Knusper, knusper, Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?",
dieses Märchen "Hänsel und Gretel" von den Gebrüdern
Grimm kennt fast jeder. Das Haus in der Vorstadt 15 in Braunau, eher bekannt
unter Hitlers Geburtshaus, kennt auch fast jeder.
Der Unterschied zwischen dem Lebkuchenhaus der Hexe im tiefen Wald und dem
Hitler-Geburtshaus besteht darin, dass die Grenze zwischen Realität und
Märchen ein Sinnbild für die heutige Politik ist, innen leer und außen
verfällt es, aber man versucht zumindest die Fassade zu erhalten. Die hohe
Miete bezahlt seit Jahren das Innenministerium, weil Politiker unterschiedlicher
Couleurs, geschuldet ihrer fehlenden Weitsicht, nicht erkennen können,
welch wertvolle und wichtige Projekte man dort ansiedeln könnte.
Hätte man Weitblick, könnte man die schwere Last der Stadt durch
dieses Haus auch über die Bundesgrenzen hinaus mit einer sinnvollen Nutzung
abwerfen.
Stattdessen eskaliert ein jahrelanger Streit zwischen der mittlerweile enteigneten
Besitzerin und der Republik Österreich. Aber zahlen darf erst recht wieder
der Steuerzahler. Dass manche nicht den Blick über ihre Gemeindegrenzen
hinaus richten, ist kein Phänomen, das nur die Braunauer Gemeindepolitiker
betrifft. Dass ein scheidender ÖVP-Landeshauptmann keine großen internationalen
Projekte vor seinem wohlverdienten Unruhestand beginnt, ist verständlich.
Dass der ÖVP-Innenminister am liebsten zur Lösung des "Problems"
die Bagger ausrücken lässt, wundert auch kaum jemanden, da komplexe
Lösungen für schlichte Gemüter im Ergebnis darin münden,
dass man glaubt, islamistische Selbstmordattentäter mit Fußfesseln
kontrollieren zu können.
Außenminister Sebastian Kurz wird ÖVP-intern als Gegenpol zu Bundeskanzler
Kern und FPÖ-Chef Strache in Position gebracht. Was ihm gegenwärtig
fehlt, sind konkrete herzeigbare Projekte. Wäre es nicht eine gute Gelegenheit,
dass dem Trauerspiel in Braunau durch den jungen, beliebten und international
renommierten Politiker ein Ende gesetzt wird? Es täte der ÖVP insgesamt
gut zu signalisieren, dass vorwärts gerichtete Bewegung und die Implementierung
von international herzeigbaren Projekten, wie zum Beispiel das Haus der Verantwortung,
viel angehäuften Staub abwerfen könnte. Ein Haus der Verantwortung
mit jungen Menschen aus aller Welt könnte es fast überall geben, aber
es gibt wohl kaum ein Haus und eine Stadt, die es dringender benötigen
würden als Braunau.
Ein herzeigbares Projekt mit internationaler Ausrichtung,
wo insbesondere junge Menschen zusammenkommen, um sich mit der Vergangenheit,
der Gegenwart und der Zukunft zu beschäftigen, wäre nicht nur für
Kurz von Vorteil, sondern auch für das Image von Österreich.