Als einen "Glücksfall" für die Weitergabe des christlichen
Glaubens hat der frühere Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Volker
Kauder, den Hänssler-Verlag bezeichnet.
Bei der Jubiläumsfeier
zum 100-jährigen Bestehen des evangelischen Medienunternehmens sagte Kauder
am Freitagabend in Sindelfingen bei Böblingen, Deutschland sei zum Missionsland
geworden. Ihn sorge nicht die zunehmende Zahl von Muslimen im Land, sondern
das zu leise Auftreten von Christen, betonte der CDU-Politiker.
Soweit die Meldung. Mit seiner Aussage liegt der Herr Fraktionsvorsitzende
a.D. aber sehr weit neben der Realität! Wo gibt's in Deutschland eine wahrnehmbare
Missionierung? Es laufen zwar wahrscheinlich auch dort immer noch ein paar
Zeugen Jehovas von Haus zu Haus und von Tür zu Tür, aber was bringt
ihnen das? Ein bisschen Bewegung! Innerhalb von gut 100 Jahren hat man z.B.
in Österreich um die 20.000 Jehova-Jünger produziert, das sind ca.
zwei Promille der Bevölkerung. Man sieht hin und wieder auch wo einen Infostand
von Evangelikalen, dort werden sogar Bibeln verteilt, aber das Volk eilt uninteressiert
daran vorbei, in Österreich soll's nur um die 4000 Evangelikale geben.
Und
die katholische Kirche? Die hatte bekanntlich sogar eine Neumissionierung Europas
in Planung gehabt! Wie hier schon häufig genug zu lesen war, hatte
man 2011 für die Fastenzeit 2012 eine große Versuchsreihe in einer
Reihe von Großstädten geplant gehabt, die dann kommentarlos einfach
nicht durchgeführt wurde.
Kauder hat ja wohl richtig
erkannt, dass es die Religionsgemeinschaften nötig hätten, zu missionieren,
weil das Interesse an Religion dahinschwindet, was sich strukturell auch daran
zeigt, dass die innerfamiliäre Weitergabe der Religion weitgehend verschwunden
ist und religiöse Nachfrage gibt's kaum noch. Ohne Mission gibt es auch
kein Missionsland, Deutschland ist darum kein Missionsland...