Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) kritisiert
die Weigerung der meisten deutschen Bundesländer, einen digitalen Kirchenaustritt
zu ermöglichen. Eine Recherche des Computermagazins c't hatte diese Verweigerungshaltung
jüngst offengelegt.
Der Kirchenaustritt ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. In einigen
führt der Weg zum Austritt über die zuständige Stadtverwaltung, in anderen
über das Amtsgericht oder wahlweise über einen (vom Austrittswilligen selbst
zu bezahlenden) Notar. Da immer mehr Menschen aus der Kirche austreten wollen,
jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Terminen zur Verfügung steht, kommt es
teilweise zu Wartezeiten von mehreren Monaten, bis ein Kirchenaustritt vollzogen
werden kann. Die einfachste Lösung wäre, diese Amtshandlung – wie viele
andere auch – online verfügbar zu machen. Doch dieser Lösung verweigern
sich die Bundesländer, was der Internationale Bund der Konfessionslosen und
Atheisten scharf kritisiert.
"Seine Religionszugehörigkeit frei zu wählen und aus der Kirche
auszutreten ist Ausdruck des Grundrechts auf Religionsfreiheit", erklärt
René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA, hierzu. "Den Kirchenaustritt
von der Digitalisierung ausnehmen zu wollen, ist ein Beispiel dafür, welchen
geringen Stellenwert dieses Grundrecht für viele Politikerinnen und Politiker
hat."
"Bereits jetzt wird der Kirchenaustritt durch zum Teil hohe Gebühren erschwert.
Dazu kam in der Zeit der Corona-Pandemie noch eine unzureichende Verfügbarkeit
von Terminen bei den zuständigen Behörden. Gelegentlich drängt sich der Verdacht
auf, dass eine Erschwerung des Kirchenaustritts gewünscht wird, weil der Exodus
aus den Kirchen gebremst werden soll. Eine solche Einstellung der politisch
Verantwortlichen steht im Widerspruch zur durch das Grundgesetz geschützten
Religionsfreiheit", so Hartmann.
Im IBKA haben sich nichtreligiöse Menschen zusammengeschlossen, um die allgemeinen
Menschenrechte – insbesondere die Weltanschauungsfreiheit – und die konsequente
Trennung von Staat und Religion durchzusetzen.
Der Verband tritt für individuelle Selbstbestimmung ein, will von Vernunft geleitetes Denken fördern und über die gesellschaftliche Rolle von Religion aufklären.