Keine Zinsen

Als Wundermittel betrachtet man schon seit längerer Zeit die Enteignung der Sparer durch die Abschaffung wahrnehmbarer Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte am 10.3.2016 die Zinsen auf null Prozent, Banken die bei der EZB ihre überschüssigen Gelder parken, müssen statt 0,3 nun 0,4% Strafzinsen zahlen und die Anleihenkäufe wurden von monatlich 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro angehoben. Damit soll die Inflation gesteigert, also die Enteignung der Sparer verschärft werden.

Es ist offenbar zuviel Geld und zuwenig Nachfrage nach Krediten vorhanden.
Die EZB verkündet, die Zinssenkungen sollen Kredite verbilligen und dadurch Investitionen fördern. Was offenbar schon länger nicht passiert. Weil investiert wird, wenn Gewinne zu erwarten sind, wenn also mehr Güter und Dienstleistungen angeboten werden und durch steigende Nachfrage die Umsätze und dadurch die Gewinne steigen.

Das passiert jedoch nicht. Da seit zwanzig Jahren der Wirtschaftszuwachs faktisch nur noch die Superreichen noch reicher macht, die Masseneinkommen aber stagnieren und die verfügbaren realen Nettoeinkommen zurückgehen, funktioniert das ganze System nimmer. Dort wo viel Geld ist, setzt man auf Spekulationen, dort wo weniger Geld oder gar keins ist, dort ist man beim Ausgeben vorsichtig.

Seinerzeit hatte der legendäre Kapitalist Henry Ford die These vertreten, wenn er den Arbeitern in seinen Fabriken soviel zahle, dass sich auch diese ein Ford-Auto kaufen könnten, dann würde er die Nachfrage fördern. Heute lautet die These, wenn man die Werktätigen schärfer ausbeutet, dann hat man höhere Profite und kann damit an den Börsen spekulieren und noch reicher werden.

Wie schon Genosse Marx gesagt hat, werden Werte aber durch gesellschaftlich notwendige menschliche Arbeit geschaffen und nicht durch die Hoffnung auf steigende Aktienkurse. Wer rechtzeitig kauft und verkauft, gewinnt, wer jeweils zu spät handelt, verliert, aber neue Werte werden dadurch keine geschaffen, es wird nur innerhalb des Geschäftsfeldes umverteilt.

Und zurzeit sitzen wir in einer Spekulationswirtschaft und dort wo es um reale Produkte und reale Dienste geht, ist Windstille. Die EZB hat offenbar den Auftrag, durch die geschilderte Enteignung der Sparer und die Anheizung der Inflation, den verschuldeten Staaten Hilfe zu leisten, während der Spekulationsbereich und die Möglichkeiten der Steuerhinterziehungen außerhalb des politischen Zugriffs bleiben. Aber vielleicht schafft man es auf diese Weise, das europäische Wirtschaftssystem, den Sozialstaat und den Euro zu ruinieren. Dann wird's wieder keiner gewesen sein...