Die FPÖ hatte eigentlich eine säkulare Tradition, denn schon die
Deutschnationalen in der Monarchie standen für ein "Los von Rom"
und agitierten sogar für den Kirchenaustritt, zumindest für den Übertritt
in die kleine Protestantengemeinschaft hierzulande. Keiner der damaligen Politiker
der FPÖ-Vorläuferparteien wäre auf die abstruse Idee gekommen,
für ein "Abendland in Christenhand" zu werben oder "so wahr
mir Gott helfe" auf Wahlplakate zu schreiben. Jörg Haider, HC Strache
und Norbert Hofer vollbrachten solche Taten. Sie wollten damit wohl der ÖVP
Wähler wegnehmen. Wähler haben sie eher der SPÖ weggenommen und
als Strache bei der EU-Wahl 2009 dauernd mit einem Kreuz in der Hand herumfuchtelte,
verloren die Freiheitlichen rund fünf Prozent gegenüber der Nationalratswahl
vom Vorjahr, man hatte die Religiosität in Österreich völlig
überschätzt und bis heute nicht begriffen, dass die Österreicher
säkular sind und nicht fromm.
Solche Plakate nutzen darum dem
grünen Kandidaten van der Bellen:
Aber
umgekehrt macht man es genauso schlau, wie z.B. am 13.11. beim grünen
Bundeskongress in Salzburg, wo es klarerweise um die bevorstehende Präsidentenwahl
ging.
Dazu Originalton von Parteichefin Glawischnig aus dem Bericht in der
Zeit im Bild 1:
Was
erlebte da der TV-Zuschauer? Die Nichtwunschliste der Eva Glawischnig. Sie
kann sich diese Wünsche klarerweise alle erfüllen: indem sie nicht
FPÖ wählt. Aber es kommt sicherlich nicht gut über die Rampe,
wenn dem Volke in strengem erzieherischen Ton verkündet wird, dass es quasi
nicht statthaft sei, gegenteilige Ansichten und Wünsche zu haben, Wünsche
der Glawischnig also zu Befehlen an die Wählerschaft werden. Weil dadurch
eben gerade dieselben Bevölkerungsgruppen, die in den USA den Trump gewählt
haben, auch in Österreich dazu motiviert werden, genau das zu machen, was
die Glawischnig nicht will: weil durch solche fordernd-belehrende Töne
Leute, die eben in den entsprechenden Missstimmungen sind, Ängste haben,
die ihnen nicht der Strache eingeredet hat, sondern die sich aus ihrem Dasein
entwickelt haben, sich nun als unakzeptiert, als zurückgewiesen, als erniedrigt
empfinden und daher eine Bestätigung ihrer Missstimmung erleben!
Am
14.11. wurde das von der van-der-Bellen-Seite flugs fortgesetzt: Eine Personengruppe
um den Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner macht gegen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten
Norbert Hofer mobil. Mit der Kampagne "Nein zum ÖXIT" warnen
Haselsteiner und Co. vor dem EU-feindlichen Kurs der FPÖ, hier der Tonmitschnitt
des Berichtes in der Zeit im Bild:
Dabei
auch die Frau Ederer, die den Österreichern seinerzeit zum EU-Beitritt
einen jährlichen Tausender (in Schilling) mehr versprochen hatte, die Leute
heute jedoch erleben, dass sie jetzt unter stärkerer Arbeitsbelastung weniger Realeinkommen haben als vor 20
Jahren, der "Ederer-Tausender" wurde zum Synonym für politische
Täuschungen.
Dieses Komitee schadet mit ziemlicher Sicherheit dem
van der Bellen. Dieser legte noch nach und ließ am 15.11. seinen Wahlkampfentspurt
durch einen der eifrigsten neoliberalen EU-Politiker, nämlich den ÖVPler
Othmar Karas einleiten, er schadet sich also auch selber. Zeigen tun Haselsteiner,
Karas & Co, dass man auf der Seite von van der Bellen nicht einmal ansatzweise
begriffen hat, wie die verbreitete Stimmung im Volk ist, der grüne
Kandidat forciert damit vermutlich selber mehr Ängste und Missstimmungen
in der Wählerschaft als es die FPÖ-Reklame tut...
Aber vorsichtshalber
ist Alexander van der Bellen auch anderseitig unterwegs, wie hier dieser Screenshot
von der PROFIL-Site
vom 15.11. zeigt: