28 Tote, davon 22 Kinder gab es in der Schweiz als ein Bus mit Kindern
aus Belgien von einem Skiurlaub zurückfuhr. Wozu sich in christlichen Kreisen
wieder die Theodizee-Frage stellt: warum lässt der liebe Gott so böse Dinge
zu? Schließlich fällt ja nicht einmal ein Sperling ohne Willen des HErrn vom Himmel
(Mt 10, 29). In Mt. 10, 31 heißt's ergänzend noch, "so fürchtet
euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge". Kümmert sich der HErr
fallweise doch eher um fallende Sperlinge als um Kinder im Bus?
Domradio
hat dazu einen Theologen befragt:
Sehr
geschmackvoll ist es dabei, dass man dazu ein Bild verwendet, wo der Herr Theologe
fröhlich grinst, wahrscheinlich ist ihm gerade der HErr erschienen und hat
ihn unterm Kinn gegrault.
Wie schon
der katholische Papst (siehe Info
Nr. 784) ist auch der evangelische Theologe Vogelsang nicht
in der Lage, die Frage zu beantworten, weil auch er klarerweise die einzige
richtige Antwort auszuschließen hat.
Aber glücklicherweise passiert sowas wie das
Busunglück vom 14. März 2012 ohnedies laufend, ständig gibt es Leiden in dieser
Welt, verkündet der Theologe, sogar in der Bibel wimmelt es vor Leiden. Also
konzentriert er sich auf die wesentliche christliche Frage: Warum musste Jesus
am Kreuz sterben? Seltsamerweise sagt er dann nicht die wahre christliche Antwort,
nämlich, dass der Jesus per Opfertod die Sünden der Welt hinweg nahm, weil das
wäre möglicherweise doch etwas unpassend, 28 Tote am 14.3. und vor 2000 Jahren ein Toter. Also
haben wir ein Lebensrätsel.
Die nächste Frage lautet, ob solche Unglücke den Glauben herausfordern? Ja,
das tun sie, meint der Herr Theologe. Aber wie wird der Glaube herausgefordert?
Völlig pervers: Woran soll man sich nun halten? Was ist das, was durchhält?
(..) Und da ist es absolut unumgänglich, dass dann die Menschen, die gottgläubig
und auch fromm sind, dass sie sich an Gott wenden. Denn von wo sollte auch sonst
Hilfe kommen?
Also zuerst lässt der HErr den Sperling vom Himmel fallen und den Bus gegen
die Wand krachen und dann wenden sich die Hinterbliebenen dem HErrn zu! Vielleicht
mit Dankgottesdienst? Nein, das dann doch nicht, aber in der Bibel stehen eh
so viele Klagegesänge, man solle klagen, (nicht nur bei Gericht, sondern) auch
in Richtung Gott, um dem HErrn eine Antwort abzuringen. Man weiß ja nicht. Könnte
sein, dass im Himmel ein paar Engelchen für verstorbene Päderasten benötigt
wurden?
Auch auf die Frage, wie die Theodizee-Frage in gemeindlicher Arbeit
behandelt werden sollte, weist Vogelsang wieder auf das alltägliche weltweite
Leid. "Eigentlich gäbe es jeden Tag die Gelegenheit zu fragen, wie kannst
Du, Gott, das zulassen. Wie kann das geschehen und wie gehe ich damit um und
welchen Weg können wir finden." Eine Antwort, wie ein direkt betroffener
Gläubiger uneigentlich damit umgehen soll, folgt jedoch nicht.
Dem Interview hat Domradio Hintergrund-Informationen zur Theodizee-Frage
angefügt: "Warum leide ich? Das ist der Fels des Atheismus." Die Frage, die
Georg Büchner in "Dantons Tod" so prägnant zuspitzte, beschäftigte
schon immer die Theologen und alle an einen Gott Glaubenden. Wie kann Gott,
vorausgesetzt er ist allmächtig und gütig, das Leid zulassen?
Dann folgen schließlich zum Abschluss zwei Worthülsen:
Der Katechismus der katholischen Kirche schreibt dazu: "Der Glaube gibt
uns die Gewissheit, dass Gott das Böse nicht zuließe, wenn er nicht auf Wegen,
die wir erst im ewigen Leben vollständig erkennen werden, sogar aus dem Bösen
Gutes hervorgehen ließe."
Der Limburger Alt-Bischof Franz Kamphaus kritisiert eine "heute gängige
Gottesvorstellung", die den "Träumereien von einer leidfreien Gesellschaft"
entspreche. Seine Antwort lautet: "Seit Jesu Leben und seinem Sterben am
Kreuz ist Gott nicht mehr aus dem Leiden herauszuhalten, er selbst ist ein Betroffener.
Das Leid ist kein Zeichen seiner Abwesenheit, sondern seiner Anwesenheit."
Zusammenfassend in normales Deutsch übersetzt: Wenn Gott Böses zulässt, dann
hat das was Gutes und wenn schon Gottessohn Jesus leiden musste, dann sollen
auch die Menschenkinder leiden.
Atheisten leiden auch, aber sie leiden an der
Wirklichkeit und nicht an transzendenten Gehirnschädigungen. Gott fuhr den Bus
nicht gegen die Wand. Weil das erforderte seine Existenz.
Daher Freispruch für Gott.