Politischer Islam?

Newsletter der "Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte" (GAM) vom 26.11.2020:

Die islamisch motivierten Terroranschläge von Dresden, Paris, Nizza und Wien sowie die anschließenden Sympathie- und Rechtfertigungsbekundungen aus den muslimischen Zuwanderermilieus bis hinein in die Schulklassen haben vorübergehend zwar für eine gewisse "Unruhe" in den Mainstreammedien und bei Teilen der politischen Klasse gesorgt.

So zeigten sich in diesen Kreisen nach zwei Jahrzehnten massiver Islamkritikabwehr erste Wahrnehmungsansätze hinsichtlich der engen religiös-weltanschaulichen Verflechtung zwischen a) dem militant-terroristischen Flügel, b) der "legalistischen" Abteilung der Islamisierungsstrategie (Islamverbände) sowie c) den orthodox-islamischen Zuwanderungsmilieus. Aber dennoch klammert man sich immer noch an die fatal falsche Legende "Guter Islam/böser Islamismus" und halluziniert mit der irreführenden Rede vom "politischen Islam" die objektive Existenz eines "unpolitischen Islam".

Demgegenüber hatten wir schon vor geraumer Zeit auf Folgendes hingewiesen: Da der Islam als vormoderne Weltanschauung auf monotheistischer Grundlage religiöses Glaubenssystem, gesellschaftliche Ordnungslehre, Rechtssystem, Alltagsethik, Sozialisations- und Erziehungsgrundlage in einem ist, ist er per se "politisch", d.h. auf die umfassende soziale Regelung zwischenmenschlicher (Herrschafts-)Beziehungen ausgerichtet. Insofern ist die unreflektierte Rede vom "politischen Islam" irreführend, da sie die objektive Existenz eines unpolitischen Islam suggeriert und damit so tut, als gäbe es den Islam als harmlose, rein spirituelle Privatreligion ohne vorherige massive Außerkraftsetzung der islamischen Quellen.
(Siehe "Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft")

In einem erhellenden Aufsatz mit dem Titel
"DER ISLAMISMUS HAT MIT DEM ISLAM NICHTS ZU TUN" – EINE WESTLICHE ILLUSION,
den wir hier zur Lektüre empfehlen und zugänglich machen, hat nun Tilmann Nagel noch mal Folgendes klargestellt:
"'Politischer Islam', ‚Islamismus‘, 'legalistischer Islamismus', so oder ähnlich lauten die Etikette, mit denen man die Europa beunruhigenden Gegebenheiten kennzeichnet, die zwar irgendwie mit der Religion 'Islam' in Verbindung stehen, aber möglichst nichts mit ihm zu tun haben sollen. Denn ließe man diesen Gedanken zu, dann müsste man die kräftig wachsende muslimische Glaubensgemeinschaft unter einen, wie man zu sagen pflegt, 'Generalverdacht' stellen. Man müsste einräumen, dass der Islam mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der zeitgenössischen hiesigen Verfassungen nicht vereinbar ist, zumindest nicht mit deren grundlegenden Prinzipien. Indem man begrifflich einen politisch ambitionierten Islam von einem rein religiösen zu trennen hofft, glaubt man, einer ins Grundsätzliche gehenden Auseinandersetzung mit den islamischen Lehren von Gott, Welt und Gemeinwesen zu entkommen, denn diese verliefe, das ahnt man, äußerst konfliktreich. Daher nimmt man lieber an, die zeitgenössische europäische Auffassung von Religion als einer rein privaten Angelegenheit sei universal gültig, treffe mithin auch auf die Muslime zu. (…)"
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