Im Internet findet man inzwischen diverse Äußerungen von Wladimir Putin,
die ihn als heftigen Christen und heftigen christlichen Herrscher zeigen, Moskau
wird sogar zum dritten Rom:
Denn der Mönch Philotheus von Pskow erklärte schon im frühen 16. Jahrhundert:
"So wisse, frommer König, dass alle christlichen Reiche zu Ende gegangen
sind und sich in einem einzigen Reich von dir vereinigt haben. Zwei Roms sind
gefallen, das dritte steht, und es wird kein viertes geben. Niemand wird dein
christliches Zarenreich ersetzen, wie der große Theologe sagt!" Und dass
der Zar Iwan III. der neue Zar des dritten Roms sei, erklärte 1492 Zosimus,
der damalige orthodoxe Metropolit von Moskau, auf das Römische Reich sei als
zweites Rom Konstantinopel, die seinerzeitige Hauptstadt des oströmischen Reiches
gefolgt und Konstantinopel sei vom dritten Rom, dem zaristischen Moskau der
russisch-orthodoxen Kirche abgelöst worden.
Und dass mittels siegreicher Oktoberrevolution das Zarenreich durch den Bolschewismus
abgelöst wurde, das weiß der Putin scheinbar nicht, dabei müsste er das
als Jahrgang 1952 in der Schule im Gegenstand Marxismus-Leninismus intensiv
gelernt haben! Leningrad und Moskau waren ja wohl bis zirka 1990 das vermeintliche
neue Rom gewesen! Und Putin ist in Leningrad geboren und hat dort auch studiert!
Aber in der Familie hatte es zwei Gesinnungen gegeben, sein Vater war ein linientreuer
Kommunist, seine Mutter russisch-orthodox, sie ließ den Wladimir heimlich taufen,
nach dem Ende der UdSSR bekannte sich Putin öffentlich zur Religion. Seit 1975
bis zum Ende der Sowjetunion war er Offizier im Komitee für Staatssicherheit
(Komitét gosudárstvennoj bezopásnosti - KGB) gewesen.
In einer Rede im September 2013 erklärte Putin: "Wir sehen,
dass viele der euro-atlantischen Länder ihre Wurzeln verleugnen, einschließlich
der christlichen Werte, die die Grundlage der westlichen Zivilisation bilden.
Sie verleugnen moralische Grundsätze und alle traditionellen Identitäten:
nationale, kulturelle, religiöse und sogar sexuelle. Sie setzen eine Politik
um, die große Familien mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und den Glauben
an Gott mit dem Glauben an Satan gleichsetzt."
Am 12. Juli 2021 verkündete Putin erneut Russlands dritte Rom-Perspektive,
dass Moskau allein über Kiew herrschen müsse: "Russen, Ukrainer und
Weißrussen sind alle durch eine Sprache, wirtschaftliche Bindungen, die Herrschaft
der Fürsten der Rurik-Dynastie und nach der Taufe der Rus durch den orthodoxen
Glauben miteinander verbunden. Die geistige Entscheidung des heiligen Wladimir,
der sowohl Fürst von Nowgorod als auch Großfürst von Kiew war, bestimmt noch
heute weitgehend unsere Zugehörigkeit für die Nachwelt an die Worte von Oleg,
dem Propheten, über Kiew: ‚Es soll die Mutter aller russischen Städte sein'."
Karl Marx erklärte in London in einer Rede am 22. Januar 1867, "Russlands
Methoden, seine Taktik, seine Manöver mögen sich ändern, aber der Polarstern
seiner Politik - die Weltherrschaft - ist ein Fixstern". Genosse Marx hatte
einen scharfen zeitgeschichtlichen Blick!
Der Putin ist wohl auch mit dem alten Katholizismus vergleichbar, dieser
hat ja seinerzeit mit aller Vehemenz den "Modernismus" bekämpft,
von 1910 bis zum zweiten Vatikanum (1962-1965) musten Priester den Antimodernismuseid
schwören - in dessen Folge wurde 1967 auch der "Antimodernismuseid"
abgeschafft, hier der Eid:
"Erstens: Ich bekenne, dass Gott, der Ursprung und das Ende aller
Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft durch das, was geschaffen ist,
d. h. durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache mittels der Wirkung,
mit Sicherheit erkannt und auch bewiesen werden kann.
Zweitens: Ich anerkenne die äußeren Beweismittel der Offenbarung, d.
h. die Werke Gottes, in erster Linie die Wunder und Prophezeiungen, als ganz
sichere Zeichen des göttlichen Ursprungs der christlichen Religion. Ich halte
fest, dass sie dem Geist aller Zeiten und Menschen, auch der Gegenwart,
auf das beste angepasst sind.
Drittens: Fest glaube ich, dass die Kirche, die Hüterin und Lehrerin
des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus selbst,
während seines Lebens unter uns, unmittelbar oder direkt eingesetzt, und dass
sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen Hierarchie, und auf seine steten
Nachfolger gebaut wurde.
Viertens: dass die Glaubenslehre, soweit sie von den Aposteln durch die
orthodoxen Väter übermittelt wurde, stets ein und dieselbe war.
Fünftens: dass der Glaube kein blindes Gefühl für Religion ist, das
aus den verborgenen Gründen des Unbewussten unter dem Druck des Herzens und
der Erregung des sittlich ungebildeten Willens hervorbricht, sondern dass er
die wahrhafte Zustimmung unseres Verstandes zu einer Wahrheit ist, die von außen
her durch Hören angenommen wird, durch die wir das, was von dem persönlichen
Gott, dem Schöpfer und unseren Herrn gesagt, bezeugt und geoffenbart worden
ist."