Südwestrundfunk BRD: Streitpunkt Kirche

Darüber war am 26.9.2022 was im Internet zu finden, der SWR hatte eine Umfrage gemacht, warum viele Menschen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz aus der Kirche austreten. Es gibt einige Beweggründe für deren Schritt.

Austretende in mehr als 20 ausgewählten Standesämtern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurde zwischen 1. April und 31. August 2022 ein individueller Flyer mit Link auf den Fragebogen übergeben, in dem sie ihre Austrittsgründe anonym mitteilen konnten. Teilgenommen haben insgesamt 864 Menschen, davon waren zuvor 66,2 Prozent in der Katholischen und 33,6 Prozent in der Evangelischen Kirche.

Immer mehr wenden sich von der Kirche ab. Geld und unzureichende kirchliche Strukturen sind nach der wissenschaftlich begleiteten SWR-Datenanalyse wichtige Beweggründe einiger Menschen zum Kirchenaustritt. Viele der Befragten benötigen demnach die Institution nicht, um gläubig zu sein. Andere wiederum geben an, keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben zu haben.

Kein Geld mehr für die Institution Kirche - Fast neun von zehn Teilnehmenden gaben gegenüber dem SWR an, dass sie ausgetreten seien, um die Institution Kirche nicht länger finanziell zu unterstützen. Finanzielle Sorgen spielten bei den meisten Befragten dabei keine Rolle. Als Gründe wurden vielmehr die Missbrauchsfälle und der Umgang der Kirchen damit genannt. Unter den katholischen Teilnehmenden waren das sogar knapp 91 Prozent, unter den Protestanten 70 Prozent.

Als individuelles Beispiel: Martin Böttcher hatte an der Umfrage teilgenommen. Der 42-Jährige ist berufstätig und lebt in Mainz. Als er vor wenigen Monaten seinen Austritt aus der Katholischen Kirche offiziell auf dem Standesamt erklärte, erhielt er einen Zugang zur SWR-Umfrage und äußerte sich auch in einem späteren SWR-Interview zu seinen Gründen für einen Kirchenaustritt. Er habe seit langem auf eine Wende im Umgang mit den Missbrauchsopfern gehofft, so Böttcher. Doch hier sei er besonders enttäuscht worden: Wenn man eine persönliche Vita habe, die stark verbandelt sei mit der Kirche, dann falle es einem sehr schwer, dieses Band zu trennen. "Aber ich habe immer mehr ein Problem mit der Amtskirche, wie die mit bestimmten Dingen umgeht."

Der Kirchenaustritt bezieht sich laut Umfrage in erster Linie auf die Institution Kirche und weniger auf die Religiosität und den Glauben an und für sich. Das zeigt sich darin, dass nur knapp die Hälfte der Befragten (47,7 Prozent) der Aussage zustimmt, keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben zu haben, und über die Hälfte (55 Prozent) zustimmt, auch ohne Kirche religiös sein zu können. Auch fühlt sich etwa ein Viertel der Teilnehmenden nach dem Kirchenaustritt weiterhin als katholisch oder protestantisch und wird beten beziehungsweise seine Kinder an Aktivitäten in den kirchlichen Gemeinden teilnehmen lassen.

Gert Pickel, Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Universität Leipzig, hat die SWR-Datenanalyse zu den Kirchenaustritten wissenschaftlich begleitet. "Es sind jetzt immer mehr Religiöse, die austreten. Das muss eigentlich einer katholischen Kirche in enormer Weise Sorgen machen." Pickel merkt an, dass man immer mehr mitbekomme, dass die Blockadehaltung aus Rom eine Rolle spiele. "Das ist etwas, was ihnen auf Dauer schlicht und ergreifend ihre Gläubigen vertreiben wird." Das zeige die SWR-Umfrage deutlich.

In der nicht repräsentativen Online-Umfrage gaben fast neun von zehn Befragten an, es sei ihnen wichtig, die Institution Kirche nicht länger finanziell zu unterstützen. Vielen Menschen geht es aber nicht darum, Geld zu sparen. Der Austritt erfolgt in über 77 Prozent der Fälle nicht aus eigenen finanziellen Sorgen, beziehungsweise weil die Ausgetretenen das Geld für sich benötigen.

Katholische Kirche: Hauptgrund für Erosion ist die Stellung der Frau - Zwei Drittel der knapp 870 Befragten nennen die fehlende Gleichstellung in der Kirche als weiteren wichtigen Grund für ihren Austritt. Die Hälfte von ihnen haben einen Hochschulabschluss, jede Dritte Abitur oder Fachhochschulreife und jeder Siebte eine Ausbildung oder mittlere Reife.

Soweit Zitate aus dem SWR-Bericht. Für unsereinen schient nicht alles ganz logisch, offenbar wird der sich immer mehr verbreitende Verlust des religiösen Interesses nicht als Begründung für den Austritt angeführt, obwohl inzwischen die religiöse Praxis etwa 90prozentig verschwunden ist, nur noch eine kleine Minderheit übt die Religion noch wirklich aus! Viele vermuten wohl immer noch eine Art religiöse Traditionspflicht und tun selbst beim Austritt noch recht religionsfreundlich, aber die Religionen sind in unseren Breiten eben am Eingehen und niemand kann das aufhalten...