Laut dem Bericht verfügt das türkische Diyanet İşleri Başkanlığı
(Präsidium für religiöse Angelegenheiten)*) für 2017 über
ein Budget, welches das von anderen 11 Ministerien, die alle aufgezählt
sind, übersteigt, wobei seit Jahren das Diyanet-Budget dank der islamistischen
AKP Regierung immer voluminöser wird.
*) Anmerkung
atheisten-info: Diyanet war zur Zeit des großen türkischen Reformers
Mustafa Kemal Atatürk die staatliche Verwaltung, durch welche die Religion
unter Kontrolle gehalten wurde - unter Erdogan wird sie zum Instrument, den
Staat der Religion unterzuordnen.
So steht Diyanet 2017
ein Budget von 6 Milliarden, 867 Millionen türk lirası (Türkische
Lira) zur Verfügung, was eine Budgetanhebung von 5,93% bedeutet:
Diyant
kontrolliert inzwischen offziell 86.760 Moscheen in der Türkei und hat
rund 117.000 Mitarbeiter, unter denen sich auch die Hodschas befinden,
die über DITIB/ATIB auf Zeit durch Diaynet in die angeschlossenen Moscheevereine
als türkische Staatsbeamte entsandt werden.
Zumal sich die Anzeichen mehren, dass nach dem faktischen Zusammenbruch des
Schulsystems in der AKP-Türkei durch wiederholte Massentlassungen des Lehrpersonals
das zukünftige Schulsystem nach dem Vorbild der religiösen İmam Hatip
Lisesi, wo viele der Diyanet Hodschas ausgebildet werden, nach AKP-Vorstellungen
islamisiert werden soll, was schon 2015 thematisiert
wurde.
Gleichzeitig sind die bekannten Fälle von Spionage durch
Hodschas bezüglich Anhänger der kurdischen PKK und der global agierenden
Gülen Hareketi/Hizmet um Fethullah Gülen nicht mehr nur als Einzelfälle
in Deutschland und Österreich einzuordnen.
Nach diesem Artikel
haben türkische Moschee-Beamte nach dem gescheiterten Putschversuch im
Juli 2016 in 38 Ländern spioniert, wobei es primär um die Hizmet geht,
die in der Türkei als FETÖ (Fethullahçı Terör Örgütü)
oder PDY (Paralel Devlet Yapılanması) eingestuft
wird.
Sollte dies zustreffen, dann ist der von Cumhuriyet getroffene
Vergleich zwischen Diyanet und dem türkischen Nationalen Nachrichtendienst
Millî İstihbarat Teşkilâtı (MİT) zutreffend, da sich Diaynet damit
zu einem Quasi-Geheimdienst entwickelt hat, der auf internationaler Ebene agiert.
Beendigung der Hodscha-Entsendung aus der AKP-Türkei, Abbruch der
Beziehungen zu DITIB/ATIB bis zur Klärung der Angelegenheit und ein Einreiseverbot
für den türkischen Staatspräsidenten notwendig und geboten!
Da
die bisher ermittelten Fälle von faktischer Spionage durch türkische
Staatsbeamte/Hoschas von Diyanet für den türkischen Staat als Quasi-Geheimdienst
und Spiegelbild des MİT anscheinend nur die Spitze des Eisbergers sind, kann
es auf politischer Ebene nur noch zwei Handlungsmöglichkeiten geben:
Erstens
der Abbruch der derzeitigen Beziehungen von staatlicher Seite mit DITIB (Deutschland)/
ATIB (Österreich), bis die Angelegenheit restlos aufgeklärt worden
ist.
Zweitens mittel- bis langfristig die Einstellung der bisherigen Verfahrenspraxis
der Entsendung türkischer Staatsbeamte in die Moscheegemeinden über
DITIB/ATIB, da es hier nicht nur um ausländische Spionagetätigkeiten
geht, die eine Einmischung in den Kernbereich staatlicher Souverenität
darstellen, da es Aufgabe der jeweils zuständigen nationalen Sicherheitsbehörden
ist, eine Gefährdungseinstufung von Gruppen und Orgainsationen wie PEKEKE
und Hizmet vorzunehmen. Sondern auch um den Transport der islamistisch-nationalistischen
Ideologie der AKP mit Einsprengseln des Neo-Osmanismus durch Hodschas in die
Moscheegemeinden, womit eine segragative wirkende und gewaltaffin ausgerichtete
Ideologie gegen angebliche „Feinde des türkischen Volkes“ unter den im
Ausland lebenden türkischstämmigen Menschen verbreitet wird, da
für den türkischen Staatpräsidenten „ein Türke“ immer ein
Türke mit monogamer Staatsloyalität zum türkischen Staat bleibt,
der sich nicht in die jeweilige Gesellschaft identifikativ assimlieren soll.
Gleichhzeitig
besteht damit auch die erhöhte Gefahr der Ausübung von politisch motivierter
Strassengewalt in Anhängigkeit von Entwicklungen in der Türkei in
Europa, da sich auch hier seit Jahrzehnten Anhänger von Konflikparteien
wie der kurdischen PKK und rechtsextremistisch-turanistischen Bozkurtçular
(Graue Wölfe) gewaltsame Auseinandersetzungen liefern, was durch die Implantation
der AKP-Ideologie in den Moscheen weiter angeheizt wird.
Vielmehr muss
dieses System langfristig ersetzt werden durch hier ausgebildete Hodschas/Imame
innerhalb des Frames eines verfassungskonformen und vom Staat bezüglich
der Inhalte kontrollierten Studienganges mit entsprechenden pädgogischen
Anteilen, da Hodschas auch in der Kinder- und Jugendarbeit in den Moscheen tätig
sind. Diese aber bisher in der Regel keine entprechende Ausbildung besitzen.
Mag
das wegen fehlender quantitaver Ressourcen derzeit schwierig sein, da man schon
in Deutschland derzeit keine 900 ausgebildeten Hodschas zur Verfügung hat,
die die DITIB Hodschas ersetzen können, die dazu auch noch von den Moscheegemeinden
anerkannt werden müssen, wird aber in Zukunft kein Weg daran vorbeigehen,
da sich DITIB und ATIB anscheinend immer mehr zu politsch-religiösen Zweigstellen
von Diyanet entwickeln, die primär die Interessen der AKEPE in Europa vertreten.
Womit DITIB und ATIB in der Pflicht stehen, den Gegenbeweis anzutreten.
Daher
sind auch die derzeitigen Forderungen berechtigt, den türkischen Staatspräsidenten
zu einer „unerwünschte Person“ zu erklären. Und ihm die Abhaltung
von Propagandaveranstaltungen für das anstehende Verfassungsreferendum
in der Türkei zu verbieten, wofür etwa bei Facebook Gruppen von Organisationen
wie der Avrupalı Türk Demokratlar Birliği (UETD) seit längerer Zeit
geworben wird, die als Lobby-Organisation der AKP gilt.
Dr. Thomas Tartsch
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