Die Fehleinschätzung beziehungsweise Fehldeklaration von postmoderner
Pseudopolitik als linke Politik ist es, die gegenwärtig massenhaft ehemalige
sozialdemokratische Stammwählerschichten ins Lager der neuen Rechten (oder
auch in das immer größer werdende der Nichtwähler) überlaufen
lässt. Wenn sozialdemokratische Politik in der öffentlichen Wahrnehmung
für nichts anderes mehr steht als für Binnen-Is, Rauchverbote und
Ratschläge für den Umgang mit Zwischengeschlechtlichkeit, dann braucht
man sich allerdings nicht zu wundern, wenn Leute, die ernsthafte Sorgen haben,
zornig werden und anders wählen. Genau darum sollte man endlich aufhören,
den Umstand, dass man von der Rechten angegriffen wird, als Beweis dafür
auszugeben, dass man selbst linke Politik mache. Dass Menschen mit Existenzsorgen
über aufgezwungenes »Gendern« ärgerlich werden, ist kein
Beleg dafür, dass Gendern fortschrittlich ist oder die Ärgerlichen
Faschisten wären. Political correctness ist keine Errungenschaft linker
Hegemonie. Die neue Rechte erstarkt schließlich nicht etwa deshalb, weil
die Sozialdemokraten linke Politik machten, sondern eben darum, weil sie seit
langem keine mehr machen.
Wenn es nicht gelingt, die pseudolinke Symbolpolitik
endlich von links zu kritisieren und sie zugunsten einer wirklichen linken,
auf Gleichheit und Wohlstand aller ausgerichteten emanzipatorischen Politik
zu verabschieden, dann wird es in Zukunft nichts mehr geben, was den in vielen
Ländern bereits spürbar gewordenen Siegeszug der Rechten aufhalten
kann.
Siehe dazu ausgewählte passende Meinungen von meinereinem
(zeitmäßig
aufsteigend geordnet):
Das ist christlich! Freiwillige Spenden der Reichen
Sprachliche Gleichbehandlung
Böswort "Gutmensch"
Vermögenszuwächse
Sozialdemokratie weiß nimmer, wo sie herkommt
Anmerkungen zu den neuen schlechten Zeiten
Global Rich List 2017
Wandelbares Österreich?
Die Nationalratswahl 2017