Weiterhin keine Reallohnerhöhungen

Der Rechnungshof hat im Dezember 2018 einen Einkommensbericht vorgelegt, in einer Meldung darüber im Mittagsjournal vom 21.12. hieß es: "Über einen längeren Zeitraum betrachtet sind zwar die nominellen Einkommen gestiegen, aber inflationsbereinigt verdienen viele Menschen in Österreich heute weniger als vor 20 Jahren."

Dieser Rechnungshofbericht hat keinerlei Reaktionen ausgelöst.
Für die Dienstgeber war das ja eine sehr gute Meldung, wenn die Löhne nicht steigen, dann steigen eben die Gewinne. Seitens SPÖ, ÖGB und Arbeiterkammer war kein Ton zu hören. Zwar gehörten die Betroffenen wohl eindeutig zum Tätigkeitsbereich dieser Organisationen, aber das jetzt öffentlich zu diskutieren kam für SPÖ, ÖGB und AK selbstverständlich keinesfalls infrage, weil sonst hätte ja die Frage ihres Klientels sofort gelautet: Was habt Ihr die letzten zwanzig Jahre für uns getan? Offenbar so gut wie nichts! Die Arbeiter waren von dieser Entwicklung am meisten betroffen, darum wählen Arbeiter ja schon länger aus Frust und Wut die FPÖ. Die hat zwar für die Arbeiter noch nie was getan, aber die frustrierten ehemaligen SPÖ-Wähler wissen, dass sie mit einer Stimme für die FPÖ die ehemals gewählte Partei ärgern können.

Und wie geht die Sache aktuell weiter? Man sichert den Zustand! Es gibt weiterhin keine wahrnehmbaren Reallohnerhöhungen! Im Bereich der Sozialwirtschaft war viel gefordert und sogar ein bisschen gestreikt worden, geendet hat das wieder mit einer fast vollständigen Kapitulation, wie man der folgenden Tabelle entnehmen kann:


Es wurde bei einer Inflationsrate von 2,1 % eine Erhöhung der Bruttolöhne um bloß 3,2 % akzeptiert, in der Tabelle sind drei Beispiele angeführt, das erste zeigte die erste Lohnstufe in der niedrigsten Verwendungsgruppe, das zweite Beispiel die Stufe 9 in der Verwendungsgruppe 5 und das dritte die höchste Verwendungsgruppe 9 und die Stufe 11 (21-22 Dienstjahre).
Die Beträge in der Spalte real sind bei brutto und netto die um die Inflationsrate gekürzten Zahlen aus Spalte 2019, "plus realnetto" ist die Angabe des realen Zuwachses des Nettolohns, also die Differenz zwischen netto 2019 und netto real betragsmäßig und %mäßig. Im Detail wird auch die Lohnsteuerprogression in Prozenten angezeigt (...% plus).

Man sieht, es ist egal, ob es einfache Tätigkeiten, Tätigkeiten mit Berufsausbildung oder mit akademischer Ausbildung sind, die realen Erhöhungen der Nettolöhne liegen im Bereich von ein bis zwei Halben Fassbier im Wirtshaus pro Monat, sind also real nicht wahrnehmbar und setzen den vom Rechnungshof beschriebenen Weg fort:

Völliges Versagen der Interessensvertretungen der arbeitenden Menschen!