Der Papst und das katholische Sexproblem

Auf ORF-religion heißt es zur vatikanischen Missbrauchstagung (21.-24.2.2019): "Papst will Ende von Vertuschung erreichen - Papst Franziskus hat erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen. Allerdings zeigte er bei seiner Rede keine konkreten Schritte auf, wie die Kirche zu diesem Ziel kommen will."

Es wird weiters aufgezählt, wie der vatikanische Franz das Problem durch Verweise auf Missbrauch anderswo zu relativieren trachtete, es wird Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband "Eckiger Tisch" zitiert: "Die Rede des Papstes ist der schamlose Versuch, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu stellen und wirkliche Veränderung anzugehen".

Keine Silbe war zur elementaren Grundursache des Missbrauchsgeschehens zu vernehmen, nämlich zur katholischen Methode den Sexualtrieb, einen grundlegenden Trieb des Lebens für Kleriker mittels dessen Verbot stillzulegen. Was klarerweise einfach nicht funktionieren kann und auch seit Einführung des Zölibats nie funktioniert hat!

Hier auf dieser Site wurde bisher 37mal die Bibelstelle zitiert, wo der Jesus auf die Frage nach Ehelosigkeit diese ausschließlich "Verschnittenen", also Männern ohne Sexualtrieb in Mt 19, 11-12 zuordnet:
"Dies Wort ("Ehelosigkeit") fassen nicht alle, sondern die, denen es gegeben ist. Denn es gibt Verschnittene, die von Geburt an so sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!"

Als sich der Feudalismus in Europa als das neue Gesellschaftssystem, das die Sklavenwirtschaft des Altertums ersetzte, etablierte, begann die katholische Kirche - wohl mit Recht - zu befürchten, dass auch in ihrem Herrschaftsbereich dieses neue effizientere Herrschafts- und Ausbeutungssystem lokale und regionale kirchliche Feudalherrn hervorbringen würde, welche ihre Herrschaftsbereiche sozusagen feudal privatisieren könnten. Also dass nicht mehr der Papst und der König Bischöfe ernannten, nicht mehr die Bischöfe die Pfarrherren bestellten, sondern dass Pfarren, Diözesen, Bistümer wie im Bereich der Barone, Grafen und Herzöge vom Vater auf den Sohn vererbt werden könnten. Das galt es zu verhindern, man verbat den Geistlichen die Gründung von Familien, die katholische Kirche führte zur Sicherung ihrer Struktur und zur Sicherung der päpstlichen Allmacht den verpflichtenden Zölibat ein.

Biblisch war das eigentlich gar nicht zu begründen, in der jüdischen Tradition hatte ein Rabbi verheiratet zu sein und auch die berühmten katholischen Aposteln waren verheiratet. Im Jahre 1022 wurde der Zölibat festgelegt, funktioniert hat das nie, die Priester hatten dann eben Konkubinen oder missbrauchten Frauen bei der Beichte, wie z.B. im Volkslied aus dem 15. oder 16. Jahrhundert über die zölibatäre Realität zu hören ist: "Es wollt ein Bauer früh aufstehen", auch bekannt als "Des Pfaffen Arschgesicht". Für diesen Beichtmissbrauch gibt's eine kirchenamtliche Bezeichnung: "Solizitation".

Im berühmten Pornobuch "Josefine Mutzenbacher" sind solche Gebräuche zur Überwindung des Zölibats ebenfalls beschrieben, Schulmädchen mussten Pfarrern zur Verfügung stehen, das war Alltag und Widerstand dagegen führte maximal zu einer Pfarrerversetzung, meine Mutter hat mir ein Beispiel aus den 1920er-Jahren erzählt. Die Vertuschung war durch die Jahrhunderte eine völlige Selbstverständlichkeit, als sich das im 20. Jahrhundert langsam aufzuweichen begann, erließ Papst Johannes XXIII. im Jahre 1962 eine entsprechende Vertuschungsordnung.

Jetzt so zu tun als ginge es nur um das Nichtmehrvertuschen und um eine Strafverfolgung für die Täter, streift das Problem nicht einmal! Es gibt nur zwei Lösungen dieses 1000 Jahre alten Problemes: Entweder alle Priester und Mönche zu kastrieren oder den Zölibat abzuschaffen! Was anderes ist nicht möglich!

Dem Papst ist das natürlich nicht klar! Schließlich wird er mit seinen 83 Jahren wohl von den Sexualhormonen nimmer sehr belästigt, er wird wohl nicht einmal mehr wichsen können oder müssen. Und dass auch der Priestermangel eine Folge des Zölibats sein wird, darüber wird er im Greisenalter auch nimmer besonders intensiv nachdenken, aber er könnte darüber nachdenken, dass sein Jesus Ehelosigkeit nur für Kastrierte als möglich ansah und der Apostel Paulus ausdrücklich die Verehelichung der Bischöfe angeordnet hatte, siehe im 1. Brief an Timotheus im Kapitel 3 die Eigenschaften, die ein Bischof haben müsste: "Das ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt eine hohe Aufgabe. Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit. (..)"

Dem vatikanischen Franz müsste klargemacht werden:
Bloß ein bisschen weniger Vertuschung ändert am real existierenden Sexualtrieb nichts.