WOZU? Was Kirchenbeitrag leistet?

Unter dem obigen Titel wird auf der katholischen Site kirchenbeitrag.at für die Mitgliedschaft der katholischen Kirche geworben. Im Jänner 2019 wird es auch eine Kinowerbung dazu geben.

Natürlich mit den üblichen Übertreibungen und Halbwahrheiten.

Wozu dient der Kirchenbeitrag?

Punkt 1 - Der Kultur: "Klösterreich" - so wird Österreich gerne bezeichnet. Aber nicht nur Klöster, sondern ein dichtes Netz an kunsthistorisch wertvollen Gebäuden, Kirchen und kirchlichen Museen prägen die Kulturlandschaft unseres Landes. Die Menschen, die in diesen Räumen beten und leben, leisten durch ihr Engagement wiederum einen aktiven Beitrag zur Kunst- und Kulturszene unseres Landes.

Atheistische Einwände: Und diese Gebäude werden durch den Kirchenbeitrag errichtet und erhalten? Gibt's kein Geld vom Denkmalamt? Wird nicht jede Reparatur z.B. an Kirchendächern überwiegend durch öffentliche Mittel (Gemeinden, Länder) und gesammelte Spenden finanziert? Und die historischen Kirchen mit ihren Kunstschätzen, wie wurden die errichtet? Durch freiwillige Beiträge der Kirchenmitglieder? Aus der kath. Kirche austreten kann man erst seit 1867! Und danach war es noch bis tief ins 20. Jahrhundert in vielen Gegenden durch den gesellschaftlichen Druck nicht möglich, es wirklich zu tun!

Punkt 2 - Bekämpfung von Armut und Not: Ob Caritas, Ordensspitäler oder ehrenamtliche Besuchsdienste - die katholische Kirche leistet im sozialen Bereich und speziell in der Bekämpfung von Armut & Not einen unersetzlichen Dienst für die Gesellschaft. Ihr Engagement, das zu großen Teilen von Ehrenamtlichen geleistet wird, ist motiviert durch das christliche Menschenbild: In jedem, gerade in den Schwächsten, Jesus Christus zu sehen. Auch in Zukunft wird dieser Dienst unverzichtbar bleiben.

Atheistische Einwände: Armut und Not wird in den heutigen Zeiten durch den Sozialstaat verhütet oder zumindest deutlich gemildert, die staatlichen Leistungen durch die diversen Sparten der Sozialversicherungen lagen 2017 bei knapp 106 Milliarden Euro, dazu kommen noch weitere Leistungen durch Länder und Gemeinden, Pflegegelder, Gebührenbefreiungen, Schulbeihilfen etc. etc. Die kirchlichen Krankenhäuser werden nicht durch Kirchenbeiträge, sondern durch die Krankenkassen und andere öffentliche Mittel finanziert! Dasselbe gilt auch für die von der Caritas betriebenen Sozialhilfeeinrichtungen!

Punkt 3 - Gemeinschaft: Der Christ ist überzeugt, dass der Mensch für ein Leben in Gemeinschaft geschaffen ist. Die katholische Kirche bildet daher eine lebendige Gemeinschaft von Menschen, die ihren Weg in den verschiedenen Situationen des Lebens zusammen gehen. Diesen Weg gehen in Österreich aktuell rund 5,5 Millionen Menschen gemeinsam: als Angehörige der großen Gemeinschaft der Katholischen Kirche.

Atheistische Einwände: Diese 5,5 Mio. sind laut kircheneigner Statistik 2019 nur noch 5.053.074, also 5,05 Mio. Und von diesen 5,05 Millionen gehen sonntags nach kirchlicher Zählung von 2017 bloß etwa 558.000 in die Kirche, das heißt die einen gemeinsamen Weg gehende lebendige Glaubensgemeinschaft besteht aus etwa 11 % der Kirchenmitglieder.

Punkt 4 - Bildung: Bildung ist ein Menschenrecht und Grundlage für ein geglücktes menschliches Leben. Die katholische Kirche investiert daher in ganzheitliche Bildung der Menschen aller Altersstufen und im Speziellen in die religiöse Bildung im Rahmen des Religionsunterrichts. Aber auch die Angebote der Erwachsenenbildung - von Vortragsabenden bis zur berufsbegleitenden Weiterbildung - erfreuen sich großer Beliebtheit.

Atheistische Einwände: Die Kosten der Lehrkräfte in diesen Schulen zahlt der Staat, die übrigen Kosten tragen die Eltern der Kinder durch die Schulbeiträge. Private katholische Schulen können sich nur bessergestellte Kreise leisten, die ihrem Nachwuchs eine gute Schulbildung zukommen lassen wollen, die heute in den öffentlichen Schulen wegen der hohen Anzahl nichtdeutschsprechender Migrantenkinder überwiegend nicht mehr gewährleistet ist.

Aber schauen wir uns einmal das Kirchenbudget konkret an, für 2017 wurde dieser Tage der Rechenschaftsbericht veröffentlicht, hier ein Screenshot davon:


Die Aufschlüsselung ist wenig aufschließend. Der zweithöchste Einnahmebetrag ist eine "Wiedergutmachung" für Schäden der NS-Zeit, diese gut 48 Millionen werden seit 1960 aufgrund des Konkordats von 1959 wertgesichert bezahlt, das sind bis heute nach aktuellem Geldwert etwa 2,8 Milliarden Euro, die Schäden der Kirche in der Zeit von 1938 bis 1945 haben damit längst nichts mehr zu tun, denn diese bezogen sich hauptsächlich auf den von Kaiser Joseph II. im 18. Jahrhundert durch Klosterenteignungen gegründeten Religionsfonds, aus dem bis in die 1. Republik Priester besoldet und Pfarren erhalten wurden, durch die Nachkriegsinflation war damals der Fonds - als ihn die Nazis 1939 enteigneten - allerdings schon ziemlich ausgetrocknet und wurde durch die deutsche Kirchensteuer ersetzt, die 1945 als "Kirchenbeitrag" weitergeführt wurde. Der Betrag dieser "Wiedergutmachung" ist aktuell doppelt so hoch wie die kirchlichen sozialen und caritativen Ausgaben plus Entwicklungshilfe.

In der kirchlichen Darstellung dazu heißt es: "Zwei Drittel der Budgets - 393 Mio. Euro - werden für Pastorale Aufgaben und Pfarren verwendet. Damit wird die kirchliche Basisstruktur und die Seelsorge sichergestellt." Auf den Kirchenbeitrag gerechnet sind es 85 %. Da knapp 90 % der Kirchenmitglieder keine praktizierenden Katholiken sind, erhalten diese Mitglieder für ihr Geld praktisch nichts, weil benutzen die Kirchen kaum oder gar nicht und brauchen auch keine pastoralen Dienste.

Die Summe aus Erträgen kirchlicher Tätigkeit (also z.B. Schulgelder), Subventionen und Zuschüsse und sonstigen Erträgen liegt bei 76 Millionen Euro und damit höher als der Ausgabepunkt Bildung, Kultur und Kunst. Die Kosten im Gesundheits- und Sozialdienstleistungsbereich werden offenbar nicht getrennt nach Einnahmen und Ausgaben ausgewiesen, sondern nur nach dem jeweiligen Nettoergebnis (also z.B. Spitälerkosten minus Krankenkassenleistungen).

So, das genügt!
Man kann zusammenfassen, ein Atheist glaubt nicht nur nicht an die katholische Glaubenslehre, sondern auch nicht an die sonstige r.k. Eigenreklame!