Am 19.12.2016 hatte kath.press gemeldet: "(..) Der Linken-Politiker
Gregor Gysi will nach eigenem Bekunden in keiner gottlosen Gesellschaft leben.
Gysi sagte dem Berliner Magazin 'Cicero' (Ausgabe Jänner 2017), 'eine gottlose
Gesellschaft, eine Gesellschaft ohne Kirchen und Religionsgemeinschaften hätte
verheerende Folgen'. Allein die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland
sorgten dafür, 'dass es noch eine allgemein verbindliche Moral gibt'. Zwar
hielten sich nicht alle daran, 'aber dass es solche Normen gibt, etwa die Feindesliebe,
etwa das Verhältnis von Kindern zu Eltern und von Eltern zu Kindern, ist
den Kirchen zu verdanken'. Ein solches Wertegerüst sei sehr wichtig', betonte
Gysi. (..)"
Bei der Google-Suche zeigte sich, dass Gysi schon
öfter einen ähnlichen Unsinn dahergeredet hatte, bei einem Vortrag
in Tutzing sagte er 2005: "Auch als Nichtgläubiger fürchte ich
eine gottlose Gesellschaft" und 2001 verkündete er, er fürchte
eine gottlose Gesellschaft, obwohl er nicht religiös sei. Eine gottlose
Gesellschaft wäre eine wertelose Gesellschaft. Gysi: "In unserer Gesellschaft
stehen alle Werte, von denen wir meinen, dass sie außerhalb bestimmter
religiös verankerter Werte liegen, auf sehr tönernen Füßen."
Er
denkt offenbar über solche Sager nicht nach und lernt auch nix dazu,
der o.a. Text von 2016 zieht nun durchs christliche Internet und alle dort freuen
sich übern Gysi. Warum eine "gottlose Gesellschaft" verheerende
Folgen hätte, erklärte Gysi allerdings nicht. Glaubt er im Ernst,
dass z.B. Straftaten ohne Religion ansteigen würden? Die USA haben sehr
starke religiöse Traditionen und gleichzeitig eine sehr hohe Kriminalität,
das Gebiet der ehemaligen DDR hat eine sehr hohe Gottlosigkeit und eine vergleichsweise
niedrige Kriminalität, empirisch lässt sich also diese Gysi-These
nicht belegen.
Die allgemein verbindliche christliche Moral schildert
der Links-Politiker nicht. Etwa, dass man an einen Gott glauben soll, den
Namen Gottes nicht missbrauchen darf und den Tag des Herrn heiligen müsste.
Dass man nicht töten und stehlen, nicht falsch aussagen soll, steht nicht
nur in den zehn Geboten, sondern auch im Strafgesetzbuch und das Strafgesetzbuch
hat wohl eine deutlich höhere moralische Wirkung als die zehn Gebote.
Es gab dazu in den letzten Jahren einige Umfragen, maximal Zweidrittel der Befragten
fanden die zehn Gebote wichtig, aber fast niemand konnte alle zehn Stück
auch aufzählen, "du sollst nicht töten" und "du sollst
nicht stehlen" waren überwiegend bekannt, aber das ist ja klar, das
weiß auch jeder, der von den zehn Geboten noch nie was gehört hat.
Gysi
sagt dann noch, "dass es solche Normen gibt, etwa die Feindesliebe,
etwa das Verhältnis von Kindern zu Eltern und von Eltern zu Kindern, ist
den Kirchen zu verdanken".
Wo haben christliche Kirchen oder
christliche Politiker jemals ihre Feinde geliebt? Oder liebt etwa der Gysi
wegen dieses im praktischen Christenleben nie verwendeten Jesus-Sagers seine
Feinde? Das Verhältnis Eltern-Kinder wird bibelmäßig extrem
einseitig geregelt, in den zehn Geboten heißt es, "du sollst Vater
und Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergeht und du lange lebst auf Erden."
Wie es den Kindern ergehen soll, ist dort nicht vermerkt und wie es in christlichen
Erziehungsheimen den Kindern auch noch im 20. Jahrhundert ergangen ist, bedarf
noch der historischen Aufarbeitung.