Dönmez: Religion und Europa im Umbruch

Efgani Dönmez, Mediator, Konfliktberater und Lektor, am 25.3.2017 in den OÖNachrichten:.

In Europa hat Religion wenig Bedeutung. Wir sind mittlerweile sehr säkular geprägt. Auch wenn viele nicht offiziell aus der Kirche ausgetreten sind, dient Religion für die Mehrheit nur mehr als Behübschung. Eine Taufe, eine Hochzeit, ein Begräbnis oder eine Christmette, das ist mit der Kirche dann doch festlicher.

Jahrhunderte von Religionskriegen, Verfolgungen, Unterdrückung von Frauen, keine anerkannten Menschenrechte etc., all das steht für die Zeit in Europa, in der Religion noch großen Einfluss hatte und dadurch die Gesellschaft geprägt hat. Es war ein langer, harter Kampf, bis durch die Französische Revolution  und die Aufklärung die Kirche in ihrer Vormachtstellung beschnitten wurde. Die Zahl der Kirchengänger beträgt keine zwölf Prozent der Katholiken mehr. Europa ist ein über die Jahrhunderte in der Kultur christlich geprägter Kontinent, aber Religion wird kaum mehr praktiziert. Jetzt wandern (muslimische) Migranten und Asylwerber, die überwiegend sehr religiös sind, nach Europa ein. Ängste tauchen auf. Umsonst predigt Kardinal Schönborn nicht mit Leidenschaft gegen die Eroberung Europas durch den Islam: "Herr, verstoß uns nicht, weil wir im Glauben lau geworden sind."

Genau jener Würdenträger war einer der Befürworter, dass das von Saudi-Arabien finanzierte "interreligiöse Dialogzentrum" in Wien errichtet wird, in dem Wissen, welche pervertierte Form des Islams von Saudi-Arabien exportiert wird und dass Saudi-Arabien Hauptsponsor des internationalen Terrorismus ist. Die Doppelmoral kann man nicht besser vor Augen führen. Was passiert durch die Zuwanderung aus den muslimischen Ländern mit unseren Menschenrechten, besonders mit den Frauenrechten? Wie verändert das unsere Lebensrealität, wenn Menschen ihr Leben an der Religion ausrichten und dies auch in der Öffentlichkeit tun? Wir haben gerade in Österreich eine sehr schlampige Trennung von Staat und Kirche. Die Diskussion läuft aber am Kern "des Problems" vorbei. Es geht gar nicht so sehr um Religion, sondern um die Frage, ob wir in einer aufgeklärten Gesellschaft leben wollen, in der der Staat über der Religion steht.

Die Angst der Österreicher ist, dass Zuwanderer aus muslimisch geprägten Ländern die Errungenschaften der Aufklärung zurückdrängen, im schlimmsten Fall die Religion wieder über dem Staat stehen könnte. Übertriebene Religiosität in Kombination mit mangelnder Bildung sind zwei Kriterien, die einer Integration entgegenstehen.

Wer findet, dass unser Lebensmodell unattraktiv ist, hat ja die Option, es nicht teilen zu müssen und in Ländern zu leben, wo Religion das Leben maßgeblich prägt. Die Frage ist, welche Gesellschaft wollen wir? Wird unsere offene Gesellschaft durch reaktionäre, religiöse Zuwanderer beeinflusst?

Anmerkung atheisten-info: Dönmez trifft auch im Sinne des Wortes voll ins Schwarze. Aber es gibt auch Gegenbewegungen, die sich zu etablieren versuchen, wie dieser Kurzmeldung aus derselben Ausgabe der OÖN zu entnehmen ist:

Dass im Gerichtswesen immer noch der katholische Geist längst vergangener Zeiten sogar gesetzmäßig festgeschrieben ist, wurde hier ja erst kürzlich dargelegt, es geht einfach nicht mehr, dass bei staatlichen Gerichten unter Vorhaltung religiöser Symbole bei Gott geschworen werden muss und die Eidbestätigung "so wahr mir Gott helfe" von Gesetzeswegen auch von glaubensfreien Personen abgegeben werden müsste und Richter Eidleistern mit der ewigen Höllenstrafe bei Meineid drohen müssten. Wir führen schon jahrhundertelang keine Gottesgerichte mehr ab, also hinaus mit Religionssymbolen und religiösen Eiden aus dem staatlichen Gerichtswesen, Präsident Werner Zinkl sei gedankt für seine klaren Worte!