Bildungs-, Wissenschafts- und Sittenverfall

Aussendung von Hartmut Krauss vom 13.5.2019

Schlaglichter

Berichtet wurde, dass ein reaktionärer "Studierendenmob"  unter der modischen Hetzvokabel "antimuslimischer Rassismus" gegen eine das reale Ausmaß islamischer Herrschaftskultur eher verharmlosende "Kopftuchkonferenz" an der Frankfurter Universität zu Felde zog, ohne anscheinend für dieses demagogische Vorgehen unter Exmatrikulationsdruck gestellt zu werden.

Dabei handelt es sich hier offenkundig nur um eine besonders abstoßende Schaumkrone des allgemeinen Bildung-  und Wissenschaftsverfalls, wie er schon seit Jahren im Zuge der Ausbreitung des postmodernen Zeitgeistes  den globalkapitalistischen "Überbau" vergiftet.

Dazu folgende Schlaglichter:
Studierfähigkeit. Da läuft etwas ganz schief

(…) Das Abitur befähigt inzwischen nicht mehr zum Beginn eines Grundstudiums. Mittlerweile fließen riesige Geldsummen aus dem Ministerium an die Universitäten, weil viele Abiturienten nicht mehr studierfähig sind. Was die Kultusminister an verkürzter Schulzeit einsparen, geben die Wissenschaftsminister für Brückenkurse wieder aus. Dieser Befund zeigt sich auch, wenn man Klausuren, Power Point-Präsentationen und Hausarbeiten, die Orthographie und die Interpunktion anschaut: Kommaregeln werden so gut wie gar nicht systematisch angewandt; Rechtschreibfehler betreffen inzwischen die unsicher gewordene Groß- und Kleinschreibung. Etwa 80 Prozent der Klausuren weisen ein unregelmäßiges, oft nur schwer lesbares Schriftbild auf. Ich habe Seminararbeiten zu korrigieren, die bei zehn Seiten Umfang bis zu 100 Fehler aufweisen. (…)
(…) Hingegen fällt die eigenständige Erschließung von Theorien aus einfachen wissenschaftlichen Texten (zum Beispiel Karl Popper) mehrheitlich schwer; die Erschließung von Thesen aus historischen oder syntaktisch komplexen Texten (Humboldt, Hegel, aber auch Comenius) bedarf erheblicher Unterstützung. (…)
(…) Die Studierenden sind mehrheitlich kognitiv kaum zu Abstraktionen fähig, und daher zum Transfer fast gar nicht. Aussagen antiker Autoren (Aristoteles) in zeitgemäßen Sprachgebrauch zu transferieren, scheitert weniger an lückenhaften historischen Kenntnissen als an der mangelnden Transferfähigkeit. Analysen sind so vage wie die folgende: "Comenius sagt, dass Schule gut für den Menschen sei." Synthesen können nur mechanistisch (das heißt additiv, keinesfalls gewichtet) erstellt werden. Urteile werden linear (keinesfalls multiperspektivisch) gefällt.
(…) wie überhaupt eine geringe Frustrationstoleranz zu beobachten ist: Kritik ja, aber behutsam und mit positiven Signalen. Zum ersten Mal in meiner 30jährigen Lehrerfahrung an der Universität wird von Studierenden berichtet, die nach einer (sachlichen) Kritik von einigen Inhalten eines (Gruppen-)Referates in Tränen ausbrachen. (…) (…)Es scheint, als wenn Lernen als "narzisstische Kränkung" erfahren wird: In - stets freundlichen - Evaluationsgesprächen bekannten Studierende, sachbezogene Korrekturvorschläge für ihr anstehendes Referat durch studentische Hilfskräfte als "Demütigung" empfunden zu haben, als eine "traumatische Erfahrung". (…) (…)Auf Grund der kognitiven Entwicklung scheinen die Studierenden in den Anfangssemestern mehrheitlich nicht in der Lage, komplexe, antinomische und multikausale Prozesse, wie sie heute in allen Wissenschaften üblicherweise beschrieben werden, angemessen aufzunehmen und Vorgänge streng aspektgebunden oder multiperspektivisch zu betrachten. (…)

Darunter zeigt sich folgendes Bild:
Analphabetismus: Millionen Deutsche können nicht lesen und schreiben
(…) 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht richtig auf Deutsch lesen und schreiben. Für mehr als die Hälfte von ihnen ist Deutsch die Muttersprache. Das geht aus einer vom Bundesbildungsministerium geförderten Studie hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und am Dienstag vorgestellt wird. Insgesamt verfügten 2018 demnach 7,3 Prozent aller Erwachsenen mit Deutsch als erster Sprache nur über geringe Lese- und Schreibfähigkeiten.
Das Lesen deutscher Texte stelle vor allem für Migranten und Migrantinnen eine Schwierigkeit dar. 47,4 Prozent der Menschen, die nicht Deutsch lesen können, haben einen Migrationshintergrund und als erstes eine andere Sprache gelernt als Deutsch (…)
Und die Refugees, die demnächst diese Statistik aufrunden werden:  Mehr als die Hälfte (88.867), nämlich 51, 5 % der 172.471 Sprachkursteilnehmer verfehlten 2018 das erforderliche Kenntnisniveau B1.