Der Fall des Dr. Eduard L.

Der steirischen Arzt Dr. Eduard L. wurde am 29.09.2017 überraschend  vom Vorwurf der jahrelangen Misshandlung seiner vier Kinder freigesprochen, die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.

Zu Dr. L. gab es auch andere Vorwürfe, wie z.B. dem Artikel im Kurier vom 6.4.2018 "Kurioser Prozess im Krimi um steirischen Arzt" zu entnehmen ist.

Medien war damals zu entnehmen, dass Dr. L. mit einem wichtigen ÖVP-Politiker verwandt ist. Wer das ist, war vor dem Prozess damals einigen Medien zu entnehmen, worauf der Presserat dies wegen "Verletzung des Identitätsschutzes" verurteilte.

Das wird von den Medien immer noch befolgt, am 17.8.2018 wurde über die gerichtlich angeordnete Wiederholung des Prozesses berichtet, der Angeklagte war entweder ein namensloser Arzt oder ein Dr. Eduard L.
Diese Anonymität zu entschleiern, war unkompliziert, die Google-Eingabe von "Dr. Eduard L." listete sofort entsprechende Ergebnisse auf, der Dr. L. heißt Lopatka und der ÖVP-Politiker Reinhold Lopatka ist sein Bruder, dieser war von Dezember 2013 bis November 2017 Obmann des ÖVP-Parlamentsklubs. Warum er es jetzt nicht mehr ist, war bei Wikipedia nicht vermerkt, auch Bundesparteiobmann-Stellvertreter war er nur bis 2017.

Zur Entscheidung des Presserates gegen Krone und Kurier vom 2.6.2017 gab es am 8.6. eine Presseaussendung der betroffenen Familie:
"Lieber Presserat, Sie schreiben, dass die Namensnennung in erster Linie deshalb erfolgte, weil der Bruder des Angeklagten in der Öffentlichkeit steht.  Wir, Stephanie Lopatka, Madlen Lopatka, Miriam Lopatka und Josef Lopatka, möchten zur Entscheidung des Presserats vom 2.6.2017 folgendes festhalten:
Wir sind Kinder, Patienten und Opfer des beschuldigten Arztes, gegen den jetzt ein Strafverfahren am Landesgericht Graz läuft. Wir haben den Eindruck, dass wir von Behördenwillkür betroffen sind, eben weil der Bruder des Angeklagten Spitzenpolitiker in der Bundesregierung ist. Wir leben seit Jahren in Todesangst vor unserem Vater und sind aufgrund nachgewiesener politischer Interventionen an die Öffentlichkeit gegangen. Auch andere Betroffene haben Angst, vor der Behörde auszusagen oder eine Anzeige zu machen, weil sie negativen Konsequenzen befürchten.
Wir haben Krone und Kurier die Erlaubnis erteilt, dass in der Berichterstattung zu diesem Strafverfahren unser Familienname genannt werden darf, weil wir im Laufe des Verfahrens den Eindruck bekommen haben, dass uns gerade wegen des Familiennamens unseres Vaters bzw. aufgrund seiner Verwandtschaft zu einem ÖVP-Spitzenpolitiker Hilfen versagt und Fakten unterdrückt wurden."

In den Medienberichten vom 17.8.2018 über der Erfolg der Berufung der Staatsanwaltschaft blieb die presserätliche Anonymität aufrecht, der ORF-Steiermark meldete z.B. dazu: "Der Prozess gegen einen oststeirischen Arzt, der im Vorjahr nicht rechtskräftig vom Vorwurf des Quälens seiner Kinder freigesprochen worden ist, muss wiederholt werden. Das Oberlandesgericht (OLG) Graz hat der Berufung der Staatsanwaltschaft stattgegeben." Der Name des Arztes wurde nicht genannt, es hieß nur: "Der Fall des oststeirischen Arztes sorgte weit über die steirischen Grenzen hinweg für Aufsehen. Dem Bruder eines bekannten Politikers wurde vorgeworfen, seine vier Kinder jahrelang gequält zu haben." Auch in der Zeit im Bild 1 wurde auf die gleiche Weise berichtet, ein namensloser Arzt hat einen ÖVP-Bruder. In den ATV-Abendnachrichten war vom Dr. Eduard L. die Rede und der ÖVP-Bruder fand namenslose Erwähnung.

Was nun wohl die Frage offen lässt: Was hat der ÖVP-Bruder damit zu tun? Und warum wurde seine ÖVP-Karriere weggeschrumpft? Es gilt in alle Richtungen die Unschuldsvermutung...