Sebastian Kurz kritisiert die Ausbeutung

Allerdings auf kapitalistische Art, wie einer ORF-Meldung vom 25.8.2017 zu entnehmen ist:

"(..) Laut Spitzenkandidat Sebastian Kurz wird das Programm rund 250 Seiten umfassen und in drei Kapitel - 'Neue Gerechtigkeit', 'Wirtschaftsstandort' sowie 'Sicherheit und Migration' - gegliedert sein. (..) Eines der wichtigsten Themen sei dabei die Frage der Gerechtigkeit. 'Wir haben in all unseren Gesprächen den Eindruck bekommen, dass sich in Österreich mehr und mehr Ungerechtigkeiten entwickelt haben und dass es Fehlentwicklungen gibt, wo es gilt gegenzusteuern. Man kann sich in Österreich eigentlich nichts mehr aufbauen, und es wird immer schwieriger, Eigentum zu schaffen. Was wir den Steuerzahlern antun, grenzt teilweise an Ausbeutung. Ein Automechaniker muss zehn Stunden arbeiten, damit er sich eine Stunde eines Installateurs leisten kann', so Kurz, der die ÖVP vor rund 100 Tagen übernommen hat. (..) Sein erklärtes Ziel ist es deshalb, die Steuer- und Abgabenquote in der nächsten Legislaturperiode auf unter 40 Prozent zu bringen. 'Es gibt kaum Länder im OECD-Raum, wo die Differenz zwischen Brutto- und Nettogehalt so groß wie in Österreich ist' (..)."

Rechnen wir einmal ein bisschen! Habe im Internet ergoogelt, dass ein Automechaniker durchschnittlich 1.830 Euro im Monat verdient, das sind netto 1.390 (Sozialversicherung 332 und Lohnsteuer 108), ein Elektroinstallateur verdient im Schnitt 2.150 (minus SV 390 und LST 198 ist gleich 1.562). Die Lohnnebenkosten setzen sich aus den Kosten für den 13. und 14. Monatsbezug, den Urlaub, sonstige bezahlte Abwesenheiten, den vom Betrieb zu bezahlenden Anteilen für die Sozialversicherung, den Beiträgen für den Familienlastenausgleichsfond, die Unfallversicherung, die Arbeitslosenversicherung und andere Abgaben zusammen, das summiert sich mit rund 54 % des Jahresbruttos. Was also heißt, ein Monatseinkommen von 1.830 bringt Betriebsausgaben von 2.820 und ein Monatsnettoeinkommen von 1.390, beim anderen Beispiel sind es 2.150, 3.310 und 1.562.

Gerechnet mit 38,5 Wochenarbeitsunden ergibt das Bruttostundenkosten von 11 Euro, mit den Lohnnebenkosten 17 Euro und netto 8,40, bzw. 13, 20 und netto 9,50.

Die durchschnittlichen Stundensätze für die Kunden betragen beim Automechaniker 96 Euro, beim Installateur 62 Euro, beim Automechaniker sind die Betriebskosten durch entspr. maschinelle Einrichtungen höher. Der Preis von 96 Euro bei der Arbeitsstunde für Automechaniker minus die gesamten Lohnkosten ergibt also 79 Euro, beim Installateur sind es 42, davon müssen die Betriebskosten einschließlich der Technik, die Umsatzsteuer, sonstige Abgaben und der Unternehmergewinn (inklusive die davon anfallenden Steuern und Abgaben) finanziert werden. Was wohl funktionieren wird, weil sonst gäbe es weder Autowerkstätten, noch Installationsfirmen!

Jetzt so zu tun als könnten sich Mechaniker und Installateure selber andere Mechaniker und Installateure nicht leisten, weil diese wegen der Abgaben zehnmal mehr kosten als der eigene Nettostundenlohn beträgt, geht doch an der Wirklichkeit weit vorbei! Diese Abgaben belaufen sich pro Stunde inklusive der Lohnnebenkosten auf knapp 9, bzw. 10,50 Euro, wovon der Anteil der Sonderzahlungen ja dem Automechaniker und Installateur wieder zukommen und die Nettolöhne entsprechend erhöhen.

Was will der Sebastian Kurz einsparen? Die Sozialversicherungsbeiträge? Die Lohnsteuer? Die Familienumlage für die Kinderbeihilfen? Den 13. und 14. Monatslohn? Und jeder kümmert sich dann - wie in den USA - selber um private Kranken- und Pensionsversicherungen, wer Kinder hat, der soll sich diesen Luxus selber finanzieren, wer einen Arbeitsunfall hat, arbeitslos wird, der hat eben Pech gehabt.

Hoffe, dass in den obigen Rechnereien nicht allzuviele Fehler sind, das einzige, das der ÖVP-Wastl annähernd richtig gerechnet hat, war der Vergleich zwischen Bruttokundenkosten und Nettostundenlöhnen, alles was zugunsten der Beschäftigten dazwischen liegt, interessiert ihn nicht, weg damit, der Wastl braucht das nicht. Der Kurz-Wastl kritisierte nicht die Ausbeutung, nein, er will sie enorm verschärfen...

Derweilen liegt Kurz bei den zwei aktuellsten Umfragen immer noch bei 33%, die SPÖ liegt bei 22, bzw. 25 %, die FPÖ jeweils bei 23 %, die Grünen liegen bei 4 und 7 %, Peter Pilz bei beiden bei 6 %, die Neos bei 5 und 6 %. Die SPÖ, die ihren Wahlkampf ja bisher an die Wand gefahren hat, sollte es vielleicht einmal konkret mit etwas Sozialdemokratischem versuchen. Aber das wird wahrscheinlich der Peter Pilz machen müssen...