Karl Marx zum 200. Geburtstag

GAM-Newsletter 05.05.2018:

Zwar ist Marx in seiner zum Teil mitverschuldeten Rolle als Prophet des proletarischen Messianismus gescheitert, wie sie im vulgarisierenden Parteikommunismus gepflegt wurde. Aber dennoch verdrängt dieser Sachverhalt nicht seine herausragende Bedeutung für die theoretische Grundlegung einer herrschaftskritisch-emanzipatorischen Gesellschafts- und Subjektwissenschaft.

Von den Rechten aller Couleur gehasst und von der postmodernen Pseudolinken weitestgehend verraten, lässt sich ohne reflektierenden Rückgriff auf Marx die gegenwärtige zunehmend aus den Fugen geratene multipolare Welt weder hinreichend begreifen noch eingreifend verändern. Kritik des (global-) kapitalistischen Herrschaftssystems, allgemeine Religionskritik und Islamkritik gehören gerade heute zusammen.

So führt von Marx im Gegensatz zum pseudolinken Postmodernismus weder ein Weg zur Islamophilie und Schönfärbung der migrationsbedingten Islamisierung noch zur Romantisierung vormoderner nichtwestlicher Herrschaftskulturen. Und im Gegensatz zu Nietzsche, dem Säulenheiligen der Rechten und Vorläufer der Islambewunderer Hitler und Himmler, wird der Islam nicht verklärt, nicht überhöht und dem Christentum vorgezogen. Vielmehr wird folgende zentrale Wesenseigenschaft des Islam fokussiert:
"Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‚harby‘, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam." (Marx-Engels-Werke, Band 10, S. 170)

Generell liefert die Marxsche Theorie einen kategorial-methodischen Schlüssel zum begreifenden Erkennen komplexer zwischenmenschlicher Herrschaftsverhältnisse auch in Anwendung auf die islamische Herrschaftskultur.

Genaueres zu Marx, Islam und Herrschaft finden Sie hier:
Der Islam in kritisch-materialistischer Perspektive
"Herrschaft" als zentraler Problemgegenstand kritisch-emanzipatorischer Gesellschaftstheorie