Facebook hat mehrere von
Maffick Media betriebene Konten ohne Vorwarnung gesperrt, die über Millionen
Abonnenten verfügten. Der Konzern begründete das mit Verbindungen des
Medienunternehmens zu RT, über die zuvor CNN berichtet hatte. Verstöße gegen
seine Richtlinien machte Facebook nicht geltend.
In einem scheinbar neuen
Schritt im Kampf des Social-Media-Riesen gegen vermeintliche "russische
Propaganda" hat Facebook ohne Vorankündigung mehrere Seiten mit Videoinhalten
vom Netz genommen. Das Social-Media-Netzwerk erklärte, es bitte die
Administratoren von Soapbox, Back Then und Waste-Ed, ihre "russischen
Zugehörigkeiten" offenzulegen.
Mehr: "Beispiellose
Zensur": Facebook löscht Accounts mit Millionen Abos wegen RT-Verbindung (Video)
Menschen, die sich mit
Seiten verbinden, sollten sich nicht darüber täuschen lassen, wer hinter ihnen
steckt. So wie wir im vergangenen Jahr unsere Maßnahmen zur Durchsetzung von
koordiniertem unauthentischem Verhalten und finanziell motiviertem Spam
intensiviert haben, werden wir uns weiter verbessern, damit die Menschen mehr
Informationen über die Seiten erhalten, denen sie folgen", sagte ein
Facebook-Sprecher in einer Erklärung.
An Maffick Media, ein in
Deutschland ansässiges Unternehmen, das alle drei Seiten betreibt, wurden jedoch
keine offiziellen Anfragen gestellt. Vor der eigentlichen Entscheidung wurde
Maffick Media nicht benachrichtigt, was zu einer wütenden Reaktion auf der
Titelseite des Unternehmens führte. Dort wurden die Facebook-Richtlinien als
"neuer McCarthyismus" bezeichnet. Alle drei Facebook-Seiten blieben am Montag
offline.
Die Konten wurden
gesperrt, nachdem CNN einen Bericht mit der einprägsamen Schlagzeile "Kreml
finanziert virale Videos für Millennials" veröffentlicht hatte, in dem alle drei
Seiten im Rahmen der "Einflusskampagne" des Kremls, die es auf ahnungslose junge
amerikanische Erwachsene abgesehen haben soll, aufgeführt wurden. CNN erklärte,
dass sich die in Deutschland ansässige Maffick Media "größtenteils" im Besitz
der Videonachrichtenagentur Ruptly - einer Tochtergesellschaft von RT - und
damit des Kremls sei.
CNN beschuldigte Maffick
wiederholt, seine Verbindungen zu Russland zu verbergen, um sein Publikum
irrezuführen. Während in der Tat keine der Seiten einen leuchtenden Stempel
trug, auf dem stand: "Vom Kreml bezahlt", wurde ihnen nie gesagt, dass sie dazu
verpflichtet wären. Außerdem wurden auch keine besonderen Anstrengungen
unternommen, um die Finanzierungsquellen zu verbergen - wie die CNN-Reporter
selbst beweisen, die ein Online-Handelsregister verwendet haben, um an die
Unterlagen zu gelangen. Diese zeigen, dass Maffick zu 51 Prozent (daher spricht
CNN von "größtenteils") im Besitz von Ruptly ist.
Die verbleibende Hälfte
gehört der CEO von Maffick, Anissa Naouai, einer amerikanischen Journalistin
tunesischer Herkunft. Bevor sie ihr unabhängiges Projekt startete, gründete
Naouai die Show In The Now, die von RT International ausgestrahlt wurde (und
deren Facebook-Seite ebenfalls unterbrochen wurde), davor arbeitete sie als
Reporterin und Moderatorin für RT. Sie erklärt, dass das Unternehmen nur in
Berlin Vollzeitbeschäftige hat und außerdem Amerikaner als Freelancer einstellt.
Bemerkenswert ist, dass In The Now auf Facebook über 2,5 Milliarden Besucher
hatte.
Der eigene Bericht von
CNN basiert übrigens auf einem Tipp des German Marshall Fund, der von den USA,
Deutschland und anderen Regierungen finanziert wurde. Zu den weiteren
Errungenschaften des Fonds gehört der fragwürdige Hamilton 68 "Russian
propaganda tracker" - eine Website, die Twitter-Konten als "russische
Einflussnahme" bezeichnet und ihre Aktivitäten auf der Grundlage einer nicht
offenbarten Methodik verfolgt, die unmöglich zu überprüfen ist, aber immer noch
von mehreren US-amerikanischen Mainstreammedien als zuverlässiges Instrument
genutzt wird.
Die Entscheidung von
Facebook, die von Maffick betriebenen Seiten zu schließen, ist bisher nicht
erklärt worden. Das Unternehmen hat gegen keine der Regeln des
Social-Media-Netzwerks verstoßen, die nicht verlangen, dass irgendjemand
finanzielle Details auf seinen Facebook-Seiten veröffentlicht. Darüber hinaus
wurden zahlreiche andere Medienunternehmen, die mit staatlichen Geldern
unterstützt wurden - darunter NPR, PBS, BBC, DW, CBC und AJ+ - nie einer
vergleichbaren Behandlung unterzogen, bemerkt Maffick. Maffick wurde nur aus dem
Grund herausgegriffen, weil die unterstützende Regierung die russische ist, so
das Unternehmen.
Maffick Media sagt, dass
es redaktionell unabhängig ist - aber laut dem CNN-Bericht schien "ein Großteil
des[seines] Inhalts perfekt mit einem Großteil der Propaganda aus dem Kreml in
Einklang zu stehen", was also heißen will, dass der Inhalt nicht mit der
Mainstream-Ansicht der amerikanischen Politik übereinstimmt.
Wenn ich gegen einen
US-Krieg bin, bedeutet das automatisch, dass mir vorgeworfen wird, dass ich mit
dem Kreml in Verbindung stehe? Mit dieser Russlandhysterie, die wir jetzt
erleben, habe ich das Gefühl, dass dies eine sehr, sehr gefährliche
McCarthyistische Taktik ist, um zu behaupten, dass linke Ansichten,
Antikriegsansichten nur die Argumente der Regierung im Kreml sind.
Genau das sagte Rania
Khalek, die amerikanische Gastgeberin von Soapbox - eine der Videoshows, die
Maffick auf Facebook lief - gegenüber CNN, als sie nach ihren angeblichen
Verbindungen zu Moskau gefragt wurde.
Jede der suspendierten
Seiten hatte Zehntausende Follower auf Facebook, während ihre Videos laut CNN
"zig Millionen Mal" angesehen wurden - eine Popularität, die Facebook
möglicherweise dazu antrieb, so drastische und schnelle Maßnahmen zu ergreifen,
um sie zum Schweigen zu bringen.
Ausradiert: Facebook
sperrte Seiten mit Millionen Abonnenten, weil diese Verbindungen zu RT haben.
Am Freitag sperrte der
Social-Media-Riese Facebook unangekündigt vier Seiten von Maffick Media. Der
Konzern begründete das mit Verbindungen des Medienunternehmens zu RT. Der
Präsident der "International Federation of Journalists" spricht von einem Akt
der Zensur.