"Ausgetretene sind nach wie vor gläubig!"

Diese katholische Wahrheit in Sachen Kirchenaustritt in Österreich verkündete der Wiener Dompfarrer, Toni Faber, am 12.1.2017 auf der Site von "Radio Vatikan". Zufällig aufgefunden am 16.1., hier die Frohbotschaft vom Faber und die atheistische Realbotschaft von meinereiner:

Radio Vatikan: In Zeiten der Missbrauchs- und anderer Skandale, die die katholische Kirche erschütterten, sind Kirchenaustritte nicht unbedingt als ideologisch motiviert zu betrachten - vielmehr sind es oft Probleme mit der Institution, die die Menschen zu diesem Schritt bewegen. Das sagte bei einem Podiumsgespräch zum Thema "Comeback nach dem Austritt" in Wien der Dompfarrer der Stadt, Toni Faber. Er habe in 25 Jahren die Erfahrung gemacht, dass Ausgetretene eher Kirchensympathisanten und weiterhin gläubig seien, so dass der Einzelfall differenziert betrachtet werden müsse. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass Wiedereintritte gerade dieser Personen ohne weiteres möglich sind.

Atheistische Realbotschaft: Woher hat der Herr Dompfarrer seine Erfahrungen? In der Diözese Wien traten in den letzen Jahren jeweils um die 15.000 Kirchenmitglieder aus der r.k. Kirche aus. Hat sie der Herr Faber befragt? Oder haben ihm die Austreter massenhaft ihre Sympathie für und ihr Glaubensbekenntnis an die katholische Kirche übermittelt?

Radio Vatikan: "Wenn ich daran denke, dass ich vor ein paar Tagen einem seit Jahren ausgetretenen Katholiken begegnet bin, ein vielfacher Vater, der mit mir gerungen hat, was ist die richtige Entscheidung für die zukünftige Familie, der hatte mir gesagt: Ich bin zu 100 Prozent deines Glaubens, nur mit der Kirche eben nicht." Derartige Erlebnisse habe er oft, so der Wiener Pfarrer. "Ich stelle eher die Behauptung auf, dass von diesen 30 Prozent ohne religiöses Bekenntnis in Wien, sowie von den fast 55.000 Menschen, die die Kirche auch im vergangenen Jahr verlassen haben, etwa nur zu 0,1 Prozent Atheisten sind, und alle anderen einen Glauben haben, den sie in einer bestimmten biographischen Situation anders fassen wollen, als das die katholische Kirche in Zeiten des Missbrauchs und der anderen Skandale gemacht hat."

Atheistische Realbotschaft: Aha, einen konkreten Fall hat er vor ein paar Tagen selber erlebt und dann hochgerechnet, dass 99,9 % der Austreter keine Atheisten sind! Dabei ist es doch noch viel schlimmer! Weil ein Atheist hat ja noch einen Bezug zur Religion: er ist dagegen! Die meisten Austreter sind aber Leute, die als Babys ungefragt eingetreten wurden und austreten, weil ihnen Religion nur noch egal ist und sie darum auch keinen Sinn im Kirchenbeitragzahlen zu sehen vermögen.

Radio Vatikan: Es heiße, Signale dafür zu senden, dass die Kirchengemeinde keine geschlossene Gruppe sei, die auch aufgrund der Kirchenaustritte jedes Jahr immer kleiner werde, bis sie irgendwann aussterbe, so Pfarrer Faber. "Die Wiedereintretenden sind hier ein wertvolles Hoffnungszeichen dafür, dass diese Kirche in einer sich ändernden Situation einen ganz wesentlichen Beitrag für mein gelingendes Leben leistet - und ich wiederum bin dazu berufen, durch mein Mitgliedsein in der Kirche auch für die Gesamtgesellschaft einen Beitrag zu leisten." Die Kirche sei von daher gefordert, auf diese Menschen zuzugehen und sie willkommen zu heißen, wie es Papst Franziskus selbst vorlebe.

Atheistische Realbotschaft: Und wie erklärt sich der Herr Faber, dass der Sonntagsmessbesuch prozentuell um mehr zurück geht als der Mitgliederbestand? Die Pfarren zählen zweimal im Jahr den Kirchenbesuch selber, wie weit dabei die wahren Zahlen gemeldet werden und/oder die regelmäßigen Kirchgänger an diesen Tagen versuchen, ein paar andere Leute mitzuschleppen, ist nicht zu ermitteln, in der Stadt Wien gehen je nach Bezirk nur noch zwei bis drei Prozent der Mitglieder am Sonntag in die Kirche, die ländlichen Gebiete haben noch Aufholbedarf. Von 2003 bis 2015 ging der Messbesuch nach kircheneigenen Zahlen um ein Drittel zurück, der Mitgliederbestand jedoch nur um zehn Prozent. Da sollte sich der Herr Faber wohl eher um die stark fallende Zahl der praktizierenden Katholiken Sorgen machen als Hoffnungen auf gläubige Austreter!
Die Motive von Wiedereintretern haben eine große Spannweite. Natürlich können da auch Leute dabei sein, die sich bloß über den Papst, den Bischof oder den Pfarrer geärgert haben. Aber es kann auch von der familiären oder beruflichen oder sogar politischen Situation abhängen, also von der Erbtante bis zur katholischen Oma, über den religiösen Chef, einen Arbeitsplatz beim Land NÖ, bis zu einem Mandat von der ÖVP oder FPÖ. Oder die Pascalsche Wette drückt: weil vielleicht stimmt es doch, was der Pfarrer seinerzeit in der Volksschule verkündet hat: dass Nichtkatholiken in die Hölle kommen...

Radio Vatikan: Anlass für die Diskussion war die am Dienstag veröffentlichte Kirchenstatistik. Mit 54.886 Kirchenaustritten in Österreich gab es 2016 einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit 56.599 Kirchenaustritten. Gleichzeitig ist die Zahl der Wiedereintritte leicht gestiegen auf 5.265 (2015: 5.064).

Atheistische Realbotschaft: Interessant wären auch die Erwachsenentaufen, das waren 2015 nur 323. Da wird wohl auch ein erheblicher Teil von Personen sein, die in eine praktizierende katholische Familie einheiraten wollen, von der katholischen Neuevangelisierung können keine dabei sein, weil von der Neuevangelisierung hat man zwar jahrelang geredet, aber 2012 sogar das Gerede darüber eingestellt. Aber da es 2015 um 18 mehr waren als 2014, hat das christkatholische Abendland vielleicht auch ein paar Asylanten dazubekommen...