…heißt eine neue katholische Aktion, die z.B. auf der Site Akademie
für Dialog und Evangelisation (AKA), laut Impressum eine "Einrichtung
der kath. Gemeinschaft Emmanuel in der Erzdiözese Wien" präsentiert
wird. Unternehmensgegenstand ist "Building Bridges - with open hearts and
open minds, also Brückenschlagen mit offenem Herzen und offenem Geist.
Man
hat ja bekanntlich seit Jahrzehnten in der katholischen Kirche von der "Neuevangelisierung"
des säkularen Europas geredet, es 2012 dann testweise in etlichen Großstädten
ausprobieren wollen, sich aber dann doch nicht drübergetraut und es einfach
sein lassen. Aber der Säkularismus schreitet immer weiter fort, so sind
nach der selbstgezählten kirchlichen Statistik über den Besuch der
Sonntagsmesse in Österreich die Zahlen von 2011 bis 2016 von 660.000 auf
570.000 zurückgegangen, das geht nun schon seit Jahren so, 2021 werden
es dann wohl nur noch 470.000 sein.
Der traditionellen Evangelisierung
traut man offenbar in der Kirche nicht mehr. Man hat ja auch kaum eine Erfahrung
damit, denn als das Christentum 380 zur römischen Staatsreligion befördert
wurde, gab's sowieso die Christenpflicht, als die Welt kolonialisiert wurde,
wurde das (katholische) Christentum weltweit verpflichtend, bloß mit Argumenten
überzeugt konnten Leute recht selten werden.
Und nun den säkular
lebenden Menschen ohne jede Möglichkeit zu politischem oder gesellschaftlichen
Druck den Jesus wieder einzureden, das funktioniert eben nicht. Das zeigt
sich speziell an den Zeugen Jehovas die seit über hundert tagtäglich
missionierend durch die Gegend ziehen und es in Österreich bis 2016 nach
eigenen Angaben bloß auf 21.561 Mitglieder geschafft haben und da sind
natürlich auch die selber gezeugten Nachkommen dabei. Wenn es die Kindstaufe
nicht gäbe, man etwa erst ab 14 in eine Religionsgemeinschaft eintreten
könnte, hätte die katholische Kirche längst keinen wirklich wahrnehmbaren
Mitgliederbestand mehr.
Aber aufgeben darf man dort trotzdem nicht, man
versucht nun, sich neumoderne Missionierungsformen zu überlegen. Dazu
muss man überzeugt sein, dass es massenhaft Menschen gibt, die auf der
Suche nach Antworten sind, die man auf katholisch geben kann.
Dazu heißt es dort u.a.: "Christliche Mission darf nicht
polarisieren oder ausschließen, sondern muss zusammenführen und Begegnung
ermöglichen: Unter dieser Prämisse steht das Praxis-Handbuch 'Mission
Possible' von Otto Neubauer (..). Mission und Evangelisation sei 'die Geschichte
von der Liebe Gottes zum Menschen und von unserem Beitrag dazu'. (..) Bischof
Glettler hob hervor, dass es sich bei christlicher Mission nicht um den 'Aufbau
einer religiösen Geschäftsbeziehung' handle. 'Es geht nicht um Propaganda,
sondern um Begegnung und das Berühren des Herzens durch Jesus.' Die christliche
Gemeinde wachse 'nur durch Attraktivität, nicht durch Appelle', wobei sich
Glettler durchaus auch für experimentell-kreative Zugänge aussprach."
Und:
"Am Beginn der Begegnung müsse das ehrliche Interesse an der Person
des anderen stehen, 'das 'Wie geht's dir?'', betonte Glettler. Er lege seinen
diözesanen Mitarbeitern in der Jugendpastoral nahe, täglich mindestens
ein Gespräch zu führen. Begegnung erfordere jedoch auch Demut, so
der Bischof. Angesichts etwa der Situation, dass manche in der Kirche ehrenamtlich
Engagierte angäben, sie würden selbst gar nicht an Gott glauben, gelte
es 'Unsicherheit zu teilen'. Erst durch dieses Eingestehen sei es möglich,
Jesus Christus als 'die faszinierendste Figur der Menschheitsgeschichte' stets
neu und als Bindeglied zu entdecken und den von ihm gegangenen Weg als Spur
für das eigene Leben zu sehen (..)."
Und dann wird der Buchautor
zitiert: "Die 'Speerspitze der Faszination von Jesus' sei die Feindesliebe,
erklärte Buchautor Otto Neubauer. Grundlegend dafür sei das Verständnis
des Wertes jedes Menschen - 'dass in jedem ein unendlicher Reichtum steckt',
so der Wiener Leiter der Akademie für Evangelisation. Mission beginne damit,
'sich vor dem großen Wunder des anderen zu verbeugen, wie er ist, statt
zuvor die Defizite zu sehen'.(..) "
Denn wenn nun dieser
Jesus wirklich "die faszinierendste Figur der Menschheitsgeschichte" wäre,
dann müsste die Kirche ja nicht missionieren, weil da wären die Menschen
ja jesusfasziniert.
Und die Feindesliebe? Wann hat die katholische Kirche als Institution jemals
einen Feind geliebt?
Aber der Herr Neubauer probiert seine Missionierung
offenbar mit der beliebten katholischen Heuchlerposse, ich mach mich klein und
dich mach ich groß! Der Jesus liebt seine Feinde und sucht das unendliche
Reichtum in jedem Menschen. Das Dumme dabei ist, dass wenn "in jedem
ein unendlicher Reichtum steckt", dann ja jeder wieder gleich reich ist
und das funktioniert als Aufwertung nicht!
Dann wird im kathpress-Bericht
auch noch der Schönborn zitiert: "Schönborn war es auch,
der das Vorwort für das Missions-Handbuch lieferte. Mission sei für
ihn zuerst das 'echte, leidenschaftliche Interesse am Menschen', schrieb der
Wiener Erzbischof darin. Ihn fasziniere immer wieder die Erfahrung der Einzigartigkeit
des anderen. Wichtig sei zudem der 'Blick in die Augen': Er verwandle die Situation,
werfe beide Gesprächspartner aus der gewohnten Bahn der Alltagskontakte
und mache Gottes 'Blick unendlichen Wohlwollens' für jeden Menschen ohne
Ausnahme erahnbar. Dem Buch attestierte Schönborn, es sei 'ansteckend',
sowie dem Autor Neubauer das, 'was Papst Franziskus immer wieder jedem von uns
sagt: Du hast nicht nur eine Mission, du bist eine Mission'."
Keiner kommt mehr ins ewige Höllenfeuer! Alle, alle kommen in den Himmel, weil alle, alle so brav sind! Dass man damit kaum jemanden ansprechen kann, begreifen weder der Autor, noch die beteiligten Bischöfe. Das ist doch nur dumme Herumschleimerei, die den psychischen Status des Einzelmenschen nicht berührt, weil es ja für alle gleich gelten soll. Seinerzeit hatte zum Beispiel der Hitler großen Massenerfolg, weil er das "Deutschtum" zum Größten emporhob und jeder Deutsche war schon durch seine Herkunft ein Edel- und Herrenmensch, er hob sich also von allen anderen Menschen ab, ohne dafür selber etwas vollbracht haben zu müssen. Im Islam funktioniert das auch heute noch so: Auch wenn ein Muslim in Europa eher schlecht lebt, so hat er doch immerhin den Status, der einzig wahren und richtigen Religion anzugehören! Aber wenn ein Gott alle gleich sieht und/oder gleich macht, was soll das bringen??
Auf der Site der anfangs zitierten AKA heißt es: "Menschen
suchen in all den sozialen und kulturellen Veränderungsprozessen einer
immer rasanter werdenden Welt nach Orientierung und Lebensentwürfen, die
tragen. Wir sind überzeugt, dass wir als Kirche viel auf diesem Weg zur
Findung beitragen können. Um die Botschaft des Evangeliums in der heutigen
Gesellschaft weitergeben zu können, braucht es ein neues Verständnis
und eine neue Vertiefung im christlichen Glauben, neue Wege zu den Menschen
und neue Formen der Begegnung. Mit diesen Kernfragen setzt sich der Lehrgang
MISSION POSSIBLE auseinander und vermittelt in Theorie und Praxis, wie Mission
im Dialog und im Brückenbauen möglich werden kann."
Dazu
wird ein Kurs für an Missionierungen Interessierte angeboten, hier die
vierseitige PDF zum Downloaden!
Man kann sich sicher sein, das wird genauso nichts werden wie alle anderen Versuche einer aktuellen katholischen Missionierung, man erinnere sich z.B. an den "Neokatechumenale Weg", davon hört man heute auch nichts mehr. Weil es bedarf dafür zuerst einmal der Nachfrage, wenn man heute beispielsweise Schmalfilmkameras oder Videorecorder anbieten würde, hätte das mangels Nachfrage ebenfalls keinen Erfolg und auch ein frischgestrichner Jesus voll mit unendlichem Wohlwollen ist eben kein Produkt, das von einer wahrnehmbaren größeren Menge von Menschen gesucht wird. Ein gleichgemachter Gott für gleichgemachte Menschen ist einfach uninteressant. Und dagegen kann die r.k. Kirche eben nix tun! Wer in der heutigen Realität ein halbwegs normales Leben führen kann, sucht nach nichts. Und Menschen in Problemlagen wenden sich heute viel eher irgendwelchem esoterischen Schmarrn zu, dort gibt's vielleicht wenigstens die Hoffnung zu finden, die man braucht - oder vielleicht bringt's sogar Placebo-Effekte...