Ein Kulturprojekt der besonderen Art
Eine Wohnung ohne Bad oder Dusche und vielleicht sogar mit WC am Gang? Was heutzutage
nur noch schlecht vorstellbar ist, war vor gut zwanzig Jahren für hunderte
Mieterinnen und Mietern von städtischen Altbauwohnungen Realität.
Als nach der Gemeinderatswahl 1998 die KPÖ in den Grazer Stadtsenat einzog,
wurden wir sehr bald mit dem Problem von Substandardwohnungen im städtischen
Besitz konfrontiert. Offensichtlich war die Verbesserung von schlecht ausgestatteten
Wohnungen den bisher dafür politisch Verantwortlichen nicht gerade ein Herzensanliegen.
Was dies für die in solchen Wohnungen lebenden Menschen bedeutet, schien die
Verantwortlichen nicht sehr zu bewegen.
SUBSTANDARD
Natürlich waren vor 100 Jahren Wohnungen ohne Bad absolut keine Seltenheit.
Dafür gab es noch öffentliche Badeanstalten mit Duschen oder Wannenbädern,
die es ermöglichten – meist wenigstens einmal wöchentlich – sich umfassend
zu reinigen. Nachdem sich dann doch allgemein die Erkenntnis durchgesetzt hatte,
dass ein Bad kein Luxus ist sondern auch der Gesundheit dient, wurde bei der
Errichtung von neuen Häusern der Einbau von Bädern endlich zu einer Selbstverständlichkeit.
Auf nicht wenige stadteigene Altbauten hatte man offensichtlich vergessen
und einfach keinen Handlungsbedarf gesehen.
KPÖ ÜBERNIMMT
Natürlich wurde seitens der KPÖ bei der Übernahme der Verantwortung für
die Gemeindewohnungen dieses Problem umgehend thematisiert und ein Budget für
die Behebung dieses Mißstandes gefordert. Die Reaktion der anderen Stadtsenatsparteien
war jedoch– freundlich ausgedrückt – eher verhalten. 1999 ergab sich unerwartet
eine neue Möglichkeit zur Thematisierung der Benachteiligung zahlreicher Menschen
in unserer Stadt: Graz erhielt den Zuschlag bei der Nominierung zur Kulturhauptstadt
Europas 2003.
KULTURHAUPTSTADT ALS CHANCE
Umgehend wurden KPÖ-Plakate angebracht mit der klaren Botschaft „Auch das
ist Kultur: Ein Bad für jede Gemeindewohnung!“. Grundgedanke war, dass man
Kultur als nicht etwas Enges sehen darf, Kultur sollte alle Bereiches des Lebens
erfassen. Wohnen als Grundbedürfnis von Menschen gehört natürlich unbedingt
dazu. Nach einigen Diskussionen setzte sich diese Auffassung durch. Vor allem
die Gestalter des Kulturhauptstadtjahres waren von dieser Idee angetan. Die
Folge war, dass die Stadt die notwendigen Mittel für den Einbau von Duschen
in den Substandardwohnungen der Gemeinde bereit gestellt hat.
KULTUR FÜR ALLE
Heute könnten sich die meisten Mieterinnen und Mieter dieser Wohnungen ein
Leben ohne Dusche wahrscheinlich nicht mehr vorstellen. Fliesen mit dem Logo
des Kulturhauptstadtjahres 2003 in den Bädern erinnern auch heute noch an dieses
Ereignis vor zwanzig Jahren. Ein Beweis, dass Kultur wirklich alle Bereiche
des Lebens von Menschen erreichen kann.
Nachbemerkung atheisten-info: In der Steiermark hat die dortige KPÖ hauptsächlich durch Ernest Kaltenegger und durch die jetzige Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr tatsächlich Politik für die arbeitende Bevölkerung gemacht, es ist ja schon lange her, dass man damit aufhören musste bzw. konnte, ständig die Sowjetunion verteidigen zu müssen, es zeigte sich zuerst in der Steiermark, dass man als KPÖ durchaus Wertschätzung erleben kann, jetzt hat das auch in Salzburg funktioniert und bei Wahlumfragen liegt man jetzt in Österreich über fünf Prozenz...