Eine Sendung auf Österreichs größtem offenen TV-Kanal Okto (Wien)
Seitdem ein Kölner Gerichtsurteil im Juli dieses Jahres die religiöse
Beschneidung an männlichen Minderjährigen als Körperverletzung wertete, tobt die
sogenannte "Beschneidungsdebatte" äußerst emotional und kontrovers.
Jüdische
und Muslimische Glaubensvertreter fühlen sich diskriminiert sowie in ihrer
Religionsfreiheit eingeschränkt und bezichtigen Beschneidungskritiker des
Antisemitismus, der Fremdenfeindlichkeit und der Religionsfeindlichkeit im
Allgemeinen. Sie konstatieren, dass ohne dieses Ritual religiöses Leben nicht
mehr möglich sei.
Die deutsche Bundesregierung bemüht sich um Ausgleich und
hat nun für Herbst einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Beschneidung an
Minderjährigen auch ohne medizinische Indikation erlauben soll, sofern der
Eingriff fachgerecht durchgeführt wird.
Bisher ist in den deutschen und
österreichischen TV-Medien der Eindruck entstanden, dass innerhalb der
religiösen Communities ein nahezu vollständiger Konsens zur Beschneidungsfrage
herrscht, nämlich Pro dieser Tradition. Ebenso entstand der Anschein, dass die
Betroffenen selbst ohnedies zufrieden sind mit ihrem Beschnitten-Sein und
eigentlich nur diejenigen aufbegehren, die es gar nicht betrifft.
Doch
stimmt das eigentlich? Gibt es wirklich so gut wie kaum Betroffene aus dem
jüdischen und muslimischen Umfeld, die diese Tradition ablehnen und sich dagegen
engagieren? Was sagt der aktuelle medizinische Wissensstand, was sagen
Psychosoziale Fachkräfte zu den möglichen Folgen einer Zirkumzision? Warum
sollten die Erziehungsrechte der Eltern oder das Recht der Gruppe auf
Religionsausübung in dem Fall höher zu bewerten sein, als die Kinderrechte und
der Kinderschutz?
Und was bedeutet "Religionsfreiheit" aus
menschenrechtlicher Perspektive tatsächlich?
Um diesen und noch mehr Fragen
auf den Grund zu gehen, diskutiert in der ersten Folge nach der Sommerpause
Sabina Grömmer mit folgenden Gästen:
Dr, Jérôme Segal:
Wissenschaftshistoriker und jüdischer Beschneidungsgegner, der bekennende
Atheist und Humanist ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde und
engagiert sich unter anderem gegen Antisemitismus und Rassismus.
DDr.
Christian Kratzik: Urologe in eigener Praxis sowie Oberarzt am AKH Wien und in
etlichen Privatspitälern tätig, er ist außerdem promovierter Jurist und führt
Zirkumzisionen mit medizinischer Indikation durch.
Mag. Mario. R.
Lackner: Der Dipl. Sexualpädagoge und Sexualberater ist in seiner
Beratungspraxis mit Betroffenen und Eltern konfrontiert und kennt die Probleme,
die manche mit der Beschneidung bzw ihren Folgen haben.