Ein kleiner Junge blickt ins Nichts: Omran Daqneesh aus Aleppo. Das Nichts
seiner Zukunft in einem Syrien des Krieges. Verloren sitzt er in der Ambulanz,
einer der vielen Kriegsverlierer. Sein Bild ging um die westliche Welt. Seine
Botschaft, manchmal im Kommentar zu lesen, manchmal im antrainierten Reflex
des Betrachters längst freigeschaltet: Der Russe war's, Assad war's. Lange
Jahre gut gerüsteter Medienarbeit zahlen sich aus: Schon die schlichte
Überlegung, dass es in jedem Krieg zwei Seiten gibt, ist dem gewöhnlichen
Medien-Konsumenten aus dem Hirn amputiert. Die Frage nach Beweisen, nach Umständen,
nach Ursachen gar, liegt ihm inzwischen so fern, wie die Entscheidungszentren,
in denen dieser Krieg gemacht wird.
(screenshot)
Tage
später, nachdem Omrans Foto seine Wirkung getan hat, gibt es in einigen
wenigen Medien, nicht mehr ganz vorn, eher hinten im Nebensächlichen, eine
Notiz zum Fotografen des anrührenden Kinderbildes: Es hat ein Mann geschossen,
der selbst schon auf einem Foto zu sehen war. Das zeigt ihn, wie er grinsend
mit Kämpfern der Zenki-Milizen posiert. Das sind die Verbrecher, die ein
anderes syrisches Kind enthauptet haben. Dieses Foto vom 5. August, das nicht
annähernd die Popularität des Fotos mit dem kleinen Omran erlangte,
zeigt sie: Die zweite Seite im syrischen Krieg. Die sogenannten Rebellen, Oppositionellen,
Aktivisten. Auch der inzwischen weltberühmte Fotograf des Omran-Fotos wird
in den einschlägigen Medien zu den "Aktivisten" gezählt.
(<
YouTube-Screenshot,
totes Kind und abgeschlagener Kopf verpixelt, der YouTube-Clip wurde unter der
Suchvorgabe "Nour al-Din al-Zenki-Enthauptungs-Miliz" gefunden)
Wer ist das, die aktive Nour al-Din al-Zenki-Enthauptungs-Miliz? Bezahlt
wird sie aus Saudi Arabien. In anständigen Teilen der Welt nennt man sowas
nicht Aktivisten sondern Söldner. Bewaffnet wurden sie unter anderem von
den USA, mit den beliebten BGM-71 TOW-Raketen, deren erste Modelle sich schon
im Vietnamkrieg bewährt haben. Auch in Afghanistan waren sie dabei und
natürlich auch im Irak. In all diesen humanitär einwandfreien Kriegen
- wenn man den westlichen Medien glauben wollte - die von den USA und ihren
Verbündeten in die Welt gesetzt wurden, um Freiheit und Demokratie mit
Blut und Sprengstoff durchzusetzen. In den anständigen Teilen der Welt
nennt man diesen Vorgang Imperialismus.
Die Nour al-Din al-Zenki-Miliz - zu denen der fotografierende Freund westlicher
Medien so gute Beziehungen hat, dass man ihn für ein Mitglied dieser Truppe
halten könnte - ist gut bekannt für Entführungen und Folter.
Eine Truppe, die anläßlich der Wiener Friedens-Verhandlungen für
Syrien im November 2015, auf die Liste der Terroristen kam, die auf keinen Fall
an den Verhandlungen teilnehmen durften. Eine der widerlichen Terror-Gruppen,
die unter dem Etikett "Oppositionelle" ihrem Geschäftsmodell
nachgehen: Für Geld marodieren. Das ist längst der Mainstream der
anderen Seite im Syrienkrieg.
"Wir brauchen jetzt eine Allianz der Anständigen", fordert
Franziska Brantner, eine profilierte GRÜNE aus dem Winfried-Kretschmann-Wir-Können-Auch-CDU-Flügel.
Und anständig findet sie, wenn "Bundesaußenminister Steinmeier
... auf Moskau einwirkt, dass es seine Unterstützung für Assads
Kriegsführung und Vernichtungsstrategie beendet." So geht grüner
Anstand: Die Söldner, die USA und Saudi Arabien, die "andere"
Seite also einfach ausblenden und damit reinwaschen. Gemeinsam mit dem grünen
Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour, der tatsächlich noch jüngst
einen Abzug aus Afghanistan für "kurzsichtig" hielt, fordert
sie jetzt im Namen der grünen Partei eine "Luftbrücke" nach
Aleppo.
Die Luftbrücken-Forderung ignoriert nicht nur mal eben internationales
Recht. Sie beschimpft auch die russische und die syrische Seite, jene, die einer
Luftbrücke zustimmen müssten: Zynisch seien die und menschenverachtend,
steht im Papier der GRÜNEN. Wahrscheinlich füllt Frau Brantner gerade
die Entrittsformulare für die "Atlantik-Brücke" und die
"Deutsch Atlantische Gesellschaft" aus, beides Einfluss-Agenturen
der USA, in denen Herr Nouripour bereits Vorstandsmitglied ist. Die grüne
Partei: In Jugoslawien und Afghanistan schon dabei, spielt jetzt einem konditionierten
Publikum den Friedensengel vor.
Franziska Brantner und Omid Nouripour gehören zur deutschen "Assad-muss-weg-Bewegung".
Wer das fordert, will den Krieg verlängern. Wer das fordert, der macht
sich mit den islamistischen Mörderbanden in Syrien gemein. Wer das fordert,
schließt sich freudig der US-Regime-Change-Politik an. Wer das auf seine
Agenda setzt, der will das Schlachten in Syrien nicht beenden, sondern den Sieg
der Scharia-Allianz durchsetzen, die Allianz der Unanständigen.
Wenn die grüne Allianz gewinnt, wird es viele kleine Jungen geben, die
in einem Nichts-Land leben müssen. Einem Staat aus konkurrierenden Milizen,
der Unterdrückung religiöser Minderheiten und der offenen Grenzen
für jedermann, der sich ein Stück aus Syrien rausschneiden will: Die
Türken, die Israelis, und natürlich die wahhabitischen Kataris, die
dann endlich jene Gas-Leitung durch das Land legen können, die der Ober-GRÜNE
Joschka Fischer so dringend für seine Nabucco-Pipeline braucht: So geht
grüne Friedenspolitik.