Irland gilt neben Polen und Malta als das katholischste Land Europas.
Nach
dem Auffliegen zahlreicher Missbrauchsfälle im Jahre 2009 gab es verschiedene
Untersuchungen, Kommissionen und Berichte.
Dem irischen Premier
Enda Kenny ist jetzt auf einer Sondersitzung des Dubliner Parlaments die Geduld
gerissen und er hat Tacheles gesprochen. Im Mitte Juli 2011 vorgelegten Regierungsbericht
werde erstmals in Irland in einem Report über Kindesmissbrauch dargestellt,
dass der Heilige Stuhl versucht hat, in einer souveränen Republik Untersuchungen
zu behindern, der Bericht lege offen, wie "abgehoben, elitär und
narzisstisch die Kultur des Vatikan" sei, die Vergewaltigung von Kindern
werde heruntergespielt, stattdessen würde der Vorrang der Institution Kirche
hochgehalten, ihre Macht und ihre Reputation betont. Im aktuellen Bericht werde
aufgezeigt, dass der Vatikan den Bischof von County Cork direkt angewiesen hat,
nicht alle Missbrauchsfälle der Polizei zu melden. Der Premier verlangt daher
ein neues Gesetz, dass für alle Missbrauchsfälle unabhängig von Personen und
Umstände eine Anzeigepflicht festlegt. "Das irische Recht darf nicht halt
machen vor Bischofstab oder Priesterkragen".
Der Vatikan ließ dazu
durch einen Unterläufel wissen, man werde sich in angemessener Form und Zeit
zu den neuen Vorwürfen aus Irland äußern. In Irland werden inzwischen Forderungen
erhoben, den Apostolischen Nuntius (d.h. den Botschafter des Vatikans) auszuweisen.
Am 22. Juli wurde von Radio Vatikan ergänzt: "Vatikansprecher Federico Lombardi hat nochmals bestätigt, dass
der Heilige Stuhl demnächst auf die Fragen der irischen Regierung betreffend den
Missbrauchskandal eingehen wird. Lombardi wünsche sich, dass die Debatte "mit
der nötigen Objektivität" angegangen werde." Was wohl heißen soll: Kusch!
2009
hatte Ratzinger in einem Brief an die irischen Bischöfe geäußert, es gäbe eine
Verpflichtung für Angehörige der katholischen Kirche, in allen Fällen die zivilen
Stellen einzuschalten. Was offenbar rasch wieder zurückgenommen wurde, denn
in der aktuellen Weisung des Vatikans an die Bischöfe zum Umgang mit Missbrauchsfällen
heißt es: "Der sexuelle Missbrauch Minderjähriger ist nicht nur eine
Straftat nach kanonischem Recht, sondern stellt auch ein Verbrechen dar, das
staatlicherseits verfolgt wird. Wenngleich sich die Beziehungen zu staatlichen
Behörden in den einzelnen Ländern unterschiedlich gestalten, ist es doch wichtig,
mit den zuständigen Stellen unter Beachtung der jeweiligen Kompetenzen
zusammenzuarbeiten. Insbesondere sind die staatlichen Rechtsvorschriften
bezüglich einer Anzeigepflicht für solche Verbrechen immer zu beachten,
freilich ohne das Forum internum des Bußsakraments zu verletzten."
Womit
sich der Vatikan bereits wieder zum Vertuschen bekannte: Denn eine Anzeigepflicht
gibt es in den meisten Ländern nicht. Anzeigen müssen Ärzte oder im Bereich
Jugendwohlfahrt Tätige, aber nicht Vorgesetzte oder Kollegen in anderen Bereichen,
also kein Bischof oder Pfarrgemeinderat. Man sollte daher ins Strafgesetzbuch
Anzeigepflichten für diesen Bereich einführen, also für alle Verantwortungsträger
in Kirchen, Schulen, Internaten, Erziehungsheimen, Jugendverbänden, Sportklubs
usw., weil sonst ändert sich in der Praxis wieder nichts.
In Österreich
ging es in Sachen Missbrauch viel gemütlicher ab als in Irland. Die Regierung
mischte sich gar nicht ein, die Justiz mischte sich ebenfalls nicht ein, der
Täterorganisation wurde die Abwicklung in der Hände gelegt, die katholische
Kirche beauftragte damit eine abgetakelte ÖVP-Politikerin, die mit Zahlungen
bescheidener Entschädigungen den Skandal auf sparsamer Flamme erlöschen lassen
konnte.
der
mutige irische Premier Kenny lässt sich von der
katholischen Kirche nicht
mehr an der Nase herumführen
die
österreichische Regierung überließ die Sache der katholischen Kirche
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ÖVP-Klasnic und Bischof Schönborn können gut lachen ...
Nachtrag: zwei TV-Clips: