Die Tücken der Basisdemokratie sind Unberechenbarkeit und daran anknüpfend
eine fehlende strategische Ausrichtung.
Dies ist jedoch für
jede politische Bewegung ein essenzieller Bestandteil, wenn man erfolgreiche
Politik betreiben möchte. Da passiert es eben, dass langjährige Politiker
mit überdurchschnittlichen Bekanntheitswerten und inhaltlicher Stärke
ihr blaues Wunder erleben. Noch seltsamer wird es, wenn die grüne Basis
glaubt, dass sich Vollblutpolitiker zum Pilzesuchen in den Wald zurückziehen,
weil am Wahltag die Befindlichkeit und das Bauchgefühl über der Ratio
standen. Es wundert Politikinsider nicht, wenn dann statt des Schwammerlsuchens
eine neue politische Bewegung das Licht der Welt erblickt und sich auf demselben
Nährboden, auf dem die Grünen ihre Basis haben, ausbreitet.
Jene
Delegierten, welche beim Bundeskongress der Grünen Bussi-Bärlis und
Kapuzenträger den Vorzug gaben, haben der Partei den Weg zur Einstelligkeit
geebnet und kurz bis mittelfristig das jahrelang hart aufgebaute Image als Aufdeckerpartei
zunichte gemacht.
Durch ihre Kurzsichtigkeit wurden sie Geburtshelfer
für eine linke Bewegung, links von den Grünen. Es ist für manche
Grüne gemütlicher, sich mit Fahrradservice und Urban Gardening zu
beschäftigen als mit politischen Inhalten. Das ewige Geleiere, wie
"Wir sind die einzigen, welche die FPÖ kategorisch ablehnen",
beeindruckt auch nur mehr jene, welche mit der Realpolitik auf Kriegsfuß
stehen. Dass man rechter Ideologie mit Austausch und Dialog begegnet und nicht
mit Ausgrenzung und Gesprächsverweigerung, hat sich seit 1981 noch nicht
bis in die höheren Etagen herumgesprochen. Eine Stärke der Grünen
ist es, wichtige (ökologische) Zukunftsthemen anzusprechen, aber in der
Gegenwart Fuß zu fassen fällt schwer, weil die Energie, welche nach
außen gerichtet werden sollte, durch innere Befindlichkeitsrunden vergeudet
wird. Eine Partei, welche nicht die Arbeiter anspricht. Eine Partei, die für
sozial Benachteiligte ihre Politik ausrichtet, aber diese kaum erreicht. Eine
Partei, die progressive Migranten vergrämt, weil sie diese kaum vor den
eigenen reaktionären Kräften der Migranten-Communitys beschützt,
weil keine klare Haltung zu Tage gelegt wird. Wie soll diese Partei über
die Kernwähler hinaus je wachsen können?
Die Beschäftigung
mit sich selbst ist und bleibt eine Schwäche der Grünen. Eine Politik
mit Realitätsbezug mit weniger Verständnis und Toleranz für allerlei
Unfug wäre auch im linken Politspektrum durchaus erfolgreich. Pilz hat
nun die Möglichkeit, mit einigen linken Realos den Grünen zu zeigen,
ob es links von ihnen noch Platz für eine Linke gibt.