Streit um Regenbogenfahne

Queer-Bericht vom 11. September 2023:
Zu queer­freundlich: Katholische Jugendbildungsstätte feuert Mitarbeiter
Im Reich von Kardinal Woelki kann es noch immer den Job kosten, wenn man sich offen für queere Menschen einsetzt. Das musste nun ein Mitarbeiter der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg erfahren.

Rainer Maria Woelki, der Herrscher über das mächtige Erzbistum Köln, gilt als einer der queerfeindlichsten Kirchenvertreter Deutschlands (Bild: Raimond Spekking / wikipedia, "queer" ist ein Ersatzwort für "schwul")

Die katholische Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln hat einen 23-jährigen schwulen Mitarbeiter wegen dessen Engagements für queere Menschen gefeuert. Das berichtet die ehemalige Honorarkraft gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger" (Bezahlartikel).
"Weil ich in der Kapelle von Haus Altenberg für einen abendlichen Impuls eine Regenbogen­flagge als Zeichen der Toleranz aufgehängt habe, wurde ich rausgeworfen", erklärte der 23-Jährige. Er will aus Rücksichtnahme auf Familienmitglieder, die noch beim Erzbistum Köln angestellt sind, anonym bleiben.

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Woelki will keine "politischen" Symbole
Dem "Stadtanzeiger"-Bericht zufolge habe die Führung der Jugendbildungsstätte ihre Ablehnung der Regenbogenfahne mit Verweis auf den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki begründet. Dem queerfeindlichen Kardinal sei ein solches Symbol für Akzeptanz "zu politisch". Der Geschäftsführer der Einrichtung habe die Regenbogenfahne sogar mit der Reichsflagge verglichen, die unter Rechtsextremen populär ist. Das Aufhängen dieser Reichsflagge sei ebenfalls verboten worden.
Das Haus Altenberg duldet keine Regenbogenfahnen (Bild: Pingsjong / wikipedia)
Das Haus Altenberg will sich zu der Personalie und zu den Hintergründen des Rausschmisses nicht äußern. Es erklärte nur, dass man "als unvoreingenommene Lern- und Lebenswelt" wahrgenommen werden möchte und daher "Symbolik" ablehne.

Homo-Hass mit katholischem Glauben begründet
Der 23-Jährige berichtete, dass er während seiner Arbeit Homophobie mitbekommen habe, die mit der katholischen Lehre begründet wurde. So habe ihn mal eine Lehrerin, die mit ihrer Klasse zu Besuch kam, erklärt, dass ein schwuler Schüler von anderen gemobbt werde – unter Verweis auf den katholischen Glauben. Die mobbenden Mitschüler*innen "waren überzeugt davon, dass es richtig war, diesen schwulen Schüler zu mobben", so der gefeuerte Mitarbeiter. Er selbst habe aber bislang kein Mobbing erfahren, vielleicht "weil ich mich immer sehr hetero gegeben habe".
Nicht alle Einrichtungen im Erzbistum Köln sind homophob – so planen Priester nächste Woche trotz des Verbots von Erzbischof Woelki, queere Paare zu segnen (queer.de berichtete: https://www.queer.de/detail.php?article_id=46908). Viele katholische Priester haben außerdem aus Protest gegen die homosexuellenfeindliche Haltung der Kirchenführung eine Regenbogenfahne vor der Kirche gehisst.

Erzbischof Woelki gilt als einer der queerfeindlichsten Kirchenvertreter in Deutschland. Bei der Reformversammlung der katholischen Kirche stimmte er – wie alle Kölner Bischöfe – gegen ein entsprechendes Grundlagendokument (queer.de berichtete: https://www.queer.de/detail.php?article_id=43201). (dk)