"Solidarität ist gut, aber mit wem solidarisieren Sie sich da
Herr Bundespräsident?" Diese Frage stellte der Obmann der Türkischen
Kulturgemeinde nach der Aussage unseres Bundespräsidenten zur Kopftuchfrage.
Ich stelle die Frage: "Wie kam es überhaupt zu dieser Aussage und
in welchem Kontext?" Wer war also die Schülerin, welche unserem
Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen die verhängnisvolle Frage
zum Kopftuch gestellt hat? Vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine
bewusste Aktion aus Kreisen des politischen Islam handelt: Auf der Seite
"MeinHijabMeinRecht" wird das Video online gestellt, welches am 24.
März 2017 im Haus der Europäischen Union aufgenommen worden ist. Dabei
wird eine junge Muslima vorgestellt, die dem Bundespräsidenten eine wichtige
Frage zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte
stellt. Einzelmeinung einer frommen Muslima? Mitnichten.
Die Initiative
MeinHijabMeinRecht dürfte im Umfeld der Muslimischen Jugend Österreich
(MJÖ) angesiedelt sein, einer Organisation, die seit Jahren Bundesförderungen
erhält und als die offizielle Jugendorganisation der Islamischen Glaubensgemeinschaft
gilt. Die MJÖ wiederum ist zufällig an der gemeinsamen Adresse im
23. Bezirk gemeldet, wo auch zufällig die islamisch-religionspädagogische
Akademie (IRPA) lange gemeldet war. Deren Direktorin ist die Schwester einer
Schlüsselfigur der europäischen Muslimbruderschaft in Deutschland.
Das islamische Gymnasium in Deutschland, wo sie selbst Direktorin war, galt
laut deutschen Sicherheitsbehörden als Tarnverein des ägyptischen
Zweiges der Muslimbruderschaft und wurde geschlossen. Ganz abgesehen davon,
residiert die Kampagnenzentrale der MJÖ im Haus der Anas-Shakfeh-Stiftung.
Shakfeh, ehemaliger Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ),
wurde immer wieder in die Nähe der Muslimbruderschaft gerückt. Der
gute Mann dürfte in seinem Leben fürstlich verdient haben, wie sonst
hätte er eine Stiftung ins Leben rufen können? Oder kommt das Geld
doch aus Saudi-Arabien oder gar Katar?
Man weiß es nicht und wir
werden es niemals erfahren, da weder das "Islamgesetz neu" noch das
Stiftungsrecht eine transparente Nachvollziehbarkeit ermöglichen. Weiterhin
bleiben Tür und Tor für die Einflussnahme aus dem Ausland geöffnet.
Viele Zufälle also, im Zentrum der aktuellen Kopftuchdebatte steht ein
kleines Grüppchen von streitbaren Aktivistinnen im Dunstkreis von MJÖ
und IGGIÖ.
Bei der 20-Jahr-Jubiläumsfeier der Muslimischen
Jugend im Jahr 2016 war ein Buchverlag namens Al Hamra vertreten. Wie der Zufall
es so mag, auch aus dem Dunstkreis der Muslimbruderschaft. "Sag mir, was
du liest und ich sage dir, was du bist", schrieb einst der französische
Historiker Pierre de La Gorce.