Heutzutage landen 60% der Wertschöpfung nicht bei den Schöpfern,
sondern bei Investoren & Managern. So entsteht das obere 1% der
Reichen, das die gesamte Zunahme der Wertschöpfung für sich beansprucht
und den 99% nichts davon übrig lässt. Diese Schätzungen sind allerdings
nicht gut belegt, denn die Top-Einkommen lassen sich schwer erfassen -
davon weiß das Finanzamt allerhand zu berichten.
Immerhin will der Gesetzgeber Transparenz schaffen. Vor gut einem
Jahrzehnt schrieb der Staat vor, die Manager-Bezüge zu veröffentlichen.
Seither sind die Gehälter erst richtig nach oben gegangen, während so
etwas wie Managerhaftung und Verantwortung für schlechtes Wirtschaften
kein Thema ist. Boni gibt's auch dann, wenn's der Firma schlecht geht.
Bitterböser Kommentar dazu: Dafür bekommen die Arbeiter immer weniger. Wo ist das Problem?
Die Top-Manager von SAP, Daimler und Fresenius bekommen mehr als 10 Millionen pro Jahr, berichtet der aktuelle Artikel Manager-Gehälter - Dax-Chefs verdienen immer mehr Millionen (Süddeutsche Zeitung 24.3.):
Die Gehälter der Top-Manager in Deutschland sind 2016 auf Rekordhöhe
gestiegen. Das geht aus Berechnungen der Unternehmensberatung hkp Group hervor.
Für die US-Manager ist das 10-fache drin, die verdienen im Schnitt das 300-fache wie einfache Arbeiter (Einkommensplus trotz Krise: US-Manager verdienen 300-mal so viel wie einfache Arbeiter
POLITIK-FORUM.EU 13.6.14). Und für Hedgefonds-Manager gelten noch ganz
andere Zahlen, da ist das 100-fache Jahreseinkommen möglich (For Top 25 Hedge Fund Managers, a Difficult 2014 Still Paid Well New York Times 5.5.15, demnach bekamen die Top-25 im Schnitt 465 Millionen Bonus + Gehalt).
Laut SZ war 2016 ein Rekordjahr, wo zumindest die Einkommen der
deutschen Topmanager um 15% stiegen. Dagegen formiert sich jetzt
Widerstand. "Wenn ein Manager 200-mal so viel verdient wie ein
Angestellter, verletzt das das Gerechtigkeitsgefühl der Leute", wird der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz zitiert. Manager-Gehälter werden also zum Wahlkampfthema.
Nur wie die Gehälter gedeckelt werden sollen, dazu gibt es keine
konkreten Pläne. Es steht ja im Belieben der Firmen, die Gehälter
auszuhandeln, und Eingriffe in dies Recht sind Planwirtschaft. Die
Manager können sich Gehälter geben, wie sie wollen, und die Aktionäre
stimmen nicht dagegen. 28 der 30 Dax-Konzerne lassen ihre Aktionäre über die Bezahlung abstimmen, und fast immer stimmten sie den Gehalts-Exzessen zu.
Inzwischen wird von 10 Millionen Euro als "Schamgrenze" geredet. Die
Wirkung: Immer mehr verdienen 9,9 Millionen, wie die Manager auf Platz 4
und 5 (Heidelberg-Zement und Deutsche Post). Selbst Versager wie bei
Eon mit seinen Milliardenverlusten bekommen noch 4,5 Millionen - solche
Zahlungen sind ein "moralisches Thema".
Von den 43 Millionen Beschäftigten in Deutschland sind 7,5 Millionen
atypisch beschäftigt. Es sind befristet oder geringfügig Beschäftigte,
Teilzeitbeschäftigte mit max. 20 Wochenstunden und Zeitarbeiter.
Darunter sind 2,5 Millionen Minijobber.
Für alle 43 Millionen gibt es einen Durchschnittslohn von brutto 35.000
Euro pro Jahr, das sind deutlich unter 20 Euro pro Stunde und ein
Faktor von 285 gegenüber 10 Millionen. Für Vollzeitbeschäftigte kommen
im Schnitt 43.000 Jahresgehalt raus, was etwa 20 Euro Stundenlohn
ergibt. Von Rekordbezahlung kann da nicht die Rede sein, vor allem, wenn
man die ständig wachsenden Staatsschulden einkalkuliert.
Nicht die offizielle Staatsschuld, die bei gut 2 Billionen Euros
dahindümpelt. Dafür steigen die versteckten Lasten immer weiter, und sie
werden immer trickreicher verborgen. Pensionszusagen,
Infrastrukturverfall, Ausverkauf der staatlichen Besitztümer
(Sozialwohnungen, Versorgungsunternehmen, Autobahnen) und Nullzins durch
EZB-Geldschwemmen. Es gibt Extrahaushalte, Schattenhaushalte,
Sondervermögen, bad banks und jetzt sogar EU-Schulden namens
Verpflichtungsermächtigung (Brexit offenbart EU-Skandal und Weltweite Schuldenorgien).
Aktuell wird die Lage der Minijobber hinterfragt - Zweiter Klasse - Viele Minijobber bekommen kein Geld bei Krankheit, nicht alle nehmen bezahlten Urlaub (Süddeutsche Zeitung 23.3.): Für
die meisten Arbeitnehmer sind bezahlter Urlaub, ein Zuschlag für Arbeit
an Sonn- und Feiertagen und die Weiterzahlung des Lohns während einer
Krankheit ganz selbstverständlich. Millionen Minijobbern werden diese
Rechte aber vorenthalten, obwohl sie ihnen genauso zustehen.
Kurz gefasst wird damit das Anstößigste aus einer Studie gesagt. Deren Name lautet in voller Schönheit RWI
- Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - Nachfolgestudie zur
Analyse der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse (Minijobs) sowie
den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns - Endbericht.
Der SZ-Bericht dazu ist mit einer Zahlschranke geblockt, und das ist vielleicht auch gut so, denn dort wird Leibnitz statt Leibniz geschrieben.
Ein paar Takte aus der Studie: Das Gutachten wurde im Auftrag des
Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes
Nordrhein-Westfalen in der 2. Jahreshälfte 2016 durchgeführt, 25.000
Beschäftigte und 10.000 Arbeitgeber wurden befragt.
Minijobs werden überwiegend von Frauen ausgeübt, und das
durchschnittliche schulische und berufliche Bildungsniveau der
geringfügig Beschäftigten ist nicht auffällig niedrig, außer bei
Beschäftigten ohne beruflichen Abschluss. Das Bildungsniveau ist bei den
Männern etwas höher als bei den Frauen. Es gibt typische
geschlechterspezifische Kombinationen: Geringfügig beschäftigte Männer
üben den Minijob häufig im Nebenerwerb aus. Im Minijob beschäftigte
Frauen gehen überwiegend selber keiner weiteren Erwerbstätigkeit nach,
während ihr Partner fast immer in Vollzeit beschäftigt ist.
Gut die Hälfte der geringfügig Beschäftigten strebt keine Veränderung
des aktuellen Erwerbsstatus' an. Nur 6% möchten eine
Voll-/Teilzeitbeschäftigung haben - Minijobs werden nicht als
Sprungbrett angesehen. Ca. 57% der im Minijob Beschäftigten haben einen
schriftlichen, unbefristeten Vertrag, 20% der Befragten haben nur einen
mündlichen Vertrag. 60% sind mit der Anzahl der gearbeiteten Stunden
zufrieden, wer es nicht ist, wünscht überwiegend mehr Stunden.
Im Durchschnitt gibt's 10,63 Euro Stundenlohn gegenüber 9,41 im Jahr
2012. 42% verdienen knapp über dem Mindestlohn, 25% fast genau die 8,50
Euro. 12% verdienen ohne Ausnahme- oder Übergangsregelung weniger als
den Mindestlohn. Insgesamt zeigt sich bzgl. Löhnen und
Arbeitsangebot somit, dass die Stundenlöhne deutlich gestiegen sind,
wobei die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns eine besondere Rolle
gespielt hat.
Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es immer noch einen großen
Anteil von geringfügig Beschäftigten, denen die gesetzlichen Leistungen
nicht gewährt werden, nämlich 48%. Betroffen ist die Entgeltfortzahlung
an Feiertagen (68,6%), beim bezahlten Urlaub (48,0%), die
Lohnfortzahlung bei Krankheit (29%), unbezahlte Überstunden (6% + 20%
keine Antwort). Keine sochen Angaben gibt's zu Mutterschutzlohn und
betrieblicher Weiterbildung.
Nur wenige Minijobs werden in sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung umgewandelt; dafür ist die Befreiung von der
Rentenversicherungspflicht gang und gebe. Die merkwürdigen Zahlen: Bei
80% der Firmen wird wenigstens einer "befreit", bei 38,5% alle. Man darf
davon ausgehen, dass es unterm Strich über 50% sind, die bei der Rente
Probleme kriegen.
Das wird bei dem positiv gestimmten Fazit nicht gesagt, und es fehlt
auch jeder Hinweis auf weitere Benachteiligungen: Der als
selbstverständlich vorausgesetzte Einsatz von eigenen Ressourcen wie
Smartphone und Auto. Die prekären, unregelmäßigen Arbeitszeiten - immer
mehr Jobber müssen antanzen, wenn der Arbeitgeber sie ruft, mit
entsprechenden Problemen für ihr Lebensmodell.
Damit erreicht sie der volle Stress, ohne dass er entsprechend vergütet
wird. Bei den Managern gilt die Verfügbarkeit rund um die Uhr als
wichtige Leistung unter den Argumenten beim Boni-Schinden. Den Leuten am
unteren Rand der Lohnskala wird das gratis abgeknöpft.