Die Linke wird laut der Fraktionsvorsitzenden der Partei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, von vielen früheren Wählern nicht mehr als Kraft wahrgenommen, die ihre Interessen ernst nimmt und ihr Leben zum Besseren verändern will. So kommentierte Wagenknecht "eine dramatische Niederlage für die Linke" bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen.
Die Linke hat nach den vorläufigen Zahlen bei 10,7 Prozent Stimmen etwa 8 Prozent in Brandenburg und bei 10,4 Prozent fast 8,5 Prozent Stimmen im Sachsen im Vergleich zu den Wahlen 2014 verloren.
"Ich finde das schlimm und das muss sich ändern", mahnte Wagenknecht auf ihrer Facebook-Seite. "Die Linke muss wieder zu einer Alternative für all diejenigen werden, die von der herrschenden Politik seit Jahren im Stich gelassen werden. Für diejenigen, die zu Niedriglöhnen schuften, die unter fehlender sozialer Infrastruktur leiden und die Angst vor Altersarmut haben. Wenn wir von diesen Menschen als grünliberale Lifestyle-Partei statt als ihre Stimme wahrgenommen werden, wenn sie das Gefühl bekommen, dass wir auf sie herabsehen, weil sie nicht den hippen Großstadt-Code beherrschen, dann ist es nur normal, dass sie sich von uns abwenden. Das dürfen wir nicht länger zulassen!", so die Politikerin.
Wagenknecht war eine der wenigen innerhalb ihrer Partei, die ihre Position zu Einschränkungen der Arbeitsmigration verteidigt hatte und dafür oft kritisiert wurde.
Linken-Vorsitzende Katja Kipping sprach bereits eben von einer herben Niederlage. Dem Landtagswahlleiter zufolge wechselten etwa 29.000 frühere Linken-Wähler in Sachsen zur AfD. 84.000 Wähler von der CDU und 226.000 Wähler von den Nichtwählern sollen sich zur AfD aufgemacht haben, 211.000 steuerte die SPD bei. Der Erfolg der AfD speist sich aus dem Misserfolg der anderen: 39 Prozent der sächsischen AfD-Wähler gaben an, die Partei aus Überzeugung gewählt zu haben. Aber 52 Prozent machten ihr Kreuz aus Enttäuschung über CDU, SPD und Linkspartei. In Brandenburg dürfte der Verlust vieler Wähler an die AfD eine bitteres Signal für die Landtagswahl in Thüringen mit dem einzigen Linken-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow sein.
Nocheinmal geht es, am 3.9. wird im Parteiblatt der LINKEN Wagenknecht entsprechend zitiert:
Berlin. Die Linksfraktionschefin im Bundestag, Sahra Wagenknecht, gibt ihrer
Partei eine Mitschuld an den starken Wahlergebnissen der AfD in Sachsen und
Brandenburg. »Wir waren über viele Jahre die Stimme der Unzufriedenen«,
sagte Wagenknecht dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Indem wir uns von
unseren früheren Wählern entfremdet haben, haben wir es der AfD leicht
gemacht. Insofern sind wir für ihren Erfolg mitverantwortlich.« Sie
fügte hinzu: »Die wachsende Distanz zu dieser Lebenswelt zeigt sich
auch in unserem Umgang mit AfD-Wählern, die gern pauschal als Rassisten
beschimpft werden, obwohl viele von ihnen früher links gewählt haben.«
Die
Linkspartei müsse klären, für wen sie in erster Linie Politik
machen wolle. »Für die gut ausgebildete, gehobene Mittelschicht in
den Metropolen oder für diejenigen, die um ihr bisschen Wohlstand immer
härter kämpfen müssen? Wenn wir Menschen jenseits des hippen
Großstadtmilieus erreichen wollen, müssen wir ihre Sicht der Dinge
ernst nehmen, statt sie zu belehren, wie sie zu reden und zu denken haben«,
erklärte Wagenknecht, die nur noch bis zur Neubesetzung ihrer Funktion
amtiert.