Erneut wurde wieder möglichst lange herumgedruckst, dass islamische Attentäter hinter den schrecklichen Terroranschlägen auf Sri Lanka mit ca. 300 Toten und über 500 Verletzten stecken. Und erneut werden wir wieder die herkömmliche Betroffenheitslitanei nebst vordergründigen Allgemeinplätzen von sog. Experten zu hören bekommen.
Das islamische Weltherrschaftsstreben, das in den dogmatischen Quellentexten
klar festgeschrieben ist, sieht sich mit zwei zentralen Widersprüchen konfrontiert:
Zum einen verabsolutiert
und sakralisiert die islamische Orthodoxie das Modell der medinesischen Ursprungsgemeinde
als raum-zeitlich unbeschränkte Nomokratie (unantastbare, alleingültige
und unüberbietbare Regulierungsherrschaft).
Diese ahistorische Fixierung auf ein frühmittelalterliches Konzept
sozialer Normierung, archaischer "Sittlichkeit" und vormoderner Denkweise
stößt andererseits aber gesetzmäßig auf den sich zunehmend
verschärfenden Gegensatz zur sich konkret-historisch fortentwickelnden
und unaufhaltsam verändernden Realität, die neue Probleme, Krisen,
Fragen und Themen etc. aufwirft, auf die der dogmatisch eingefrorene "Ursprungsislam"
keine adäquaten Antworten hat und haben kann.
Je mehr sich dieser
Gegensatz zwischen dem frühmittelalterlichen Ursprungsideal mit seiner
vermeintlich klaren und einfachen Ordnung einerseits und der spätmodernen
komplexen Kultur und Lebensweise auftut, desto stärker ist die orthodox-islamische
Identität dazu genötigt, auf diese Widerspruchserfahrung mit einem
regressiven "Zurück" zum angeblich Goldenen Zeitalter der medinesischen
Ursprungsgemeinde zu reagieren.
Dabei radikalisiert sich der regressive
Impuls je stärker dieser Gegensatz zur modernen Kultur der Ungläubigen
im Rahmen der globalisierten Gegenwart erlebbar wird. Zudem ist die islamische
Herrschaftskultur nach dem Ende ihrer imperialistischen Glanzperiode mit der
Erfahrung der Widerständigkeit und Überlegenheit moderner Kulturen
der Ungläubigen konfrontiert, sieht sich also in ihrem grundlegenden Herrschaftswillen
nachhaltig frustriert.
Während im islamischen Selbstverständnis
der Islam bzw. die im Koran fixierte Offenbarung den End- und Höhepunkt
allen menschlichen Wissens darstellt und die Umma offenbarungsgemäß
die beste aller menschlichen Gemeinschaften bildet, steht die weltweite politisch-militärische
Vorherrschaft und ökonomisch-technologische Überlegenheit der nichtislamischen
Zivilisationen dazu in einem eklatanten Widerspruch.
Hass auf die
säkulare Kultur, wie er in großen Teilen der
islamischen Identitätsgemeinschaft aufschäumt, ist der aggressive
Ausdruck dieses frustrierten Willens zur globalen Herrschaft bzw. die sozialpsychologisch-ideologische
Antwort eines sich von Ungläubigen dominiert und gedemütigt fühlenden Subjekts, das
selbst Herrscher sein will und lange Zeit imperialer Herrscher war.
Bildet die
im islamischen Weltanschauungssystem enthaltende Gewaltlizenz zur Tötung
von Ungläubigen und zur Durchsetzung der Weltherrschaft die legitimatorische
Grundlage, so fügt sich nun in Form der umrissenen Widerspruchserfahrung
ein pathologischer Narzissmus hinzu: Wer sich selbst bzw. die eigene Kultur
für das "Größte" hält und sich mit diesem dogmatisch
gepflegten Weltbild permanent an der Realität die Hörner abstößt,
fühlt sich natürlich beständig beleidigt und lässt seiner
daraus hervorgehenden Frustration freien Lauf. Die aktuelle Gewaltagenda im
Namen des Islam bietet dafür ein ebenso reichhaltiges wie beweiskräftiges
Anschauungsmaterial.
Halten wir also fest: Je größer und schmerzlicher der gesellschaftliche
Rückstand zur westlichen Welt, desto stärker entfaltet sich der radikale
Impuls, die islamische Normativität und gottesknechtschaftliche Moralität
reaktiv zur Geltung zu bringen und die muslimische Identität zu wahren.
Dazu gehört dann untrennbar die Radikalisierung der Ablehnung von allem
Nichtislamischen: Einzig der Islam verkörpert die Lösung."
Siehe
dazu: Hartmut Krauss - Der endogene Radikalismus des Islam als Grundlage der muslimischen Identität
Plus: 310 Tote in Sri Lanka