BRD: Wie geht vernünftige Corona-Politik?

Aussendung von Wilfried Müller am 19.1.2021

In den Medien wurde lange die Ansicht verbreitet, die politischen Maßnahmen der deutschen Bundesregierung wären kompetent und angemessen. Jetzt zeigt sich aber, dass die Corona-Politik ebenso dilettantisch und willkürlich ist wie so vieles anderes.

Maßnahmen

Nachdem vor Jahren eine Studie zu Epidemien vorlag, ist die politische Reaktion ausgeblieben. Das wäre aber der gegebene Anlass gewesen, die Maßnahmen abzuchecken und gesetzlich zu verankern. Weil die Wissenschaft keine einheitlichen Vorgaben zustandebringt, wäre es an der Politik gewesen, eine Beschlussfassung durchzuführen und die Instrumente bundeseinheitlich festzulegen, z.B.
Tests
Abstandhalten
Masken
Quarantäne
teilweiser Shutdown
Shutdown
Das Ganze auch noch auf einzelne Gebäude oder Komplexe (z.B. Altenheime) bezogen und auch lokal, regional und bundesweit gestaffelt. Zudem hätten die Strafen für Nichtbefolgung der Vorschriften rechtzeitig festgelegt werden müssen.

Kriterien

Zu einer rationalen Gesundheitspolitik gehört auch die Festlegung der Kriterien, wann welche Maßnahmen zu ergreifen und abzustellen sind. Vernünftigerweise werden dazu objektive Zahlen verwendet, wie etwa die Zahl der Corona-Toten. Die Zahl der festgestellten Infektionen ist kein objektives Kriterium, weil sie nichts über die gesamten Infektionen aussagt. Es ist die Zahl der zufällig erfassten Infektionen; die Gesamtzahl ist um den Faktor der Dunkelziffer größer.
Anfangs lag die Dunkelziffer bei 6 und noch mehr, jetzt dürfte sie etwa bei 2 liegen. Deshalb sind auch die Kurven falsch, die den zeitlichen Verlauf darstellen sollen, denn sie vergleichen unterschiedliche Teilmengen (1/6 der Bevölkerung gegen 1/2). Auch die aus Toten pro Infektionen berechnete Letalitätsrate ist falsch. Derzeit würde mehr als 2 rauskommen, die wirkliche Zahl liegt nach Dunkelziffer-Berechnungen und -Studien bei 1. Und natürlich sind auch die "Inzidenzwerte" falsch, die "Infizierten pro 100.000". In Wirklichkeit sind das die zufällig erfassten Infizierten pro 100.000. Die tatsächliche Zahl dürfte etwa doppelt so groß sein. Es ist ein kaum zu rechtfertigender Fehler, solche desinformierenden Zahlen als Entscheidungsgrundlage zu verwenden.
Entweder müssen objektive Zahlen genommen werden, wie die Zahl der Toten, die recht genau sein dürfte. Ebenso kann die Zahl der Krankenhauseinlieferungen herangezogen werden, die auch objektiv ist, die aber törichterweise in Deutschland nicht erfasst wird.
Oder die Zahl der gesamten Infektionen muss statistisch ermittelt werden, was durch zusätzliche Tests und statistische Rechnungen mit Erfahrungswerten möglich ist, d.h. die Dunkelziffer wird bestimmt. Das wäre dann die gesamtstaatliche Dunkelziffer, die sich zeitabhängig und ortsabhängig wandelt. Es ist deshalb Augenwischerei, aus lokalen Infektionsfällen lokale Inzidenzwerte zu berechnen, es sind ja immer bloß zufällig erfasste Infektionen pro 100.000. Gerade lokal sagen sie wenig über die tatsächliche Zahl aus. Statt die objektiven Zahlen zu verwässern in solche desinformativen Werte, sollten diese Fälle als Absolutwerte hergenommen werden (wenn es denn unbedingt Infektionszahlen sein müssen).

Sicherheit

Statt freifliegend Willkürmaßnahmen rauszuhauen, muss das Ziel sein, Rechtssicherheit zu schaffen. Dann kann sich jeder selber ausrechnen, was an Maßnahmen fällig wird, und er kann sein Verhalten danach ausrichten.
Einer Politik, die oft nur im Katastrophenmodus und im Hauruck-Verfahren vorankommt, mag es artfremd erscheinen, auch mal was im Vornhinein gründlich abzuklären. Dabei sollte das der Standard sein. Dazu gehört auch ein weiterer Punkt, der im Moment zur Diskussion steht - also viel zu spät.

Ausnahmen

Sollen die Geimpften von den Lockdown-Maßnahmen ausgenommen werden?
Das beantwortet sich von alleine, wenn man den Endzustand betrachtet. Irgendwann sind 70 oder 80 Prozent der Bevölkerung immun, und die Gefahr ist gebannt. Sollen die Immunen erst dann, mit dem Rest der Bevlölkerung zusammen, ihre Freiheit zurückerlangen?
Das ist offensichtlich Unsinn, und es ist kontraproduktiv. Alle Immunen, also diejenigen, die weder anstecken noch angesteckt werden können, müssen sofort frei werden. Das teuer erkaufte Immunitätspotential muss genutzt werden. Dazu gehören nicht nur die Geimpften, sondern auch diejenigen, welche die Infektion schon hinter sich haben. Die 2 Millionen zufällig erfassten Infizierten entsprechen überschlägig 4 Millionen tatsächlich Infizierten. Wenn man annimmt, dass die Infektion 2 Wochen virulent ist, und die Betroffenen danach immun sind, sind über 3,6 Millionen schon immun (2 von 40 Wochen Epidemiedauer wären 5 Prozent bei gleichmäßiger Verteilung, hier werden 10 Prozent angenommen wegen Steigerung).
Die Immunen müssen möglichst vollzählig ermittelt werden, und sie müssen die Möglichkeit kriegen, sich als immun auszuweisen, z.B. durch offiziellen Aufkleber im Pass oder Führerschein. Sie sind ein wertvolles Potential, das nicht vergeudet werden darf, sofern die Gesundheitspolitik der Vernunft folgen will.