Meine kritischen Kommentare zum Verhältnis Kirche und interreligiöser
Dialog waren Gegenstand eines Treffens in der Diözese Linz. Ich wurde
von Diözesanbischof Manfred Scheuer und seinem engeren Kreis gemeinsam
mit dem Obmann der Türkischen Kulturgemeinde Österreich, Birol Kilic,
eingeladen. Es war ein offenes und freundliches Gespräch, ohne den Blick
auf die kritischen Bereiche im Verhältnis Kirche und interreligiöser
Dialog auszublenden. Die unterschiedlichsten Konfessionen stehen seit mehr als
15 Jahren in Oberösterreich in einem Austausch auf verschiedenen Ebenen.
Die
Ansprechpartner untereinander und auch gegenüber den Institutionen, der
Politik und der Zivilgesellschaft sind meist die Repräsentanten der anerkannten
Glaubensgemeinschaften. Am Beispiel des von Saudi-Arabien finanzierten "interreligiösen
Dialogzentrums" in Wien erkennt man, dass nicht nur ein inhaltlicher Austausch
stattfindet, sondern auch die Aufteilung so mancher Subventionen aus unterschiedlichen
Fördertöpfen für diverse Kooperationen. Am Dialog können
meist nur jene teilnehmen und Zugang zu Fördergeldern erhalten, welche
eine institutionalisierte Stimme in der öffentlichen Wahrnehmung haben.
Hunderttausende, wenn nicht Millionen*) von Konfessionslosen sind somit ausgeschlossen
und irrelevant. Es gibt den Freidenkerbund, die Atheisten-Plattform und Zehntausende
kritisch-säkulare Stimmen, welche humanistische Positionen der Aufklärung
vertreten. Was sie vereint, ist, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung
mangels Bündelung keine Ansprechpartner für Kirche und Staat sind.
*)
Anm. atheisten-info: bis 2001 wurden bei den Volkszählungen die Konfessionsfreien
erhoben, damals waren es über 1,1 Millionen, jetzt werden es über
zwei Millionen sein, alleine aus der kath. Kirche sind seither fast 800.000
ausgetreten, dazu kommen noch der religiöse Sterbeüberschuss und religionslose
Zuwanderer..
lIm Gespräch mit Bischof Scheuer habe ich die
Gemeinsamkeiten des Islams und des Christentums von der ersten Felsenkirche
in Antakya bis zur Verehrung von Jesus im Koran thematisiert. Jesus und Mohammed
haben eines gemeinsam: Beide waren Revolutionäre und Kämpfer für
Gerechtigkeit. Beide wüteten in Gebetsstätten, weil darin nicht Gott
gepriesen, sondern Geschäfte und Vielgötterei betrieben wurde. Diese
notwendige Tempelreinigung hat bis heute an keiner Aktualität verloren,
Die Religion wird missbraucht und politisch instrumentalisiert.
Nicht
besprochen wurde, dass im Namen der Religion und mit der Unwissenheit der Massen
Milliarden an Geschäften unter dem Halal-Label gemacht werden. Die islamistischen
Gruppierungen in Europa werden nicht nur von Saudi-Arabien, Katar und der Türkei
finanziert, sondern erzielen einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Einkünfte
aus den intransparenten Halal-Geschäften. Diese Thematik ist ein blinder
Fleck in der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Interesse seitens der Politik
und der Wissenschaft wäre sicherlich kein Nachteil, damit man gewisse Entwicklungen
besser verstehen kann.