Kann man ohne Glauben durchs Leben gehen?

Das wurde der Olympia-Pater Johannes Paul Chavanne vom KURIER gefragt und die Antwort in der Ausgabe vom 9.2.2018 lautete:

"Sicher kann man. Aber es ist auf Dauer sehr viel mühsamer, härter und hoffnungsloser. Es bleibt dann alles auf das Diesseits beschränkt. Gott ist die Garantie dafür, dass die Täter nicht über die Opfer triumphieren. Und das setzt voraus, dass sich nicht alles im Diesseits erstreckt. Glaube ist eine Horizonterweiterung. Nichtglauben beschränkt die Sicht und schließt die größte Möglichkeit, die Ewigkeit, aus. Da bleibt herzlich wenig übrig. Es gibt diese drei Fragen, die sich der Mensch immer wieder stellt: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Und was darf ich hoffen? Die Konsequenz eines stringenten, praktischen Atheismus ist, dass die Antwort auf die dritte Frage lautet: gar nichts."

Soweit die klerikanische Antwort. Immerhin, auch ein hauptberuflicher Gläubiger kann die Wirklichkeit fallweise heutzutage selber schon wahrnehmen, schließlich werden die Leute immer mehr, die, wie es die Klerikalen ausdrücken, so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Da aber immer mehr Menschen in der Wirklichkeit leben, also ohne Gott, muss zumindest thematisiert werden, was denen fehlen müsste. Das tut der Herr Olympiapater, er weiß, Gottlose glauben nicht an die Ewigkeit! Aber wieso sollte ihnen deswegen etwas fehlen?

Meinereiner lebt im Diesseits! Er hat vom Urknall bis zu seiner Geburt auf dieser Welt Milliarden von Jahren nicht existiert und es hat ihm nichts gefehlt, jetzt lebt er selbstzufrieden gottfrei und wenn er gestorben ist, existiert er weitere Milliarden Jahre nicht, ohne dass ihm was fehlen wird. Wo soll da das Problem sein?

Und zu den drei Fragen des Paters:
1. Was kann ich wissen?
Um das, was ich wissen will, muss ich mich selber kümmern, ist heute recht einfach, z.B. googelt man, schaut sich die angebotenen Antworten an und nimmt dann die, welche am vernünftigsten erscheint. Wenn man keine passende Antwort findet, ärgert man sich ein bisschen und geht zur nächsten Frage über.
2. Was soll ich tun? Das hängt davon ab, was ich tun will oder tun muss! Wenn ich Durst habe, sollte ich trinken und wenn die Blase drückt, sollte ich brunzen gehen. Und wenn's was unmittelbar Selbstbestimmbares ist, nu, dann such ich's mir aus! Und das ist bei allen Fragen im Leben so.
3. Was darf ich hoffen? Wenn ich Lotto gespielt habe, darf ich auf einen Treffer hoffen. Wenn ich krank bin, darf ich hoffen, dass es bald wieder besser wird und wenn ich schwer krank bin, darf ich auf gute medizinische Behandlung hoffen und wenn ich todkrank bin auf eine erlösendes Ende. Das als umfassendes Beispiel!

Und mein bisheriges gut 70jähriges Leben mit seinen Freuden und seinen Belastungen war sicherlich nicht mühsamer, härter und hoffnungsloser als das Leben anderer Menschen. Das Leben eines tatsächlich enthaltsamen Zölibatären ist sicherlich deutlich mühsamer, härter und hoffnungsloser als das meinige! Und in den Himmel kommen wir beide nicht, ich, weil ich nicht dran glaube, der Pater, weil es keinen Himmel gibt! Amen!