Was steht drinnen? 1005 Personen, 816 Muslime, 76 Aleviten, 113 ohne
Religionsangabe, Herkunft oder Background Türkei, Bosnien-Herzegowina,
Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Somalia und einige andere Ländern wurde
vom Dezember 2016 bis Februar 2017 ein Fragebogen vorgelegt.
Die
Aufteilung auf die Befragtengruppen und das Fehlen jeweiliger Gesamtzahlen,
machen die Auswertung unübersichtlich.
Die erste im Bericht behandelte
Frage war nach der "Verbundenheit mit Österreich bzw. dem Herkunftsland".
Am meisten mit Österreich verbunden zeigten sich in dieser Selbsteinschätzung
Afghanen mit 51 % (29 % mit dem Herkunftsland, 20 % gleich mit beiden), Syrer
waren am anderen Ende positioniert, 49 % sahen sich überwiegend mit dem
Herkunftsland verbunden (24 % mit Österreich, 25% mit beiden Ländern).
Die Verteilung der Antworten bei den Türken war 43 % Österreich, 32
% Türkei, 22 % beide, das zeigt ziemliche Probleme mit der Integration,
da der Großteil der Türken ja nicht erst in der letzten Zeit ins
Land gekommen ist. Bei Bosnien-Herzegowina verteilen sich die Prozente so, 38
% auf beide Länder, 29 % aufs Herkunftsland, 34 % auf Österreich,
eher zum Herkunftsland tendierten Iraker, Iraner, Somalier und Tschetschenen.
Besorgniserregend die Selbsteinschätzung des eigenen Verhätnisses
zur Religion: Auf die Frage, ob man sehr gläubig, eher gläubig,
eher oder ganz ungläubig sei, deklarierten sich 93 % der Somalier für
den Glauben, davon 69 % sehr, bei den Tschetschenen 89 % (50 % sehr), bei den
Syrern 81 % (32 % sehr), bei den Türken insgesamt 78% (37% sehr),
bei den in Österreich geborenen ist die Lage etwas besser, 66 %, davon
28 % sehr. Im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung sind das sehr hohe
Zahlen, denn hier gibt's nur noch elf Prozent sehr religiöse und 29 % eher
religiöse, 34 % stufen sich als eher nichtreligiös und 26 % als gar
nicht religiös ein, was eine 60-prozentige Religionsferne bedeutet.
In
der Studie von Ruud Koopmans, der 2013 die Religiosität
der Muslime in sechs Ländern untersuchte, lautete das Ergebnis für
Österreich, dass für 55,2 Prozent der Muslime religiöse Gebote
wichtiger wären als staatliche Gesetze. In der aktuellen Studie wurde diese
Frage vorsichtiger gestellt, nämlich ob österreichische Vorschriften
und Gesetze für gläubige Muslime angemessen seien oder ob islamische
Rechtsvorschriften angewandt werden sollten. Da konnten die Befragten leicht
bemerken, dass es günstiger für das Ansehen der Muslime sein würde,
wenn man mit den österreichischen Gesetzen zufrieden wäre, für
36 % der Tschetschenen bestand Scharia-Bedarf, bei den Iranern waren es nur
zwei Prozent - was wohl damit zusammenhängt, dass Iraner oft vorm Islam
geflüchtet sein dürften, denn als einzige Gruppe hatte sich mehr als
die Hälfte als nichtreligiös deklariert. Auch bei den Fragen zur Demokratie
war den Befragten klar, dass es klüger ist, sozusagen nicht für einen
Kalifen oder Sultan zu sein, Fragen, die dazu etwas ums Eck formuliert worden
wären, fehlten.
Bei den Fragen zum Alltag wurden offenbar oft
die Antworten gegeben, von denen die Befragten wahrscheinlich annahmen, dass
sie erwartet würden, dadurch verbesserte sich natürlich das Islambild,
denn Prüffragen, die solche Klischeeantworten testeten, gab es zu wenige.
Auffallend waren diesbezüglich jedoch die Frage nach der "Ehre",
die war bei 62 % der Asylanten sehr wichtig und bei 22 % eher wichtig, bei den
Türken waren das 60 und 23 %, bei den Bosniern 20 und 32 %. Vergleichszahlen
wurde dazu keine gefunden, offenbar hat eingeborene Österreicher noch nie
jemand danach gefragt.
Beim Kopftuch waren die Antwortmöglichkeiten
so verteilt, dass eine Zuspitzung ausblieb und die Antwortvariante "nur
wenn sie das selber möchte" auf die Frage "soll eine Muslimin
in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen?" bei den Männern mit
43 und bei den Frauen mit 54% die Mehrheit fand. Allerdings erhielten die Varianten,
das Kopftuch sei "nicht notwendig" nur 14, bzw. 12% und "ist
mir egal" nur 12 bzw. 10% Zustimmung, während die Kopftuchpflicht
jeweils 16 % Zustimmung bekam. Die Verteilung nach Ländern war dazu recht
auffällig, Somalier waren zu 61 % für die Kopftuchpflicht, Tschetschenen
zu 29 %,Türken zu 20 % und Afghanen zu 19 %, am Ende standen die Bosnier
mit 3 %.
Das Sterben für den Glauben wird deutlich mehrheitlich
nicht als Muslimpflicht gesehen, andererseits findet der Satz, "es
sollte nicht erlaubt sein, sich öffentlich über den Islam lustig zu
machen", deutliche Zustimmung, 87 % der Somalier, 82% der Tschetschenen,
80% der Türken und Afghanen, 79 % der Syrer sind dafür. Diese Frage
ist ja keine, wo man taktisch unmittelbar eine negative Antwort geben wird,
um das Islamimage zu verbessern, hier hätte dazu auch noch das Thema Islamkritik
angeschnitten werden müssen. Der Frage "Juden haben zu viel Macht
auf der Welt" stimmen 62 % der Syrer, 61 % der Türken und 55 % der
Afghanen zu, da liegt der Antisemitismus doch ziemlich hoch, Umfragen
unter Autochthonen dazu konnten nicht gefunden werden.
Die Studie kann hier downgeloaden werden!