Keine Wiederkehr vom Himmel

Folgende Geschichte zog am 11.4.2018 durch US-Medien:

Im November 2004 fuhr Kevin Malarkey mit seinem sechsjährigen Sohn Alex in Ohio nach Hause, baute dabei einen schweren Unfall, sein Sohn erlitt dabei schwerste Verletzungen. Nach einem zweimonatigen Koma erwachte der nun vollständig gelähmte Junge. Dieser habe seiner Familie die Geschichte vermittelt, er wäre tot gewesen und auf dem Weg zum Himmel und sei dabei Jesus und dem Satan begegnet. 2010 entstand daraus das Buch "The Boy Who Came Back From Heaven", es erschien in einem christlichen Verlag (Tyndale House) in einer Buchreihe über Nahtod-Erfahrungen und Göttererscheinungen und kam sogleich in die Bestsellerliste, über eine Million Exemplare wurden verkauft. (Das Bild stammt von US-Amazon, dort ist das Buch immer noch erhältlich...)

In den USA ist ja die religiöse Esoterik sehr verbreitet, Millionen Amerikaner glauben nicht nur wörtlich an die Bibel (Kreationisten), sondern auch an religiöse Wunder.

Nun aber waren 2015 dem inzwischen 17jährigen Alex offenbar Bedenken gekommen, er gab per Internet bekannt, "I did not die, I did not go to heaven. I said I went to heaven because I thought it would get me attention".

Die Attention hatte er bekommen, sein Dementi der Himmelsgeschichte stieß aber nicht nur auf Aufmerksamkeit und Begeisterung, die Evangelikalen waren zutiefst empört.

Jetzt erlebte die Sache eine weitere Zuspitzung, der nun zwanzigjährige Alex klagte den Verlag, die Geschichte hätte sich sein Vater Kevin ausgedacht als er selber noch im Koma lag und sie dem Verlag verkauft, er selber hab vom Verlag kein Geld erhalten, seine Person sei ohne seine Zustimmung verwendet worden.

Der Verlag ließ wissen, man hab das Buch nach Alexs Widerruf 2015 aus dem Programm genommen. Mit seiner Klage will Alex Malarkey der ganzen Angelegenheit ein Ende setzen. Er habe an die Zeit seines Komas überhaupt keine Erinnerung und verlangt vom Verlag, dass dieser dafür Sorge trägt, dass jede Verbindung seiner Person zu der im Buch wiedergegebenen erfundenen Geschichte gelöscht werde. Er habe mit dem Vertrag nie etwas zu tun gehabt, sein Vater habe das alles veranlasst, er will nun wissen, was der Verlag an der Geschichte verdient habe und welche Zahlungen an seinen Vater gegangen sind.

Der Verlag erklärte sich dazu nur dann gesprächsbereit, wenn Alex den bestehenden Vertrag anerkenne. Alex weigert sich, denn er habe auch als Erwachsener nie einen Einblick in den Vertrag und den Geschäftsablauf bekommen.

Alex Malarkey klagt nun wegen Verleumdung seiner Person und finanzieller Ausbeutung, in der Klage heißt es: " Despite the fact that Tyndale House has made millions of dollars off Alex’s identity and an alleged autobiographical story of his life, Tyndale House paid Alex, a paralyzed young man, nothing" ("Trotz der Tatsache, dass Tyndale House Millionen von Dollars aus Alex Identität und eine angebliche autobiografische Geschichte seines Lebens gemacht hat, bezahlte Tyndale House Alex, einem gelähmten jungen Mann, nichts").


Alex heute (Screenshot YouTube)

Man kann gespannt sein, was dabei herauskommt. Der Verlag und Vater Kevin scheinen mit der Lügensgeschichte ein sehr gutes Geschäft gemacht zu haben, die religiöse US-Dummheitsfront hatte jahrelang ein neues Wunder zu bestaunen, aber das missbrauchte und ausgebeutete Unfallopfer wehrt sich nun!