Priesterliche Zölibatszufriedenheit

Eine solche kam bei einer Untersuchung der Diözese Wien zum Vorschein. ORF-Wien berichtete darüber am 18.2.2017.

Es wurden auch andere Bereiche untersucht, demnach sind Übergewicht und Alkohol die führenden Probleme, das wird als Erstes erwähnt: "Priester und Diakone in Ostösterreich sind im Durchschnitt leicht übergewichtig und machen zu wenig Sport. Ein neuralgischer Punkt ist auch der Alkoholkonsum. Jeder vierte Seelsorger sollte mit dem Arzt reden, ob nicht ein Suchtproblem bestehe".

Dafür gibt's dann sogleich gute Nachrichten: "Ihre Arbeitszufriedenheit liegt laut Studie genau im Bevölkerungsschnitt, das Burn-out-Problem ist im Berufsvergleich eher gering". Klar, so viel Arbeit haben die Priester ja nimmer, die kirchlichen Dienste werden immer weniger nachgefragt.

Und dann kommt der Zölibat:

"72 Prozent der Wiener Priester gaben an, sie empfänden den Zölibat für die eigene Person und auch für ihren Dienst als 'hilfreich' - was ein deutlich höherer Wert ist als in deutschen Diözesen, in denen Jacobs im Vorjahr die gleiche Studie durchgeführt hatte. 25 Prozent der Priester sprachen von der Verpflichtung zur Ehelosigkeit allerdings als 'Belastung'."

Wenn 72 % den Zölibat für "hilfreich" empfinden, dann kann das nicht bedeuten, dass der Hl. Geist 72 % mit dem Wort "hilfreich" erleuchtet hatte, sondern dass dieses Wort auf einem Fragebogen zum Ankreuzen stand und viele Priester vorsichtshalber ihr Kreuz dort machten und bei der nächsten Beichte dann die Sünde bekennen werden, der Diözese gegenüber ein falsches Zeugnis (§ 8 der 10 Gebote) abgegeben zu haben.

Vergleich mit einer Studie von 2010

Am 28.6.2010 wurde eine im Auftrag des ORF unter der Leitung des bekannten Pastoraltheologen Paul Zulehner durchgeführte Priesterbefragung über denselben Themenbereich veröffentlicht, dort lautete die Einleitung:
"79 Prozent der katholischen Pfarrer in Österreich sind für eine Abkehr von der Zölibatspflicht für Priester,
51 Prozent für die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe und 52 Prozent bekennen, dass sie in wichtigen Fragen anders denken als die Kirchenleitung."

Und konkret zu den Auswirkungen des Zölibats hieß es dort: "67 Prozent der Pfarrer stimmen in Bezug auf ihr persönliches eheloses Leben der Aussage zu: 'Ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten kann!' Es sei aber nicht Aufgabe dieser Studie gewesen, näher zu erforschen, 'was das im konkreten Lebensvollzug bedeutet', bzw. welche Formen von Beziehungen damit gemeint sein könnten."

Die obige Angabe, diese 67 % hätten einen eigenständigen Weg gefunden, den der Befragte verantworten könne, bedeutet klarerweise, dass dies ein Weg ist, der nicht im vorgeschriebenen zölibatären Raum verläuft, weil dafür braucht ja kein Priester einen eigenständigen, selbstverantworteten Weg!

Damit hat sich jedoch Zulehner befasst und atheisten-info hat über dessen Erkenntnisse berichtet, zum Zölibat führte er auch an, "80 Prozent sind der Meinung, dass sexueller Missbrauch zum Anlass genommen werden soll, grundsätzlich über den kirchlichen Umgang mit Sexualität nachzudenken".

Und auch über die eigenständige Wege weiß er noch was: In einer "kreuz & quer"-TV-Diskussion über die Studie am 29.6.2010 wurde Zulehner deutlich präziser, er sprach von 29 %, die bei einer Freundin und von 47 %, die bei einem Freund "daheim" seien, also haben 76 % deswegen kein Problem mit dem Zölibat, weil sie ihn gar nicht einhalten. In der Zulehner-Studie von 2010 wurde auch angeführt, dass "69 Prozent feststellten, dass sie mit ihrem ehelosen Leben bisher 'recht glücklich' waren." Eine Partnerschaft ohne familiäre Verpflichtungen kann also auch "recht glücklich" machen und damit "hilfreich" sein, dann passiert es eben, dass 2017 nun 72 % der Priester der Wiener Diözese den Zölibat als "hilfreich" deklarierten.

Die Zahlen von 2017 lassen sich jedenfalls mittels der Studie von 2010 erklären, die Prozente sind fast gleichhoch, aber die alte Studie erfasste die gelebte Wirklichkeit deutlich genauer...