Konstanz. Die Humanistische Alternative Bodensee (HABO) lobt den baden-württembergischen
Justizminister Guido Wolf für seine Ankündigung, er wolle religiöse
Symbole aus den Gerichtssälen des Bundeslandes verbannen. Konkret bezog
sich der CDU-Politiker zunächst auf Kopftücher von Justizangestellten,
ergänzte aber, dass auch gut sichtbare Kreuze und Zeichen anderer Religionen
schon bald nicht mehr getragen werden dürften. Die Justiz stehe für
Unabhängigkeit und Neutralität, das müsse auch in religiöser
Hinsicht gelten, betonte der ehemalige Spitzenkandidat der Christdemokraten
bei der baden-württembergischen Landtagswahl, der eigentlich ein streng
christliches Weltbild verfolgt.
Dennis Riehle, Sprecher der HABO, zeigt
sich deshalb auch überrascht: "Noch nicht allzu lange ist die grün-schwarze
Landesregierung im Amt, da hätte ich gerade ein solches Signal überhaupt
nicht erwartet. Zumal beide Regierungsparteien und ihre zugehörigen Politiker
ja in Baden-Württemberg den Hang zu einem überaus konservativen Werteverständnis
haben. Und dass dann ausgerechnet von Guido Wolf ein solch klares Bekenntnis
für den Säkularismus in der Justiz ausgegeben wird, ist durchaus beachtlich.
Nicht einmal die Vorgängerregierung unter Grün-Rot hatte diesen Schritt
gewagt, obwohl man ihr allemal eher zugetraut hätte, sich für religiöse
Unabhängigkeit im Rechtsstaat einzusetzen".
Riehle zeigt sich
zwar überzeugt, dass die Aussage Guido Wolfs unter der gesamtgesellschaftlichen
Situation zu betrachten ist, in der vornehmlich ein Populismus gegenüber
islamischer Kleidung und Symbolen aufgegriffen wird. "Immerhin hat Wolf
die Chance aber nicht vertan, gegenüber allen Religionen deutlich zu werden.
Das ist im Endeffekt entscheidend, denn es geht nicht um die Diskriminierung
und ideologische Bestärkung von Vorurteilen gegen eine einzelne Überzeugung,
sondern um die Tatsache, dass weder Kreuze, noch Kopftücher, noch Kippas
bei staatlich Bediensteten in den Gerichtssälen etwas zu suchen haben.
Insofern ist Wolfs Ansicht lobenswert und sollte Vorbild auch in anderen Bereichen
des öffentlichen Lebens sein", so Riehle abschließend.
Anmerkung atheisten-info: Da staunt der Österreicher! Ein CDU-Politiker säubert die Gerichte von religiösen Zeichen! Das tut in Österreich kein Politiker, weil diese leben handlungsmäßig irgendwie immer noch in der allmächtigen katholischen Gegenreformation und setzen selbstverständliche Rechte eines formal säkularen Staates nicht gegen klerikale Traditionen durch. Kreuze hängen in vielen öffentlichen Einrichtungen: Gerichten, Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es diesbezüglich Demontagen gibt, ist vermutlich kleiner als dass Katholo-Politiker Kreuze in Banken, Postämtern und Einkaufszentren fordern könnten. Was sich z.B. daran zeigte, dass man am neuerrichteten Wiener Hauptbahnhof einen Gebetsraum einrichtete. Weil die Leute gehen ja wegen des Betens auf einen Bahnhof...