"Ist Gott abhanden gekommen?"

Am 19.08.2017 legte auf der Site volksfreund.de Edwin Prim, Pfarrer in Schleidweiler in der Reihe "Glaube im Alltag" unter dem obigen Titel seine Sorgen dar. Was schon wieder dazu führte, dass ein geschwätziger Atheist dagegen reden muss!

Pfarrer Prim: Der kürzlich verstorbene Kardinal Meisner hat einmal in einem Interview die Frage gestellt: "Ist Gott abhanden gekommen?" Zu meinem Alltag gehören Seelsorgegespräche, Vorbereitung von Kasualien (Spendung von Sakramenten), und oft kommt dann still in mir die Frage auf: "Ist der Glaube am Verdunsten?" Es ist immer wieder notwendig, die soziale Komponente des Glaubens anzumahnen; vor allem der christliche Glaube will und muss sich stets im täglichen Miteinander in den Herausforderungen, Konfliktsituationen und leidvollen Erfahrungen bewähren. Es gehört zu den schmerzlichen Erfahrungen, dass Christen diese horizontale Ausrichtung ihres Glaubens oft vernachlässigen, so dass schnell eine Schieflage entsteht.
Atheistischer Kommentar: Ja, mein Lieber, für die horizontale Ausbreitung des Glaubens braucht der Glaube eben ein möglichst dichtes Netz von praktizierenden Gläubigen. Wenn der Glaube verdunstet, dann bekommt das Glaubensnetz immer größere Löcher, das Problem liegt somit nicht an einer nicht ausgeübten sozialen Komponente, sondern am Mangel an Gläubigen, es verdunstet also zuerst der Glaube, dann fehlen klarerweise die Gläubigen. Nach der Eingliederung der DDR besuchten in Deutschland im Jahr 1990 noch 6,2 Millionen Katholiken regelmäßig die Sonntagsmesse, 2015 waren es nur noch 2,5 Millionen, also ein Rückgang um sechzig Prozent! Der katholische Glaube wird immer vertikaler, weil der horizontale Bereich im säkularen Tauwetter versinkt! Das ist die schmerzliche Erfahrung, die der Herr Pfarrer als solche erkennen müsste, weil dagegen kann er gar nichts mehr tun, Appelle an Desinteressierte bewirken nix!

Pfarrer Prim: Andererseits besteht heute die große Gefahr, dass viele die vertikale Linie des Glaubens aus dem Blick verlieren. Dort wo sich Christentum nur mit menschlichem Tun und Äußerlichkeiten erschöpft, droht die andere Schieflage, droht der Glaube an Christus zu verdunsten. Damit Gott nicht abhanden kommt, ist es für uns wichtig, dass wir uns immer wieder zu Jesus Christus bekennen, die Beziehung zu ihm pflegen und nicht aufhören, ihn zu suchen. Wo dieser Bezug zu ihm fehlt, dreht sich das Glaubens- und Lebensrad im Leerlauf.
Atheistischer Kommentar: Umso schlimmer für die Religion! Menschen, die ihre Selbstbestätigung in sozialem Engagement suchen und finden, brauchen dazu nur einen Wirkort, wo sie dieses Verhalten ausleben können, aber nicht unbedingt eine vertikale Beziehung zu einem Gottessohn. Wenn wer irgendwo als Freiwilliger und unbezahlt mithilft, dann tut er das ja nicht unbedingt aus Gottesliebe, sondern viel eher zur Anerkennung seiner Leistungen durch seine Umwelt oder zumindest wegen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft! Ein freiwilliger Rettungsfahrer oder Feuerwehrmann macht so was nicht für'n Jesus!

Pfarrer Prim: Das persönliche Gebet, die Auseinandersetzung mit der biblischen Botschaft und vor allem auch das Mitfeiern von Gottesdiensten wollen helfen, den Glauben zu bewahren und zu festigen. Die biblischen Texte am Wochenende wollen uns darauf hinweisen, Gott schenkt uns Menschen ein grenzenloses Erbarmen, wenn der Mensch ihm ein grenzenloses Vertrauen schenkt. Vertrauen, Glaube und Gebet sind jene Mächte, die die Welt verwandeln, weil sie auch bewirken, dass Gott sich der Welt erbarmend zuwendet. Betende Hände greifen in die Geschichte ein, sie wollen das Herz Gottes erreichen und sein grenzenloses Erbarmen erbitten. Wir Christen müssten erkennen, dass wir das Erbarmen Gottes brauchen, wenn wir Rettung oder Heil wollen.
Atheistischer Kommentar: Der Herr Pfarrer dreht das Rad weiter im Kreis herum, der barmherzige Gott barmherzigt die Menschen und tauscht mit ihnen grenzenloses Vertrauen aus, dass der böse Gott die Sünder und Ungläubigen vor einigen Jahrzehnten noch ins ewige Höllenfeuer schmiss, ist aus der Glaubensverkündigung gestrichen worden. Pfarrer Prim droht nur noch ganz vorsichtig: wir bräuchten das Erbarmen Gottes für unser Heil. Und das Erbarmen müssten wir uns betend erseufzen und erbetteln. Aber das funktioniert nimmer wirklich, die biblischen Botschaften interessieren die Masse der Leute inzwischen so intensiv, wie griechische oder germanische Göttersagen. Statt auf den Himmel zu hoffen, lebt man lieber gut auf Erden. Gott ist abhanden gekommen, der Glaube verdunstet, Religion ist immer mehr over and out!