Der Begriff "Jugendweihe" tauchte erstmals 1852 bei Freireligiösen
und Kreisen der Arbeiterbewegung auf, nach 1918 etablierte sich die Jugendweihe
in den Freidenkerorganisationen von SPD und KPD, dies wurde in der NS-Zeit verboten,
die Nazis führten Schulentlassungsfeiern und Aufnahmerituale in HJ und
BDM ein, Firmung und Konfirmation blieben erhalten, in der NS-Zeit waren ja über
90 % der Einwohner Mitglieder der christlichen Kirchen.
Nach 1945 gab
es die Jugendweihe bei den Freireligiösen und den Freidenkern wieder, in
der DDR wurde 1955 die Jugendweihe zu einem staatssozialistischen Fest, Jungbürgerfeiern
wurden in der Schweiz und Österreich üblich.
Als die DDR
in Konkurs gegangen war, glaubten in den 1990er-Jahren die Kirchen, die Menschen
dort würden sich ihnen zuwenden, weil sie in der DDR zwangsweise
unter atheistischen Verhältnissen lebten und die Religion
vermisst hätten.
Es zeigte sich sehr schnell, dass es so nicht war,
mit der Einführung der westdeutschen Kirchensteuer in Ostdeutschland sank
die Mitgliederzahl der Kirchen nochmals stark ab, vorher hatte es keinen verpflichtenden
Mitgliedsbeitrag gegeben, die Kirchen waren (wie im ganzen Ostblock!) staatlich
(!!!) finanziert worden.
Das Gebiet der Ex-DDR ist das religionsfreieste in Europa. Was die evangelikale Site idea.de am 26.2.2017 auch bezüglich der Jugendweihe bestätigt sah. Zwar sind diese Feiern heute nimmer staatlich, sondern werden vom 1990 gegründeten Verein "Jugendweihe Deutschland" organisiert, sie sind dadurch natürlich gegenüber der DDR-Zeit deutlich weniger geworden, aber idea.de hat Grund zum Jammern: "Auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Wiedervereinigung nehmen in den östlichen Bundesländern fast dreimal so viele Heranwachsende an der atheistischen Jugendweihe teil als an der evangelischen Konfirmation. Das hat eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) ergeben. Demnach werden zwischen Palmsonntag und Pfingsten in den Kirchengemeinden 15.580 Jugendliche konfirmiert. Für die Jugendweihe haben sich rund 44.750 Jungen und Mädchen angemeldet."
60.330 Jugendliche nahmen also an solchen Riten der Reife teil, knapp 26 % an christlichen, 74 % an atheistischen. Der BRD-Bevölkerungsanteil des Gebiets der ehemaligen DDR beträgt etwas weniger als 20 %, die Geburtenrate ist etwa wie in Österreich, also kann man schätzen, dass die jeweils altersmäßig heranstehende Gruppe für Konfirmation oder Jugendfeier etwa bei 130.000 liegt, wieder in Prozenten: 46 % nehmen an solchen Feiern teil, 12 % an protestantischen, 34 % an atheistischen. Die Sachlage ändert sich nimmer, das was wirklich von der DDR geblieben ist, heißt Freiheit von Religion!