SARS-CoV-2
und die Lungenkrankheit Covid-19 halten die Bevölkerung weiterhin auf
Trab. Täglich werden neue Informationen über die Zahl der Infizierten
herausgegeben, jeden Tag gibt es mindestens eine Pressekonferenz von
Kabinettsmitgliedern und die Empfehlungen beziehungsweise
einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung der Fallzahlen werden ebenfalls
kontinuierlich aktualisiert sowie verschärft. Doch ganz so, als wäre
das Virus an sich nicht fatal genug, verschlimmern Esoteriker und
religiöse Fundamentalisten durch die Verbreitung von Fake News die
Situation.
SARS-CoV-2
- Wikipediabild, PD
Während ein Teil der Bevölkerung besonnen und angemessen reagiert und sich dabei an die Empfehlungen der Exekutive hält und zum Beispiel keine Hamsterkäufe tätigt oder keine Desinfektionsmittel in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen stiehlt, die dann den Bedürftigen vor Ort fehlen, gibt es einen anderen Teil, welcher das komplette Gegenteil davon für richtig hält. Und während die einen versuchen, auch einer allgemeinen Hysterie mit Sachlichkeit und vernünftigem Handeln vorzubeugen, gibt es auf der anderen Seite immer mehr Menschen, welche sich mit der Verbreitung von Fake News zu Zeiten der Krise profilieren wollen – und zwar in vielen verschiedenen Ländern.
So verharmlost der Schweizer Weihbischof Marian Eleganti die herrschende Gefahr, indem er kategorisch ausschließt, dass eine Kommunion zu einer Ansteckung beitragen kann. Auch das Leeren der Weihwasserbecken hatte dieser mit den folgenden Worten kritisiert: "Ja, ich erwarte Wunder und rechne mit der Kraft und dem Schutz Gottes." In Übersee hat der evangelikale Pastor Steven Andrew von der USA Christian Church den März als "Monat der Buße für LGBTIQ-Sünden" erklärt, um die Bevölkerung vermeintlich vor dem Coronavirus zu schützen.
Auch der ultraorthodoxe Rabbi Meir Mazuz aus Israel macht LGBTIQ-Menschen und Pride-Paraden für den Ausbruch des Virus verantwortlich. Als Begründung gibt er an, dass solche Paraden gegen die Natur seien und wer gegen die Natur handele, der müsse Rache von demjenigen erwarten, der die Natur erschaffen habe. Rabbi Aryeh Lipo, welcher Beziehungen zu Netanjahus Regierung pflegt, pocht auf eine spirituelle Lösung für die Corona-Krise. Diese könne ihm zufolge nur dann herbeigeführt werden, wenn der Jerusalemer Tempel als Krone wiederaufgebaut werde.
Der islamische Kleriker Béchir Ben Hassen aus Tunesien behauptet, dass das Virus ein Soldat Allahs sei und die Chinesen für deren Umgang mit den muslimischen Uiguren bestrafe. Ahmed Issa al-Maasrawi, ein islamischer Geistlicher aus Ägypten, vertritt die gleiche Ansicht und ergänzt, dass Allah nun China vom Rest der Welt für ihre Taten isoliere. In einem der am stärksten betroffenen Länder, dem Iran, wird von der Regierung das Ausmaß der Gefahr fortwährend verharmlost. Der religiöse Führer Ayatollah Khamenei und der Kommandeur der Iranischen Revolutionsgarden Hussein Salami machen die USA verantwortlich, indem sie behaupten, es könne sich um einen Angriff der US-Amerikaner mit biologischen Waffen handeln. Damit stellen beide eine Verschwörungstheorie auf, die Studien eindeutig widerlegen.
Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt das Verbreiten von Falschmeldungen mittlerweile sogar als "Infodemic", welche unter anderem deshalb folgenschwer ist, weil wichtige Ressourcen in die Aufrechterhaltung der Glaubwürdigkeit bestimmter Institutionen statt in die eigentliche Bekämpfung des Virus gesteckt werden müssen. Außerdem trägt die Verbreitung von Falschmeldungen dazu bei, dass Menschen, die sich noch nicht ausreichend informiert haben, das Virus auf die leichte Schulter nehmen und sich eben jenes weiterhin exponentiell ausbreitet – und zwar mit fatalen Konsequenzen. In Deutschland – wobei Ähnliches auch für alle anderen betreffenden Länder gilt – gibt es nämlich nur 28.000 sogenannter Intensivbetten, welche ausreichend zur Behandlung von schwerwiegenden Krankheitsverläufen von Covid-19 ausgestattet sind.