiten, achtsame Solidarität zeigen und Taten folgen lassen, die mit Gottes Hilfe zustande kommen. Wir öffnen uns dafür, dass Gott uns in Dienst nimmt, damit Beten und Bitten wahrlich Wirkung haben können: Kranke Mitmenschen warten auf Besuch und Nähe, Gerechtigkeit und Frieden verlangen nach Schritten des Teilens und der Versöhnung.
2. Atheistischer Kommentar:  Aha, wenn wer wem hilft, dann tut er das, weil ihn Gott hilfreiche Taten tun lässt. Die kranken Mitmenschen sind in unseren Breiten fast alle bei einer der Pflichtkrankenkassen, die brauchen bei Krankheiten meistens keinen Gott, sondern einen Arzt oder ein Krankenhaus - bezahlt von der Krankenkasse. Wird schon sein, dass unheilbare Kranke fallweise zu Göttern beten. Das kostet nur Zeit, aber helfen tut das nicht. Und kranke Mitmenschen zu besuchen und nett zu ihnen sein, das geht auch ohne göttliche Begleitung, das kann man alleine machen. Wie der Herr Pfarrer seine und der anderen Nöte, Sorgen und Schreie vor Gott hinbringt, detailiert er nicht, welche Taten er mit Gottes Hilfe zusammengebracht hat, die er alleine nicht geschafft hätte, zählt er leider nicht einmal beispielhaft auf. Aber wenn er betet, dann hört ihm Gott einfach zu und damit weiß er, dass Gott weiß, was er für Probleme hat. Er hört zwar von seinem Gott nie was, aber das macht ja nichts, weil was er tut, kommt mit Gottes Hilfe zustande. Wenn Gott ihm nicht zugehört hätte, dann ging das ja gar nicht...

Abschließende Prügl-Worte: Einen Maßstab für richtiges Beten und Bitten gibt Jesus selber im Vaterunser, in dem er uns einstimmt in seine Grundgedanken: Gottes Name werde geheiligt und sein Reich komme! Darin wird Nächsten ihre Würde zuerkannt und echte Achtsamkeit eingefordert. Gottes Hoffnung für Menschen will so reale Wirklichkeit werden.
3. Atheistischer Kommentar: Im heutigen Sonntagsevangelium bringt der Jesus seinen Jüngern das "Vaterunser" bei. Und der Herr Pfarrer hat damit die Endlösung der Leidensfrage gefunden! Der geheiligte Gott gibt allen Leidenden sein Reich! Dadurch wird der Christengott reale Wirklichkeit! Dass die Hoffnung Gottes reale Wirklichkeit wird, bedarf des Glaubens und der Glauben bedarf der Hoffnung auf Gottes reale Wirklichkeit! So, das genügt, jetzt hören wir auf mit der Ringelspielfahrt!

Ringelspiel - auf so einer Einrichtung kann man seinem Gott ein ganzes Leben lang nachfahren, wenn man brav auf seinem Religionsdreiradler sitzen bleibt... (YouTube-Screenshot)