Wie kath.net (eine recht zuverlässige Quelle für katholischen Konservativismus!)
am 23.11.2011 meldete, hat Kardinalstaatsekretär Bertone am 22.11. auf einer
Konferenz des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in Rom wieder einmal
das Lieblingsthema Papst Ratzingers aufgegriffen: die Verdammung des Relativismus:
"Das Prinzip der Nicht-Diskriminierung wird im Konflikt der Rechte häufig
als Waffe missbraucht, um eine Diktatur des Relativismus zu errichten".
Diese Haltung stelle sich in offenen Widerspruch gegen traditionelle christliche
Werte wie die Ehe zwischen Mann und Frau sowie gegen die "Verteidigung
des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod".
Wie dabei
eine "Diktatur des Relativismus" errichtet würde, sagte er allerdings
konkret nicht. Wenn Menschen eine gleichgeschlechtliche registrierte Lebensgemeinschaft
(oder wie das auch immer in einzelnen Ländern heißt) eingehen wollen, dann diktieren
sie damit doch niemandem ein solches Verhalten! Ihnen diese Möglichkeit zu untersagen,
ist jedoch diktatorisch und diskriminierend. Wenn Schwangerschaftsabbrüche nicht
strafbar sind, wird davon niemand zum Abbruch gezwungen, genauso wenig wie jemand
zur Verwendung von Verhütungsmitteln gezwungen wird. Und sterben zu dürfen,
ohne lange Zeit das erbärmliche Leben eines Pflegefalls ertragen zu müssen,
verlangt ebenfalls von niemandem, kein komatöser Pflegefall werden zu dürfen.
Bertone
weiter: Es werde versucht, Gott und religiöse Symbole aus der Öffentlichkeit
zu verdrängen. Neben einer gesunden Laizität gebe es auch einen intoleranten
Laizismus.
Dass die führenden katholischen Hierarchen ihre Herrschaftssymbole
gerne überall anbringen und dafür Zwangstoleranz einfordern, ist ja nichts Neues.
Wenn andererseits beispielsweise Atheisten an Bussen No-God-Plakate als bezahlte
Werbung anbringen lassen wollen, dann gelingt es der katholischen Kirche in
vielen Ländern, solche Werbeaktion für eine säkulare Weltsicht zu unterbinden.
Dafür gibt's keine Toleranz, weil werbender Unglaube ist intolerant, missionierender
Glaube ist nächstenliebend. Oder so irgendwie.
Kardinal
Erdö, der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, sagte, Fälle
regelrechter Diskriminierung gegen Christen stünden in Gegensatz zu einem Durst
der säkularisierten Gesellschaft nach Gott und Lebenssinn. Deshalb müssten
Christen sich weiterhin für die Verkündigung ihres Glaubens einsetzen.
Somit
ist es z.B. eine Diskriminierung, wenn einer Schalterbediensteten einer
Fluggesellschaft in England das Tragen eines Kreuzes verboten wird, weil
die Fluggesellschaft ihre Dienste weltanschauungsneutral anbieten will. Nach Ansicht dieses Kardinals ist
dies eine Diskriminierung, weil nach Gott dürstende
Kunden an diesem Flugabfertigungsschalter keine Angestellte mit einem Kreuz
um den Hals vorfinden.
Dass Religionssüchtige ihre religiösen Bedürfnisse in
dafür eingerichteten religiösen Bedürfnisanstalten befriedigen können, ist den
katholischen Hierarchen zuwenig, die christliche
Religion hat das Recht zu haben, die Leute überall belästigen zu dürfen, weil sonst fühlen sich die Christen
diskriminiert. Zu schade, dass es den Klerikalfaschismus
nicht mehr gibt, weil in diesen staatlich-kirchlichen Systemen war das Glaubensleben
ganz gewaltig gegen jedwede Art von Relativismus und antichristliche Intoleranz
gesichert.