Die größte katholische Kirche Österreichs steht in Linz, sie wurde 1862 von einem größenwahnsinnigen Bischof namens Rudigier initiiert und bis 1935 fertiggestellt. Weil sie auch einen höheren Turm als der Wiener Stephansdom bekommen sollte, mischte sich die Wiener Kirchenleitung ein, der Turm musste niedriger sein als der in Wien, aber die Raumkubikmeter sind im Linzer "Neuen Dom" oder "Mariendom" mehr als im Stephansdom.
Hier ein Google Earth Screenshot:
Zurzeit
wird wieder einmal ausgiebig renoviert, die OÖNachrichten meldeten dazu
am 13.5.2019:
"Nach 117 Jahren: Ein großes Geheimnis des Linzer
Mariendoms wird gelüftet - Überreste des Apostels Paulus und von Franz
von Assisi sollen sich am Domturm befinden.
Morgen, Dienstag, ist es soweit:
Erstmals seit der Errichtung des Linzer Mariendoms wird im Zuge der notwendigen
Sanierungsarbeiten die Turmkreuzkugel geöffnet, in der sich eine 117 Jahre
alte Zeitkapsel befinden dürfte. 'Für mich ist es spannend, etwas
zu Gesicht zu bekommen, das normalerweise hoch oben am Turm des Mariendoms versteckt
ist', sagt Judith Wimmer. Die Kunsthistorikerin ist in der Diözese Linz
für das Kunstgutinventar zuständig und erwartet wie viele andere im
Land mit Spannung die Öffnung der Zeitkapsel."
Über
den Inhalt heißt es: "Teilchen des heiligen Kreuzes unseres Herrn
Jesu Christi, ein mit Asche von heiligen Märtyrern vermischtes und vom
heiligen Vater geweihtes Wachsstück, gewöhnlich ‘Agnus Dei’ (Lamm
Gottes, Anm.) genannt" sowie Reliquien, also Überreste, aus den Gebeinen
von acht Heiligen, darunter namentlich erwähnt: der Apostel Paulus, der
Bischof und Märtyrer Cyhprianus sowie Franz von Assisi. "
Überraschend
kommen dazu realistische Aussagen über diese Reliquien in der Turmkugel:
"Dabei gebe es eine große Zahl an Gegenständen, die bereits
nach einer einzigen Berührung mit Überresten oder dem Nachlass eines
Heiligen religiös verehrt werden. 'In der Barockzeit wurden Reliquien in
großer Stückzahl produziert', sagt Wimmer. Diese Meinung teilt auch
der Linzer Bischof Manfred Scheuer (..). 'Bei den Kreuzteilchen hat es im Mittelalter
eine Art Inflation gegeben. Wenn man da alle zusammenführen würde,
kämen wahrscheinlich ganze Wälder heraus', sagt Scheuer. Für
ihn seien Reliquien etwas Seltsames, manche seien echt, bei anderen sei das
nicht so sicher."
Über Teilchen vom Kreuz Christi hat meinereinem
sein Vater von seinem Großvater erzählt, der zwar ein Bauer,
aber für die damalige Zeit ein sehr belesener Mensch und wohl der Begründer
des Unglaubens in unserer Familie war. Er hatte im ausgehenden 19. Jahrhundert
an einer Pilgerreise ins "Heilige Land" teilgenommen und später
seinem Enkel darüber erzählt. U.a. auch über die Splitter vom
Kreuz Christi, die damals jeder Jerusalempilger erhielt, mein Urgroßvater
rechnete die Kubikmeter Holz aus, die dafür jedes Jahr verbraucht wurden
und kam zum selben Schluss wie Bischof Scheuer.
Hier ein Bild aus dem den
Pilgern nachträglich ausgefolgten Pilgerbuch, einer davon war mein Urgroßvater,
aber mein Vater hat ihn auf diesem schlechten Bild nicht mehr gefunden:
Der
Linzer Dom ist weitaus zu groß, Bruttofassungsvermögen 20.000, man hat ihn deshalb 2017 innen etwas zusammenschrumpfen
lassen, damit die paar Leutchen, die am Sonntag in der Sonntagsmesse sitzen, sich
nicht gar so verloren in diesem Riesenbau vorkommen.
Das große Domgeheimnis mit den heiligen Verreibungen ist heutzutage
wohl etwas, das kaum noch jemanden interessieren wird, seinerzeit haben
Reliquien eine große Rolle in der Tradierung des alten Volksaberglaubens
gespielt, alte geheimnisvolle magische Wunderstücke wurden durch magische
Reliquien ersetzt. Ein schönes Beispiel der Übertragung des Heiligen
durch Berührung: In der Nazizeit weihte man neue Parteifahnen durch Berührung
mit der "Blutfahne" vom gescheiterten Putschversuch vom 9.11.1923,
hier Hitler 1934 bei der Übertragung der Tradition von der heiligen Blutfahne
auf neue Fahnen:
Zu den Kosten der Domrenovierung: 3,9 Millionen Euro soll alleine
die Renovierung des Turmhelms kosten, in den nächsten zehn Jahren müssten
weitere 13,5 Millionen Euro investiert werden, in echtem Geld wären das
rund 240 Millionen Schilling. Um dieses Geld könnte man den überflüssigen
Riesentempel wohl vielfach wegreißen und den Bauplatz vernünftiger
nutzen:
Für
die Renovierungskosten wurde die Initiative "Pro Mariendom" unter
der Schirmherrschaft von Bischof Dr. Manfred Scheuer, Landeshauptmann Mag. Thomas
Stelzer und dem Linzer Bürgermeister Mag. Klaus Luger gegründet, man
redet dort von Sponsoring- und Spendenaktionen bei oö. Unternehmen und
in der Bevölkerung, Einbindung der Pfarrgemeinden und kirchlichen Organisationen,
Erlagscheinaktionen, Steinpatenschaften usw., was die Kirche, das Land und die
Stadt konkret zahlen wollen, werden oder müssen, ist noch nicht so klar,
40 % soll die öffentliche Hand tragen, wie viel erbettelt werden und was
die Kirche selber zahlen wird, ist nicht klar, dort liegt noch das wahre Domgeheimnis...